Gefahr durch lange Verwerfung

Santorin-Erdbeben: Experte widerspricht Regierung


Aktualisiert am 13.02.2025 – 07:55 UhrLesedauer: 2 Min.

Ein griechischer Erdbebenexperte sieht keine Abschwächung der Beben auf Santorin. Er warnt davor, dass eine lange Verwerfung aktiviert werden könnte.

Die Erdbebenserie auf der griechischen Urlaubsinsel Santorin bietet weiterhin Stoff für Diskussionen. Der Seismologe Akis Tselentis hat sich jetzt zu Wort gemeldet. Er ist der Meinung, dass eine enge Verbindung zwischen der Aktivität des Vulkangebiets Kolumbo und den zahlreichen kleineren Erdbeben besteht. Diese These ist bei Wissenschaftlern umstritten.

Nach seiner Ansicht gehe es nicht um eine einzige Verwerfung, die kleinere Beben auslöse. Es handele sich vielmehr um eine Erdbebenregion, die „zu viele“ Verwerfungen habe und Beben mit einer Stärke von bis zu 5,0 auslöse. Aufsteigende vulkanische Lava drücke auf die nahe der Erdoberfläche liegenden Schichten und bewege die Verwerfungen. Er geht, wie auch andere Wissenschaftler, davon aus, dass ein Erdbeben der Stärke 6 möglich sei.

Die seismische Aktivität habe bislang an einer Verwerfung, die 25 Kilometer lang ist, gestoppt. Diese könne, wenn sie ebenfalls aktiv werde, ein großes Beben auslösen. Bislang gebe es zwar keine Anzeichen dafür, doch es sei im Bereich des Möglichen.

Eine andere Möglichkeit eines massiven Bebens bestehe in dem Fall, dass die große Amorgos-Verwerfung aktiviert werde. Dies halte er aber derzeit für eher unwahrscheinlich, was sich auch mit der Einschätzung von Euthymios Lekkas, dem Vorsitzenden der Organisation für Erdbebenplanung und -schutz, deckt. Tselentis ist am Mittwoch aus dem Nationalen Ausschuss für seismische Risikobewertung ausgetreten. Er warf dem Komitee vor, politisch beeinflusst zu werden. Er ist Professor für Seismologie an der Nationalen Universität von Athen.

Der Wissenschaftler kritisierte die offiziellen Darstellungen von einem Nachlassen der Erdbebenaktivität. „Die Behauptungen über die allmähliche Abschwächung der seismischen Aktivität sind nicht zutreffend – eine Aussage, die aus politischen Kreisen und von Hotelinteressen verbreitet wurde“, schrieb er auf Facebook. Nach Angaben der Behörden hat die Erde seit dem 1. Februar Hunderte Male gebebt. Die Frequenz der Beben habe aber etwas nachgelassen, hieß es.

Dennoch wurde in der Region Amorgos am Mittwoch der Notstand ausgerufen. Die griechische Regierung hat beschlossen, dass die Schulen auf Santorini und den benachbarten Eilanden Ios, Anafi und Amorgos auch kommende Woche geschlossen bleiben. Der größte Teil der Bevölkerung, vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen, hat die Insel verlassen und sich auf dem Festland in Sicherheit gebracht.

1950 hatte eine Eruption des Vulkans von Santorini schwere Schäden angerichtet. Die Meinungen der Geologen und Seismologen gehen auseinander. Einige Experten schließen eine Eruption aus, andere halten sie für möglich.

Aktie.
Die mobile Version verlassen