„Schlechter Scherz“
Bahn will angeblich Elektrobusse in China kaufen – scharfe Kritik
09.12.2025 – 20:14 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Bundesregierung fordert von der Wirtschaft „Standortpatriotismus“. Doch das Staatsunternehmen Bahn scheint vor allem auf den Preis zu achten.
Ein möglicher Großauftrag der Deutschen Bahn für den chinesischen Autobauer BYD stößt bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf scharfe Kritik. Wie der „Spiegel“ berichtet, will das Staatsunternehmen rund 700 Elektrobusse bei BYD bestellen. Das aber will die EVG nicht hinnehmen: „Wir werden das im Aufsichtsrat der Bahn zum Thema machen“, sagte EVG-Chef und Aufsichtsratsvize Martin Burkert dem Nachrichtenmagazin.
Erst vor wenigen Wochen habe die Bundesregierung von der Wirtschaft mehr „Standortpatriotismus“ gefordert, so Burkert. „Dass jetzt aber ausgerechnet das Staatsunternehmen Deutsche Bahn Elektrobusse billig in China einkaufen will, klingt da wie ein schlechter Scherz.“ Laut „Spiegel“ sollen weitere Busse beim chinesischen Hersteller Zhongtong Bus sowie MAN bestellt werden. Insgesamt gehe es um mehrere Tausend Fahrzeuge. Unklar ist, ob das Geschäft wirklich zustande kommt.
Die Bahn dementierte laut „Spiegel“ die genannten Zahlen, ohne jedoch andere Werte zu nennen. Auch zu sonstigen Details wollte sich der Konzern demnach nicht äußern. Die Bahn führe derzeit „eine europaweite Ausschreibung über die Lieferung von Omnibussen durch“, habe ein Sprecher auf Anfrage gesagt. „Es geht dabei um mehrjährige Rahmenverträge.“ Vor dem Ende der Ausschreibung könne man keine weiteren Auskünfte zu dem Verfahren geben. Die Aufträge an BYD und Zhongtong Bus gehen jeweils an europäische Tochterfirmen der chinesischen Konzerne, so der Bahn-Sprecher.
EVG-Chef Burkert bezog sich in seiner Kritik auf kürzliche Äußerungen von SPD-Chef und Finanzminister Lars Klingbeil. „Ein bisschen mehr Standortpatriotismus kann ich mir von dem einen oder dem anderen in der Unternehmensführung schon wünschen“, sagte Klingbeil etwa bei einem Kongress der Gewerkschaft IG BCE. Auch in einem Beschluss des SPD-Vorstands heißt es: „Wir fordern Standortpatriotismus von unserer Wirtschaft.“ Das fordert Burkert nun auch von der Bahn.
„Die Bundesregierung ist Eigentümerin der Bahn“, sagte Burkert dem „Spiegel“ weiter. „Wir erwarten, dass sie nicht nur Forderungen in den Raum wirft, sondern den Kampf um deutsche Jobs ernst meint.“ China dränge „mit aggressiven Kampfpreisen auf den europäischen Markt und Deutschland droht, darauf reinzufallen“.
Die Bahn-Regionaltochter DB Regio betreibt bundesweit auch Linienbusse. Schon 2021 bestellte DB Regio Elektrobusse bei BYD. Der chinesische Hersteller wächst mit seinen Elektroautos stark und überholte im vergangenen Jahr erstmals den einstigen Marktführer Tesla beim Umsatz. Elektrobusse produziert BYD auch in Ungarn, dort legte das Unternehmen Mitte des Jahres den Grundstein für eine Erweiterung seines Werks. Die jährliche Produktion soll damit auf bis zu 1.250 Busse verdreifacht werden.
