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Eine Schlafapnoe kann ernste Folgen für die Gesundheit haben, bleibt allerdings oft unentdeckt. Denn nicht bei allen Betroffenen zeigt sich die Krankheit durch lautes Schnarchen, warnt ein Experte.

Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer stören nicht nur den Schlaf. Sie sind auch die Anzeichen einer ernsten Erkrankung: der Schlafapnoe. Allerdings sind diese offensichtlichen Warnzeichen nicht die einzigen Symptome. Denn eine Schlafapnoe kann auch unspezifische Beschwerden auslösen oder gänzlich ohne Anzeichen auftreten – und das sogar sehr häufig.

So hat eine aktuelle Studie von Forschenden aus Deutschland und den USA herausgefunden, dass jeder vierte Gesunde an einer solchen „stillen“ Schlafapnoe leiden könnte. Über gesunde und vorerkrankte Menschen verteilt, kommt die Schlafapnoe sogar noch häufiger vor – mit schweren Folgen für die Gesundheit. Wie Sie eine Schlafapnoe erkennen und welches Hilfsmittel ein Schlafmediziner empfiehlt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Die Schlafapnoe ist eine Atmungsstörung, bei der die Atmung im Schlaf immer wieder flacher wird (Hypopnoe) oder ganz aussetzt (Apnoe). Dabei lassen sich je nach Ursachen zwei Formen unterscheiden:

  • Obstruktive Schlafapnoe: In etwa 90 Prozent der Fälle ist eine Verengung beziehungsweise Blockierung (Obstruktion) der oberen Atemwege ursächlich. Meist führen erschlaffte Muskeln im Bereich des Gaumens, des Rachens und auch der Zunge zu dieser Verengung. Aber auch vermehrtes Fettgewebe im Halsbereich (etwa bei starkem Übergewicht), Erkrankungen wie Rheuma oder Schilddrüsenunterfunktion, Nasenpolypen oder vergrößerte Gaumen- oder Rachenmandeln sind mögliche Ursachen der obstruktiven Schlafapnoe. Zudem nimmt das Risiko für die Erkrankung mit steigendem Alter zu.
  • Zentrale Schlafapnoe: Seltener ist die sogenannte zentrale Schlafapnoe die Ursache. Diese Form hat ihre Ursachen in einer Störung des Atemzentrums im Gehirn.

Mehr Informationen zu den verschiedenen Formen der Schlafapnoe und ihren Ursachen finden Sie in diesem Artikel.

Das typische Symptom der obstruktiven Schlafapnoe ist lautes, unregelmäßiges Schnarchen. Auch häufiges nächtliches Aufwachen durch die Atemaussetzer gehört zu den Warnzeichen. Zudem leiden viele Menschen mit Schlafapnoe unter einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit und fühlen sich trotz scheinbar ausreichendem Schlaf ständig erschöpft.

Dem Schlafmediziner Prof. Dr. Clemens Heiser zufolge sind diese typischen Anzeichen aber nicht unbedingt bei allen Betroffenen zu finden. Symptome, die weniger eindeutig auf eine obstruktive Schlafapnoe hinweisen, sind laut dem Experten etwa:

  • morgendliche Kopfschmerzen
  • Konzentrationsprobleme
  • Vergesslichkeit
  • Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
  • starkes, nächtliches Schwitzen
  • häufige nächtliche Toilettengänge

Auch bei der zentralen Schlafapnoe kommt es nicht zu dem auffälligen lauten Schnarchen. Allerdings leiden auch Betroffene mit dieser Form der Schlafapnoe unter häufigen nächtlichen Atemaussetzern und wachen dadurch regelmäßig auf. Insgesamt sind die Symptome der zentralen Schlafapnoe aber weniger stark ausgeprägt.

Nach aktuellen Studien leben in Deutschland über alle Altersgruppen gemittelt etwa 30 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen mit einer obstruktiven Schlafapnoe. Zudem steigt die Häufigkeit mit dem Alter deutlich an. So sind bis zu 60 Prozent der 65- bis 70-jährigen Männer von einer obstruktiven Schlafapnoe betroffen. Frauen bleiben aufgrund einer anderen Anatomie im Halsbereich häufig bis zur Menopause verschont.

Allerdings bleibe die obstruktive Schlafapnoe aufgrund der unspezifischen Symptome häufig unbemerkt, erklärt Prof. Heiser. Daher sei eine obstruktive Schlafapnoe wahrscheinlich wesentlich häufiger als bisher angenommen – vor allem bei scheinbar gesunden Menschen ohne auffällige Symptome.

Prof. Dr. med. Clemens Heiser ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde mit besonderer Expertise in Schlafmedizin. Er leitet das Schlaflabor im HNO-Klinikum rechts der Isar und ist Gründer u. a. des Institute for Sleep Medicine.
Er war als Experte an zahlreichen Studien zur Schlafforschung sowie an der Entwicklung der Schlafapnoe-App Snorefox beteiligt. Zudem ist er Co-Autor der eingangs erwähnten, aktuellen Studie zur Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe bei gesunden Probanden.

Warum ist eine unbehandelte Schlafapnoe gefährlich?

„Eine unbehandelte Schlafapnoe kann eine Reihe von teils schwerwiegenden Erkrankungen begünstigen“, erklärt Prof. Heiser. Dazu gehören dem Experten zufolge insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. So sei etwa das Risiko für einen Herzinfarkt bei Betroffenen viermal höher als bei Menschen ohne Schlafapnoe.

Und auch das Risiko für Typ-2-Diabetes, Depressionen und Demenzerkrankungen steigt bei unbehandelter Schlafapnoe. „Darüber hinaus ist Schlafapnoe ein bedeutender Faktor für Tagesmüdigkeit und damit auch für Unfälle, sowohl im Straßenverkehr als auch am Arbeitsplatz“, erklärt der Experte.

Daher sollten Sie vorsorglich einen Arzt aufsuchen, wenn Sie die oben genannten Symptome bei sich erkennen.

Schnarchen ist nicht immer automatisch ein Anzeichen für Schlafapnoe. Es gibt viele harmlose Ursachen für Schnarchen, etwa eine Schwellung der Nasenschleimhaut durch Schnupfen oder Allergien, vergrößerte Nasenmuscheln oder eine Kieferfehlstellung.

Der Schlafmediziner empfiehlt, den eigenen Schlaf einmal genauer zu untersuchen, etwa mit einer App auf dem Smartphone. Dem Experten zufolge können Smartphones oder andere mobile Messgeräte auf unkomplizierte Weise dabei helfen, unregelmäßige Atemmuster oder häufiges nächtliches Aufwachen zu erkennen – oft bevor man selbst Symptome bemerkt.

Allerdings betont der Experte, dass die Ergebnisse dieser Geräte kein Ersatz für eine medizinische Diagnose darstellen und auffällige Werte stets von einem Arzt abgeklärt werden sollten. Zudem variiere die Qualität je nach Gerät, weshalb er den Einsatz zugelassener Medizinprodukte empfiehlt.

Abgesehen davon gilt es, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dazu gehört etwa der Verzicht aufs Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sowie eine möglichst seltene Einnahme von Schlaftabletten und Beruhigungsmitteln. Denn diese Dinge gelten als Risikofaktoren für eine obstruktive Schlafapnoe. Auch ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung können das Risiko der Erkrankung verringern.

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