Nach dem Fehlstart in der Champions League steht der FC Bayern gegen Benfica enorm unter Druck. Ein großer Traum droht früh zu platzen.

In den nationalen Wettbewerben ist der FC Bayern momentan wieder das Maß der Dinge. Mit dem 5:0 in Bochum, dem 4:0 im DFB-Pokal in Mainz und dem 3:0 gegen Union Berlin setzte der Rekordmeister zuletzt gleich drei Ausrufezeichen. Der dominante Offensivstil von Chefcoach Vincent Kompany beginnt sich auszuzahlen: Nach gerade einmal 14 Pflichtspielen knackten die Bayern als erstes europäisches Topteam die Marke von 50 Toren in dieser Saison.

Vor allem aber blieben die Münchner bei ihren drei Siegen ohne Gegentreffer. Das hatte es zuletzt in der Sextuple-Saison 2020 unter Cheftrainer Hansi Flick gegeben.

Ausgerechnet Flick war es auch, der Kompany und den Bayern vor zwei Wochen beim 1:4 in Barcelona mit seinem neuen Team eine Lehrstunde erteilt hatte. Dabei nutzte Flick mit Barça die Schwächen in Kompanys System und konkret die Anfälligkeit der Bayern bei schnellen Gegenangriffen gnadenlos aus. Mit der 1:4-Niederlage drohte die Ergebniskrise, in der sich die Bayern damals mit nur einem Sieg aus vier Spielen befanden, zur Systemkrise zu werden.

Davon werden Kompany und seine Mannschaft am Mittwochabend (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) beim Champions-League-Heimspiel gegen Benfica nun wieder eingeholt. International sind die Münchner bislang nämlich weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurückgeblieben. Mehr noch: Weil sie nach ihrem Auftaktsieg gegen Dinamo Zagreb (9:2) anschließend bei Aston Villa (0:1) und eben Barcelona verloren, sind die Bayern in der neuen Königsklassentabelle von Platz eins mittlerweile auf Rang 23 von 36 abgestürzt.

Um noch einen der ersten acht Plätze und damit die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale erreichen zu können, dürfen sie sich jetzt keine Ausrutscher mehr erlauben. Sonst droht der Umweg über die Play-offs und der Traum vom Finale im eigenen Stadion, das nach 2012 am Saisonende zum zweiten Mal in der Allianz Arena ausgetragen wird, frühzeitig zu platzen.

Für Mittelfeldabräumer João Palhinha ist die Ausgangslage jedenfalls klar. „Das ist ein Finale für uns!“, sagte der Portugiese vor dem wegweisenden Duell mit dem Erzrivalen seines Ex-Klubs Sporting Lissabon. „Wir müssen in der Champions League zurück auf die Siegerstraße finden.“

Kompany ergänzte: „Das Wichtigste ist das Mindset, dass jedes Spiel wie ein Finale ist. Das war der Schlüssel für meine Karriere. Dann kannst du ein Finale spielen, als wäre es ein normales Spiel.“

Das tatsächliche Endspiel findet zwar erst in 206 Tagen am 31. Mai in München statt. Die Bayern gehen gegen Benfica aber also schon jetzt in ihr erstes kleines „Finale dahoam“. Auch Thomas Müller, der neben Kapitän Manuel Neuer schon das Königsklassen-Endspiel 2012 in München und die bittere Niederlage gegen Chelsea miterlebt hat, ist sich der prekären Lage bewusst.

Für die kommenden Aufgaben gebe es dementsprechend „wenig Raum zur Interpretation“, sagte Müller in seinem Newsletter, „da müssen jetzt einfach Punkte her“. Wie viele genau fürs Weiterkommen in dem neuen System reichen, sei nicht ganz klar, stellte Müller richtig fest. Das sei „am Ende für uns jetzt auch nicht wichtig“, so Müller: „Wir wollen alle holen.“

Die Statistiker haben errechnet, dass die Bayern mindestens noch 13 Punkte benötigen, um noch unter die besten acht Teams zu kommen – also vier Siege und ein Remis (mehr dazu lesen Sie hier). Eine weitere Niederlage dürfen sie sich dagegen nicht mehr erlauben. Das Restprogramm in der Vorrunde der Champions League hat es allerdings in sich.

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