Ermittlungen stocken
Eltern eines toten Hamburger Polizisten klagen Justiz an
30.01.2025 – 03:44 UhrLesedauer: 2 Min.
Strafvereitelung im Amt? Ein Polizist bricht bei einer Übung zusammen, doch seine Todesursache bleibt ungeklärt. Jetzt gerät die Staatsanwaltschaft unter Druck.
Mehr als drei Jahre nach dem Tod des Hamburger Polizisten Marc-André Horn (†24) bei einer nächtlichen Polizeiübung in Bad Sülze erhebt seine Familie schwere Vorwürfe gegen die Justiz.
Wie „Ostsee-Zeitung“ und „Bild“ übereinstimmend berichten, wirft die Familie den Ermittlern vor, das Verfahren bewusst zu verschleppen, um die verantwortlichen Polizeiausbilder vor Strafverfolgung zu schützen. Über ihren Anwalt hat die Familie nun Anzeige gegen die zuständigen Staatsanwälte in Stralsund wegen Strafvereitelung im Amt erstattet.
Horn war am 13. Oktober 2021 während eines Nachtmarsches kollabiert und später an Sauerstoffmangel verstorben. Videos aus der Übung sollen zeigen, dass die Ausbilder ihn trotz offensichtlicher Erschöpfung zum Weitermachen drängten. Dennoch stellte die Staatsanwaltschaft Stralsund die Ermittlungen im Mai 2022 mit der Begründung ein, es gebe keinen Anfangsverdacht und der Tod sei auf körperliche Ursachen zurückzuführen. Erst auf Druck der Generalstaatsanwaltschaft wurden die Ermittlungen im März 2023 wieder aufgenommen – doch seither ist kaum etwas passiert.
Besonders brisant: Laut „Ostsee-Zeitung“ sei die Ermittlungsakte zwischenzeitlich verschwunden, später jedoch wieder aufgetaucht. Die Familie kritisiert, dass sie von den Behörden kaum informiert werde und dass die Ermittler sich seit Monaten nur in die Akte „einlesen“. Laut ihrem Anwalt sei dieses zögerliche Vorgehen eine bewusste Strategie, um eine Strafverfolgung zu verhindern.
Die Generalstaatsanwältin sieht bislang keinen strafrechtlich relevanten Fall von Rechtsbeugung und fragte die Familie lediglich, ob sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Stralsunder Ermittler anstrebe. Der Anwalt der Familie hält das für unzureichend und fordert ein offizielles Ermittlungsverfahren. Sollte die Justiz weiterhin untätig bleiben, will die Familie ein Klageerzwingungsverfahren einleiten.
Die Angehörigen fürchten, dass die Tatvorwürfe gegen die Polizeiausbilder bald verjähren könnten. Laut „Bild“ empfinden sie den langwierigen Kampf um Aufklärung als unerträgliche Belastung.