Olympiasieger schimpft, Trainer ratlos
„Tote Flüge“: Deutschlands Skispringer stecken in der Krise
27.01.2025 – 07:25 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Vierschanzentournee war aus deutscher Sicht eine Enttäuschung. Die anschließenden Weltcups brachten keine Trendwende. Die Stimmung ist angespannt.
Rund einen Monat ist es her, da war bei den deutschen Skispringern die Laune gut. Pius Paschke führte den Weltcup an, Andreas Wellinger folgte auf Rang sechs, Karl Geiger auf neun. „Wir sind ready“, kündigte Olympiasieger Andreas Wellinger vor dem Auftakt der Vierschanzentournee selbstbewusst an.
Vier Wochen später ist von diesem Selbstbewusstsein wenig übrig. Die Vierschanzentournee wurde zu Österreich-Festspielen, während kein einziger Podestplatz an Deutschland ging. Ex-Skispringer Sven Hannawald haderte mit der fehlenden Lockerheit, Bundestrainer Stefan Horngacher mit der falschen Mentalität, Andreas Wellinger mit dem fehlenden Druck aus dem Nachwuchs.
Doch auch ohne das ganz große Scheinwerferlicht der Vierschanzentournee bleiben die DSV-Adler hinter den Erwartungen zurück. In Zakopane (Polen) schaffte das deutsche Quartett um Pius Paschke, Karl Geiger, Andreas Wellinger und Philipp Raimung wieder keinen Podesplatz im Teamwettbewerb. Nur Platz vier, eine deftige Enttäuschung. Und im Einzelwettbewerb lief es noch bitterer. Paschke verpasste als 32. den zweiten Durchgang, Geiger war der einzige Deutsche in den Top Ten.
Zakopane blieb aber kein Aussetzer. Beim Skifliegen in Oberstdorf am vergangenen Wochenende folgte die nächste Schlappe. Während die Slowenen, Norweger und Österreicher echte Flugshows ablieferten, sprangen die DSV-Adler hinterher.
Paschke wurde am Samstag 18., am Sonntag 21. „Das war leider nicht ganz, was ich mir erhofft habe. Ein bissl fehlt die Weite. Im Wettkampf hat die Leichtigkeit gefehlt“, sagte er. Bundestrainer Stefan Horngacher stellte fest: „Pius ist hier gar nicht in Schwung gekommen, da gibt es einiges zu tun.“
Auch Andreas Wellinger enttäuschte. Mit Platz 14 und 19 war er genauso unzufrieden wie mit der fehlenden Windunterstützung. „Das war saubitter, so ist es ein totes Fliegen gewesen“, haderte der 29-Jährige.
Einzig Karl Geiger kam halbwegs an sein Niveau heran, ließ auf Platz zehn am Samstag einen elften Rang am Sonntag folgen. Dennoch täuschten die Leistungen des Oberstdorfers nicht über die ernüchternden Teamergebnisse hinweg. „Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein, das war definitiv zu wenig“, betonte Bundestrainer Horngacher.
Der 55-Jährige kündigte an: „Wir müssen uns weiter heran arbeiten. Es bleibt einiges zu tun, aber wir bleiben dran.“ Nur: Viel Gelegenheit dazu bleibt vor der WM (26. Februar bis 9. März) nicht mehr. In den Tagen vor dem Heim-Weltcup am kommenden Wochenende in Willingen kann der Chef mit seinen Adlern noch basteln, danach geht es auf die strapaziöse „Weltreise“ nach Lake Placid (USA) und Sapporo (Japan). Paschke und Co. werden also viel fliegen – das Fluggefühl können sie dabei aber nicht zurückgewinnen.