„Liebe braucht keine Ferien“

Weihnachtsfilme: Darum sind die deutschen Titel oft so skurril


14.12.2024 – 15:49 UhrLesedauer: 5 Min.

„Jingle All The Way“: Arnold Schwarzenegger ist in dem Film auf der Jagd nach einem Spielzeug namens Turbo-Man. (Quelle: Rights Managed via www.imago-images.de)

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„Liebe braucht keine Ferien“, „Die Geister, die ich rief“ – deutsche Filmtitel für englischsprachige Blockbuster sind oft so anders als das Original. Warum ist das so?

Kennen Sie den Weihnachtsfilm „Scrooged“? Nein? Doch, Sie kennen ihn ganz bestimmt, erkennen aber den Titel nicht. Der lautet im Deutschen: „Die Geister, die ich rief.“ Bei Filmtiteln zeigt sich, wie weit „Übersetzungen“ vom Original abweichen können. Während in der englischsprachigen Welt Filmtitel oft reduziert gestaltet sind, bieten die deutschen Äquivalente manchmal ganze Satzstrukturen, fast schon wie Inhaltsangaben.

Das lässt Kenner der Originale oft schmunzeln, wirft aber auch Fragen nach Sprachkulturen und sprachspezifischer Ironie auf. Die Sprachlernplattform Preply hat sich angesehen, wie Weihnachtsfilme im englischsprachigen Original heißen – und was aus dem Titel im Zuge der Übersetzung ins Deutsche geworden ist. Derweil wird auf verschiedenen Social-Media-Plattformen der Sinn und Unsinn deutscher Filmtitelübersetzungen lebhaft diskutiert.

Ein interessantes Beispiel ist der bereits erwähnte Film „Scrooged“ von 1988, den man im deutschsprachigen Raum als „Die Geister, die ich rief“ kennt. Während der Originaltitel auf den Protagonisten – einen Herrn namens Scrooge – verweist und sonst keinen Kontext liefert, vermittelt die deutsche Übersetzung eher die Stimmung, indem sie die übernatürliche Thematik im Film andeutet.

Gleichzeitig ist der deutsche Titel auch ein Wortspiel: „Die Geister, die ich rief“ steht im Deutschen dafür, dass man etwas nicht mehr rückgängig machen beziehungsweise unter Kontrolle bringen kann. Damit ist es gleich auf mehreren Bedeutungsebenen gelungen, mit diesem Titel eine Vorahnung von dem zu erzeugen, was die Zuschauer erwartet.

Das Kinoposter, mit dem „Scrooged“ 1988 in US-Kinos beworben wurde. (Quelle: Paramount/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de)

Verwirrung könnte der englischsprachige Originaltitel der Weihnachtskomödie „Mixed Nuts“ stiften. Denn es handelt sich nicht um Nuss-Knabbereien. Wenn man im Englischen eine Person als „nuts“ bezeichnet, würde man sie im Deutschen wohl als „verrückt“ betrachten.

Dass die deutsche Titelversion des Films aber „Lifesavers – Die Lebensretter“ heißt, gibt noch ein anderes Bild: Während der englische Originaltitel auf die chaotischen Charaktere und komödiantischen Elemente anspielt, erweckt die deutsche Übersetzung den Eindruck, es handele sich um einen Actionfilm. Wer den Film sieht, wird dann eines Besseren belehrt.

Wer den Originaltitel dieser Komödie namens „The Holiday“ liest, könnte an Urlaub denken – doch mehr auch nicht. Im deutschsprachigen Raum möchte man die Zuschauer etwas mehr auf das Thema einstimmen: Der Titel „Liebe braucht keine Ferien“ lässt erahnen, dass große Gefühle ins Spiel kommen.

Und tatsächlich: Zwei von Liebeskummer geplagte Damen tauschen über die Weihnachtstage ihre Häuser, um Urlaub zu machen – und unverhofft klopft die große Liebe an. Die deutsche Übersetzung ist demnach näher am Inhalt als der Originaltitel. Allerdings ist im Deutschen der festliche Aspekt verloren gegangen. Denn der Begriff „Holiday“ wird vielmehr für „Feiertage“ und damit auch fürs Weihnachtsfest genutzt.

Cameron Diaz und Jude Law kommen sich in „Liebe braucht keine Ferien“ näher.

Ungewöhnlich verhält es sich auch bei „Versprochen ist Versprochen“ mit Arnold Schwarzenegger – im Original heißt die Actionkomödie „Jingle All The Way“. Während dieser Titel auch als Songzeile des weltbekannten Weihnachtsliedes „Jingle Bells“ eine festliche Note liefert, entfällt das in der deutschen Übersetzung gänzlich.

Zudem ist „Jingle All The Way“ im Englischen eine Redewendung, um auf eine drollige Art Aufregung und Begeisterung auszudrücken. Während der englische Titel also eher die Gefühlskulisse des Films widerspiegelt, beschreibt „Versprochen ist Versprochen“ das Kernthema: einen Vater, der verzweifelt sein Versprechen halten möchte, das heißeste Spielzeug des Jahres zu Weihnachten zu besorgen.

Viel Wortspiel gibt es in „The Santa Clause“, der in Deutschland als „Eine schöne Bescherung“ bekannt ist. Denn „clause“ bedeutet auf Deutsch Klausel, und die wird im Titel mit dem Weihnachtsmann (auf Englisch: „Santa Claus“ ohne „e“) verbunden. Also: die Weihnachtsmann-Klausel.

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