Mercedes-Chef

„Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden“


Aktualisiert am 15.12.2024 – 13:16 UhrLesedauer: 3 Min.

Mercedes-Chef Ola Källenius (Archivbild): Sein Unternehmen muss sparen. (Quelle: imago)

News folgen

Bei Mercedes-Benz ist der Gewinn eingebrochen, der Konzern muss sparen. Nun klagt Chef Källenius über den hohen Krankenstand in deutschen Werken.

Mercedes-Chef Ola Källenius hat die deutsche Einstellung zur Arbeit kritisiert, vor allem der Krankenstand sei außergewöhnlich hoch. „Nehmen Sie den Krankenstand in Deutschland, der ist laut verschiedener Studien so hoch wie lange nicht. Auch in unseren deutschen Werken ist das so“, sagte Källenius in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Dabei habe er einen guten Vergleichsrahmen. „Unsere Werke sind überall auf der Welt gleich, es gibt die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung“, so der Konzernchef. „Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch.“ Er fordert daher eine politische Lösung. Wie diese konkret aussehen könnte, sagte Källenius nicht, lediglich: „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden.“

Tatsächlich ist es in Deutschland seit der Corona-Pandemie möglich, sich telefonisch krankschreiben zu lassen. In der jüngeren Vergangenheit hatte es von verschiedenen Seiten Forderungen gegeben, diese Regelung wieder abzuschaffen. So hatte sich auch FDP-Chef Christian Lindner für das Ende der Regelung ausgesprochen. Er sagte, er wolle niemandem vorwerfen, die Regelung auszunutzen. Aber es gebe „eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand in Deutschland und der Einführung der Maßnahme, die als guter Bürokratieabbau gedacht war“. Ähnlich klingen nun die Äußerungen von Källenius.

Källenius steht unter Druck, denn Mercedes-Benz schwächelt. Nach einem Bericht des „Manager Magazins“ hat der Konzern deshalb konkrete Sparmaßnahmen beschlossen. Demnach sollen bis 2027 rund fünf Milliarden Euro eingespart werden.

Schon Ende 2025 solle die Hälfte davon erreicht sein. Ein Sprecher des Unternehmens wollte die Zahlen nicht kommentieren. Er verwies auf frühere Aussagen, wonach der Autobauer in den kommenden Jahren seine Kosten um mehrere Milliarden Euro jährlich senken wolle. Details nannte der Sprecher auf Nachfrage aber nicht. Begründet werden die Einschnitte mit der angespannten Situation in der Autoindustrie.

Nach Angaben des „Manager Magazins“ sollen mehr als 20.000 Arbeitsplätze gefährdet sein. Diese Darstellung wies der Sprecher kategorisch zurück. Es gebe keine Pläne, Werke in Deutschland zu schließen. Die Beschäftigungssicherung, die für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland gelte, stehe nicht infrage. Diese Vereinbarung – intern „Zusi 2030“ – genannt, schließt betriebsbedingte Beendigungskündigungen grundsätzlich bis Ende 2029 aus.

Das Unternehmen hat aber unter anderem die Möglichkeit, frei werdende Stellen nicht wieder zu besetzen. Mercedes-Chef Ola Källenius sagte im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Wir haben immer mit Demografie, mit der Fluktuation gearbeitet und wenn wir Restrukturierungen gemacht haben, dann zum Beispiel mit Abfindungen.“ Eine konkrete Zahl, wie viele Stellen gestrichen werden müssten, wollte er nicht nennen.

Mercedes hatte Ende Oktober einen Gewinneinbruch für das dritte Quartal vermeldet: Das Konzernergebnis fiel im Vorjahresvergleich um mehr als die Hälfte auf 1,72 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 6,7 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro zurück. Diese Finanzergebnisse entsprächen nicht den Ansprüchen, die man bei Mercedes habe, teilte Finanzchef Harald Wilhelm damals mit. Zu dieser Gelegenheit hatte der Manager auch angekündigt, nun noch mehr auf Kosten und Effizienz achten zu wollen.

Mercedes hat aktuell Schwierigkeiten – vor allem in China. Die teuren Modelle mit dem Stern laufen dort gerade nicht so gut wie gedacht. Für das laufende Jahr zeichnet sich auch keine Besserung ab. Die teuren Autos sind aber das Kernelement der Strategie von Konzernchef Ola Källenius. Sie haben den Schwaben in den vergangenen Jahren Rekorde eingebracht. Mit der Wirtschaftsflaute in der Volksrepublik sind die wohlhabenden Mercedes-Kunden aber unerwartet sparsam geworden. Außerdem wächst die Konkurrenz heimischer Autobauer in dem Land, das für die deutschen Hersteller über viele Jahre der Wachstumsgarant war.

Aktie.
Die mobile Version verlassen