Perfekter Einstein-Ring

Astronomen entdecken seltene Struktur im All


11.02.2025 – 11:31 UhrLesedauer: 2 Min.

Der Einstein-Ring: Selten sieht er so perfekt aus. (Quelle: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi, T. Li)

Das Weltraumteleskop Euclid hat eine seltene kosmische Struktur entdeckt: einen Einstein-Ring. Dieser seltene Fund erlaubt tiefere Einblicke in dunkle Materie.

Das europäische Weltraumteleskop Euclid hat einen perfekten Einstein-Ring aufgespürt. Diese seltene Struktur entsteht durch eine sogenannte Gravitationslinse, wenn eine massereiche Galaxie das Licht einer dahinterliegenden, viel weiter entfernten Galaxie verzerrt und verstärkt.

Das Besondere an diesem Fund: Die Linse, die den Ring verursacht, ist die Galaxie NGC 6505, rund 590 Millionen Lichtjahre entfernt – für eine Gravitationslinse vergleichsweise nah. Das Licht der dahinterliegenden Galaxie brauchte hingegen 4,4 Milliarden Jahre, um uns zu erreichen.

Die Europäische Weltraumorganisation (Esa) startete Euclid im Juli 2023 mit dem Ziel, eine detaillierte 3D-Karte des Universums zu erstellen. Die Entdeckung des Einstein-Rings gelang bereits zwei Monate nach dem Start, noch während der Testphase der Mission. Das Forschungsteam hat die Linse nach ihrem Entdecker, dem Astronomen Bruno Altieri, „Altieris Linse“ getauft.

„Dass eine so nahe Galaxie als starke Gravitationslinse wirkt, ist ungewöhnlich“, erklärt Massimo Meneghetti vom italienischen Nationalinstitut für Astrophysik. Die präzise Ausrichtung der Galaxien machte die Entstehung eines vollständigen Rings möglich – ein äußerst seltenes Ereignis.

Dank der Form des Einstein-Rings konnten die Wissenschaftler die Massenverteilung von NGC 6505 genau analysieren – inklusive der dunklen Materie. Diese macht normalerweise 85 Prozent der Materie im Universum aus. Im Zentrum von NGC 6505 beträgt der Anteil jedoch nur 11 Prozent, da dort Sterne dominieren.

„Gravitationslinsen sind das präziseste Werkzeug, um Massen zu messen“, erklärt Giulia Despali von der Universität Bologna. Die Untersuchung der Galaxie zeigte zudem, dass ihre innere Struktur mit der Entfernung vom Zentrum variiert. Auch die Verteilung von massereichen und leichten Sternen konnte ermittelt werden.

Obwohl Euclid während seiner Mission vermutlich nur etwa 20 weitere solcher starken Gravitationslinsen finden wird, könnte es insgesamt über 100.000 schwächere Linsen entdecken. Diese könnten dabei helfen, die Verteilung von dunkler Materie und dunkler Energie im Universum besser zu verstehen.

Die neuen Beobachtungen geben Aufschluss über die Entstehung und Entwicklung von Galaxien – und liefern wichtige Hinweise darauf, wie das Universum in den vergangenen zehn Milliarden Jahren geformt wurde. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlicht.

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