Zudem sieht von Dobrowolski noch einen anderen Punkt: „Wir haben ein monströses Problem mit Sexismus in der deutschen Polizei“, sagt er. Wenn Frauen sich in der Behörde beschweren, fallen oft Sätze wie: „Du hast es doch so gut. Frauenquote, Frauenförderung und du opferst hier nur rum“. Dabei sei die Polizei eine „männlich geprägte Organisation“, sagt von Dobrowolski weiter.

Für Chiara Malz ergebe es keinen Sinn, „Frauen in ein männliches System hineinzuquetschen“, sagt sie. In der bestehenden Struktur der Behörde seien „weibliche Grundwerte wie Sensibilität, Empathie, Miteinander und Solidarität“ nicht mitgedacht. Das zeige sich auch bei der Besetzung von Führungspositionen an Frauen.

Durch die Arbeit als Aktivist und Polizist sitzt von Dobrowolski zwischen den Stühlen. Für einige seiner Kollegen sei er „ein Kameradenschwein, eine Ratte“. Mit der Arbeit als Aktivist „verderbe ich es mir mit vielen Kollegen“, sagt er, denn sie „wollen das N-Wort, das Z-Wort, das K-Wort sagen und sich nicht einschränken lassen“.

Gleichzeitig erhält er von der eher linkspolitischen Szene ebenfalls keine wirkliche Zustimmung. Dort sei „man im Prinzip nach wie vor der Bulle“, sagt er weiter. Von Dobrowolski ordnet sich selbst politisch links ein: „Ich spüre große Ehre, wenn ich mich selbst als Antifaschisten bezeichne“, sagt der 49-Jährige.

Doch wer als Polizist Kritik an den bestehenden Strukturen übt, gewinne schnell den Eindruck, es niemandem recht machen zu können. Das sei ernüchternd, „weil ich möchte ja diese Institution verbessern, ich möchte Progression hereinbringen, ich möchte sie noch rechtsstaatlicher und demokratischer machen.“

Sowohl Malz als auch von Dobrowolski hatten bereits daran gedacht, mit dem Engagement aufzuhören. Von Dobrowolski sei irgendwann am „point of no return“ angelangt, an dem er sich nicht mehr aus der Öffentlichkeit zurückziehen konnte.

Für Polizistin Malz ist die Frage nach dem Aufhören sehr präsent. Sie befindet sich gerade in Elternzeit und könne sich „derzeit überhaupt nicht vorstellen, unter den aktuellen Voraussetzungen in den Dienst zurückzugehen“. Dennoch werde sie nie zu dem Punkt kommen, sich komplett von der Polizei zu distanzieren. Sie wolle mit dem Verein „ein neues Heim“ schaffen, in dem Kritik Platz findet.

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