In knapp zwei Wochen findet die Bundestagswahl statt. Im Zuge des Wahlkampfs kommt es auch zu Übergriffen auf Wahlhelfer. Wie gehen Ehrenamtliche damit um?

Der Wahlkampf für die kommende Bundestagswahl geht in die heiße Phase, zahlreiche Wahlkampfhelfer der antretenden Parteien sind auf der Straße. Damit sind sie auch oft Ziel von Anfeindungen und Angriffen – wie in einem Fall vom vergangenen Mittwoch in Berlin-Tempelhof. In den Morgenstunden soll ein Unbekannter am U-Bahnhof Ullsteinstraße zwei Wahlhelfer von den Grünen angegriffen und beleidigt haben.

Einer davon war Christopher (41). Er stand oben am U-Bahnhof, als ein unbekannter Mann an ihn herangetreten sei und ihn angeschrien haben soll. Als er sich dann umdrehte, hätte der Mann ihm anschließend mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Das war „eine heftige Backpfeife“, sagt der Wahlhelfer wenige Tage später. Nach dem Schlag soll der Mann ihm auch die Flyer aus der Hand und die Mütze vom Kopf geschlagen haben.

„Ich war erstmal überrascht und musste mich sammeln“, sagt Christopher. Schnell habe er sich dann gefasst und dem Mann klargemacht, dass er die Polizei rufen wolle. Dann sei der Mann gegangen, im Weglaufen soll er noch „Ihr gehört alle vergast“ gerufen haben. Christopher kenne den Wahlkampf seit Jahren, Beleidigungen und Anfeindungen sei man leider gewohnt. Auch in diesem Wahlkampf sei er fast täglich auf der Straße. Doch dabei sei das „Klima sehr viel rauer geworden“, sagt der 41-Jährige. Nicht nur den Grünen gegenüber, sondern auch gegenüber anderen Parteien.

Auch Christophers Kollege Lukas Harkotte wurde angegriffen. Ein Mann habe erst einen Flyer genommen und dann darauf gespuckt. Dann soll er sich an Harkotte gerichtet und ihn mehrmals mit „Du Schwuchtel“ beleidigt haben. Zudem habe er „Euch Grüne müsste man alle erhängen“ gerufen.

Harkotte habe dann versucht, zu deeskalieren und gefragt, ob er die Polizei rufen soll. Daraufhin soll der Mann ihn erneut beleidigt haben und über die Straße gegangen sein. Danach sei Harkotte erst unter dem Eindruck des Erlebten gestanden. Der 26-Jährige sagt: „Es war dann einfach zu viel.“ Er kenne zwar auch Anfeindungen im Wahlkampf, spurlos gehen solche Übergriffe aber nicht an ihm vorbei.

Zwar stand er am Tag darauf weiter auf der Straße, am vergangenen Freitag nahm er sich aber einen Tag Pause. „Ich musste mental einen Schritt zurückgehen“, sagt er. Allerdings werde er in den nächsten zwei Wochen wieder Wahlkampf auf der Straße machen. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, so Harkotte weiter. Immerhin erhält er von Seiten seiner Partei Unterstützung: Es gibt Workshops, Checklisten und Leitfäden, die Wahlhelfer auf ähnliche Vorfälle vorbereiten sollen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ob derselbe Mann sowohl Harkotte als auch Christopher beleidigt und angegriffen hatte, ist nach Angaben der Polizei bislang unklar. Harkotte habe den Übergriff auf Christopher nicht gesehen, sagte er weiter. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.

Immer wieder kommt es zu Angriffen und Beleidigungen gegenüber Wahlhelfern in Berlin. Erst am Dienstagabend (4. Februar) sind laut Polizei zwei Wahlkampfhelfer der Jungen Union in Schöneberg angegriffen worden. Einer der beiden stürzte dabei zu Boden und zog sich ein Hämatom am Oberschenkel zu. Auch hier dauern die Ermittlungen an.

In der Hauptstadt steigt die Zahl der Übergriffe auf Wahlhelfer und Plakate vor der Bundestagswahl. Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte 251 Straftaten bis zur vergangenen Woche, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte (Stichtag: 6.2.).

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