Es gibt viele Gründe für Durchfall nach dem Essen. Auch die Bauchspeicheldrüse kann schuld sein. Lesen Sie hier, wie es dazu kommt und was dann zu tun ist.

Die meisten Menschen haben bei Verdauungsbeschwerden wie Durchfall nach dem Essen wohl nicht gleich den Verdacht, dass die Bauchspeicheldrüse dahinterstecken könnte. Schließlich kommen für die Beschwerden noch zahlreiche andere Ursachen infrage – zum Beispiel:

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten (wie die Laktoseintoleranz oder die Fruktosemalabsorption),
  • Nahrungsmittelallergien (etwa gegen Erdnüsse, Kuhmilch, Weizen oder Schalentiere),
  • Darminfekte (wie die Salmonellenvergiftung oder die Campylobacter-Enteritis),
  • das Reizdarmsyndrom oder
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa).

Doch spätestens wenn die üblichen Ursachen ausgeschlossen wurden, ist bei wiederholtem Durchfall nach dem Essen auch die Bauchspeicheldrüse als möglicher Auslöser in Betracht zu ziehen. Denn das Organ erfüllt bei der Verdauung eine wichtige Funktion. Ist diese gestört, sind Verdauungsprobleme die Folge.

Die etwa zwölf bis fünfzehn Zentimeter lange Bauchspeicheldrüse (Fachbegriff: Pankreas) liegt quer im Oberbauch hinter dem Magen. Das Organ besteht hauptsächlich (zu etwa 98 Prozent) aus Drüsengewebe, das ein für die Verdauung nötiges Sekret bildet: den Bauchspeichel beziehungsweise Pankreassaft. Über den Pankreasgang fließt der Verdauungssaft aus der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm.

Die Bildung von Verdauungssaft bezeichnen Fachleute als exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse. Ihr Gewebe hat aber auch eine endokrine Funktion: Ein kleiner Teil davon besteht aus Drüsen, die verschiedene Hormone (zum Beispiel Insulin) bilden und ins Blut abgeben. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel „Von Inseln und Enzymen – sieben Fakten über die Bauchspeicheldrüse“.

Im Dünndarm angekommen hilft der Bauchspeichel, die aufgenommene Nahrung zu verdauen. Dazu enthält er spezielle Eiweiße: sogenannte Verdauungsenzyme. Die Enzyme spalten fett-, eiweiß- und kohlenhydrathaltige Nahrung in kleinere Bestandteile auf, damit diese vom Darm ins Blut übergehen und sich im Körper verteilen können. Darmbeschwerden wie Durchfall können also darauf hinweisen, dass die Bauchspeicheldrüse nicht genug Verdauungssaft bildet und Nahrung daher unverdaut bleibt.

Der Fachbegriff für eine solche Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse lautet exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI).

Ein Mangel an Bauchspeichel führt zu einer unzureichenden Aufspaltung der Nahrung in ihre aufnehmbaren Bestandteile. Die unverdaute Nahrung verursacht oft Darmbeschwerden wie Blähungen oder Durchfall nach dem Essen. Die Bauchspeicheldrüse selbst kann sich durch Schmerzen bemerkbar machen. Diese können im Oberbauch oder im ganzen Bauch zu spüren sein und strahlen oft in den Rücken aus.

Typischerweise verursacht eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse massigen Durchfall, der hell (oft gelblich-orange) aussieht und sehr unangenehm riecht.

Besonders die Fettverdauung ist beeinträchtigt, wenn die Bauchspeicheldrüse zu wenig Verdauungssaft bildet. Neben Durchfall kommt es dadurch typischerweise zu Fettstühlen (Steatorrhö): Der Stuhl glänzt fettig und schwimmt in der Toilette oben. Zudem ist die Aufnahme wichtiger Nährstoffe aus der Nahrung vermindert. Die Betroffenen entwickeln einen Vitaminmangel (es fehlt ihnen vor allem an den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K) und verlieren deutlich an Gewicht – selbst wenn sie genug essen.

Normal- und Übergewicht deuten eher darauf hin, dass ständige Verdauungsstörungen wie Durchfall nach dem Essen nicht von der Bauchspeicheldrüse ausgehen, sondern eine andere Ursache haben.

Meist bereitet eine Bauchspeicheldrüsenschwäche über lange Zeit keine oder nur wenige Beschwerden. Somit kann sie – zumindest zeitweise – als alleiniges Anzeichen Blähungen oder Durchfall nach dem Essen hervorrufen. Denn die Bauchspeicheldrüse stellt für gewöhnlich genug Verdauungssaft her, solange noch über ein Zehntel ihres dafür verantwortlichen Gewebes funktioniert.

Wenn die Bauchspeicheldrüse Durchfall und andere Beschwerden auslöst, bedeutet das also, dass ihr Gewebe schon beträchtlich geschädigt ist. Dahinter können viele verschiedene Erkrankungen stecken.

Selten entsteht eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse durch angeborene Erkrankungen. Dazu zählen unter anderem die Mukoviszidose (auch zystische Fibrose genannt) oder die hereditäre – also erbliche – Bauchspeicheldrüsenentzündung. Häufigere Ursachen sind zum Beispiel:

  • zurückbleibender Schaden nach akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung,
  • chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung,
  • operative Entfernung der Bauchspeicheldrüse,
  • Magen-OP (wenn die Bauchspeicheldrüse danach unzureichend zur Bildung von Verdauungssaft angeregt wird) oder
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Erhöhter Alkoholkonsum und Rauchen steigern das Risiko für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Auch wer bereits Folgen einer geschädigten Bauchspeicheldrüse wie Durchfall verspürt, verzichtet besser auf Alkohol und Tabak, da beides den Zustand noch verschlimmert.

Wenn sich häufiger Durchfall nach dem Essen auf die Bauchspeicheldrüse zurückführen lässt, kann eine recht einfache Behandlung die Beschwerden lindern: Die Betroffenen brauchen bloß die fehlenden Verdauungsenzyme zu ersetzen, indem sie zu jeder Mahlzeit ein entsprechendes Enzympräparat in ausreichend hoher Dosierung einnehmen.

Die meisten dieser Präparate enthalten Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen. Es gibt aber auch alternative Präparate – etwa mit aus Pilzen gewonnenen Enzymen. Ärztinnen und Ärzte können dazu beraten, welches Mittel bei einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse am besten geeignet ist.

Manche Betroffene verzichten überdies auf schwer verdauliche und fetthaltige Lebensmittel, um Beschwerden wie Durchfall nach dem Essen zu verhindern. Bei einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse sind solche Maßnahmen aber nicht zu empfehlen, da sie Mangelernährung und Gewichtsverlust fördern. Stattdessen ist es wichtig, sich ausgewogen zu ernähren. Bei Nährstoffmangel ist zudem eine gezielte Zufuhr der fehlenden Nährstoffe sinnvoll.

Wer sich an diese Behandlung hält, hat gute Chancen, ohne Durchfall oder sonstige Beeinträchtigungen durch die Bauchspeicheldrüse leben zu können. Allerdings wirken diese Maßnahmen rein symptomatisch – die Bauchspeicheldrüsenfunktion bessert sich dadurch nicht. Sofern möglich, kann eine gezielte Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung aber manchmal verhindern, dass der Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse fortschreitet.

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