Damit künftig mehr Menschen mit der Linie 1 fahren können, plant die Stadt eine große Baumaßnahme. Eine Variante ist ein gigantischer Tunnel durch die Innenstadt. t-online beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Das Wichtigste im Überblick


Köln steht in diesem Sommer vor einer zukunftsweisenden Entscheidung für die Innenstadt: Wird die Strecke vom Aachener Weiher über Rudolfplatz, Neumarkt und Heumarkt bis zur Deutzer Brücke untertunnelt oder nicht? Für den Ausbau der sogenannten Ost-West-Achse werden derzeit eine unterirdische und eine oberirdische Bau-Variante diskutiert, der Rat muss sich für eine Variante entscheiden. Kommt der Tunnel, steht Köln eine riesige Baustelle bevor, die rund eine Milliarde Euro kosten wird. Das Wichtigste im Überblick:

Was ist die Ost-West-Achse überhaupt?

Mit der Ost-West-Achse bezeichnet die lokale Politik den Streckenverlauf der Linie 1 von Weiden-West bis Bensberg.

Was ist das Problem auf der Ost-West-Achse?

Die Züge der Linie 1 sind zu Stoßzeiten oft überfüllt. Die KVB kann aber nicht einfach mehr Züge einsetzen, weil zum einen das Fahrpersonal fehlt und die Strecke zum anderen durch die Nutzung der drei Linien 1, 7 und 9 bereits stark ausgelastet ist. Also sollen künftig längere Bahnen fahren: statt 60 Metern sind diese dann 90 Meter lang. Dafür müssen 34 Bahnsteige verlängert werden, die derzeit zu kurz für 90-Meter-Bahnen sind.

Den Umbau der Bahnsteige für die längeren Bahnen wird in drei Teilprojekte untergliedert:

  • Bereich West: Weiden bis Universitätsstraße
  • Bereich Innenstadt: Universitätsstraße bis Deutzer Brücke
  • Bereich Ost: Technische Hochschule bis Bensberg

Wo und warum soll der Tunnel gebaut werden?

Für den Bauabschnitt Innenstadt gibt es derzeit zwei Varianten, über die am 24. Juni im Stadtrat entschieden werden soll: eine oberirdische Verlängerung der Bahnsteige, so wie auf den anderen Bauabschnitten, oder eine unterirdische Umsetzung, also ein Tunnel. Der Tunnel soll den Verkehr oberirdisch entlasten und eine Alternative zur Verlängerung der Bahnsteige oberirdisch bieten.

Wann würde der Tunnel gebaut?

Der Baubeginn könnte nach derzeitigen Planungen frühestens Mitte 2029 erfolgen und sich bis 2040 hinziehen. Die oberirdische Variante ließe sich nach heutiger Einschätzung bis 2034 fertigstellen.

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Könnte die KVB während der Tunnel-Baustelle fahren?

Ja, die Baustelle soll im laufenden Betrieb stattfinden. Dazu werden provisorische Haltestellen eingerichtet. Diese sollen auch für die 90-Meter-Langzüge nutzbar sein.

Was spricht für und gegen den Tunnel?

Die Tunnel-Gegner verweisen auf die hohen Kosten des Projekts, die jahrelange Bauzeit mitten in der Innenstadt und nicht zuletzt die Auswirkungen der Baustelle auf das Klima. Die Tunnel-Befürworter sagen, dass die Bahnen unterirdisch störungsfreier und schneller fahren könnten und oben mehr Platz für Straßen und Plätze mit mehr Aufenthaltsqualität bliebe.

Was kostet der Tunnel? Und was die oberirdische Variante?

Nach aktuellen Schätzungen kostet der Bau des Tunnels etwa 940 bis 970 Millionen Euro. Dazu kommen noch Baunebenkosten und Zinsen für die Finanzierung. Die Gesamtkosten würden also eine Milliarde Euro übersteigen.
Die rein oberirdische Verlängerung der Bahnsteige könnte die Stadt für rund 160 Millionen Euro realisieren. Auch hier kommen Baunebenkosten und Zinsen hinzu.

Muss die Stadt Köln die Kosten alleine tragen?

Nein. Sowohl der Tunnelbau als auch die oberirdische Variante wären förderfähig, das heißt, die Stadt würde Zuschüsse von Bund und Land bekommen. Sie müsste dann im besten Fall nur zehn Prozent der Kosten selbst tragen.

Was kommt auf die Anwohner an der Tunnel-Baustelle zu?

Über die gesamte zu untertunnelnde Strecke sind mehrere offene Baugruben geplant, die teilweise die gesamte Straßenbreite einnehmen werden. Wohnungen und Geschäfte sollen aber weiterhin fußläufig erreichbar sein.

Gab es in Köln schon mal ein vergleichbares Tunnelprojekt?

Ja, der Tunnel, der für die Nord-Süd-Stadtbahn unter der Alt- und Südstadt verlegt wurde, ist länger. Vom Bonner Wall bis zur Haltestelle Rathaus bohrten die drei Tunnelbohrmaschinen, die auf die Namen „Tosca“, „Rosa“ und „Carmen“ getauft wurden, in den Jahren 2006 und 2007 rund 3,7 Kilometer Röhre. Bei dem nun geplanten Tunnel wären es 2,3 Kilometer.

Wer ist dafür? Und wer ist dagegen?

Unter den vier größten Ratsfraktionen in Köln – CDU, Grüne, Linke und SPD – ist derzeit nur die CDU klar für den Tunnelbau. Grüne und Linke favorisieren die oberirdische Variante, die SPD ist noch unentschieden. Wie sich die Fraktionen von Volt und AfD entscheiden, ist ebenfalls unklar. Sie könnten mit ihren Stimmen das berühmte „Zünglein an der Waage“ sein.

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