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Bayern-Profi Leon Goretzka hat eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht – und sollte nun belohnt werden, schreibt t-online-Kolumnist Stefan Effenberg. Ganz anders ist dagegen die Lage bei Borussia Dortmund.

In aller Deutlichkeit: Für die Bayern ist das 2:1 im Playoff-Hinspiel der Champions League bei Celtic Glasgow ein super Ergebnis. Es lässt die Partie knapper erscheinen, als das Spiel wirklich war. Ich habe auch selbst mit den Bayern in Schottland gespielt, allerdings gegen die Rangers. Dort ist es immer unangenehm – schottische Teams kommen stets über eine unglaubliche Power und Kampfstärke, das hat sich von damals zu heute nicht verändert.

Die Bayern wussten, was auf sie zukommt, haben die Herausforderung gemeistert und sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Auch das unnötige späte Gegentor hat sie in der heißblütigen Atmosphäre im Celtic Park nicht ins Wanken gebracht. Am Ende hat sich die Qualität der Bayern doch deutlich durchgesetzt.

Sie haben das gezeigt, was man von ihnen auch in der Bundesliga kennt: viel Ballbesitz und viel Spielkontrolle, mit denen sie ihren Gegner müde gemacht haben. Ich muss natürlich auch sagen: Das war kein glanzvoller Sieg der Bayern – aber der muss es auch nicht sein. Es kommt jetzt nur darauf an, dass sie ihre Spiele gewinnen.

Die Bayern werden sich das Achtelfinale nicht mehr nehmen lassen – und dort dann entweder auf Atlético Madrid oder sogar auf Bayer Leverkusen treffen. Das Duell mit der Werkself wäre aus deutscher Sicht natürlich schon früh ein absoluter Kracher, ein Gigantenduell in der Königsklasse – und ich finde das auch gut so. Denn wenn die Bayern sich den Traum vom „Finale dahoam“ erfüllen wollen, dann müssen sie auf dem Weg dorthin eben auch die schwersten Gegner besiegen. Da müssen sich die Bayern durchkämpfen.

Durchgekämpft hat sich indes auch Leon Goretzka, der gegen Celtic mal wieder die komplette Spielzeit auf dem Platz stand. Für die Partie bei den körperbetont spielenden Schotten war er auch genau der Richtige. Bayern-Trainer Vincent Kompany wird sich überlegt haben: Es wird möglicherweise viele Zweikämpfe, viele Standardsituationen geben – wen kann ich da aufbieten? Da sprach viel für Leon: Er ist groß, hat die Physis, ist zweikampfstark, geht keinem Duell aus dem Weg, hat starke Qualitäten beim Spiel im Strafraum. Diesen Status hat er sich erarbeitet.

Noch am Anfang der Saison habe ich geschrieben, dass er sich Gedanken machen sollte um seine Zukunft – damals hatte er in München keine Perspektive. Er hat aber bewiesen, was für ein herausragender Profi er ist, hat sich nie hängen lassen, sich nie beklagt, sondern immer auf dem Platz geantwortet, ob im Training oder im Spiel, hat Charakter gezeigt. So einen Spieler wünscht sich jeder Trainer.

Bundestrainer Nagelsmann (M.) und Goretzka im November 2023 beim Länderspiel in Österreich: Rückholaktion? (Quelle: IMAGO/Ulrich Hufnagel/imago-images-bilder)

Und das muss eigentlich auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann gelten. Goretzka hat sich bei den Bayern zum Stammspieler gekämpft – und ein Stammspieler der Bayern sollte eigentlich auch immer ein Kandidat für die Nationalmannschaft sein. Wenn es ihnen bei der DFB-Elf mit dem Leistungsprinzip wirklich ernst ist – und das war es ihnen bis jetzt unter Nagelsmann –, dann müssen sie für die kommenden Länderspiele Ende März auf jeden Fall über Goretzka nachdenken und ihn zurückholen.

Noch ein anderer Spieler ist mir gegen Celtic aufgefallen – nicht nur wegen seines tollen Tores: Michael Olise. Der Sommer-Neuzugang war bei den Bayern ganz stark in die Saison gestartet, hatte dann aber einen Durchhänger, in dem er nicht mehr zu seiner Top-Form finden wollte. Zeitweise kam er auch nur von der Bank. Das ist nicht ungewöhnlich für einen jungen Spieler in seinem ersten Jahr in München.

Jetzt zeigt er aber wieder, was er wirklich kann – und mindestens genauso wichtig: dass er bei den Bayern seinen Weg machen kann. Wie wichtig er schon jetzt ist, zeigen auch die Zahlen: In bisher 32 Pflichtspielen 2024/25 kommt Olise schon auf 23 Torbeteiligungen, hat dabei die meisten Vorlagen (12) und die drittmeisten Tore (11) im gesamten Bayern-Kader. Auch deshalb haben die Bayern für ihn 53 Millionen Euro an Crystal Palace gezahlt. Wenn er – toi, toi, toi – verletzungsfrei bleibt, wird er in den kommenden Spielzeiten noch besser werden und dem FC Bayern über viele Jahre Freude bereiten.

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