Britische EM-Gäste verspotteten Gelsenkirchen als „Drecksloch“, ein Beitrag dazu ging viral. Und wie es das Schicksal so will: Die Briten müssen zum Achtelfinale wiederkommen.

Ein Video eines britischen Fans hat zum Beginn der Fußball-EM für Aufsehen gesorgt. In dem Clip, der auf der Social-Media-Plattform X viral ging, bezeichnet Vlogger namens Paul Brown die gastgebende Stadt Gelsenkirchen als Geisterstadt und „absolutes Drecksloch“. Die Reaktionen auf seine Aussagen waren gemischt – von Zustimmung bis hin zu Wut.

Brown hatte den Bahnhofsvorplatz von Gelsenkirchen vor dem ersten EM-Spiel der Engländer gegen Serbien gefilmt und kommentiert. Der Platz wirkte weitgehend menschenleer und trist. Browns Video wurde über sechs Millionen Mal aufgerufen und führte zu zahlreichen Reaktionen unter dem Tenor „bei Euch ist es auch nicht besser“. Auch andere EM-Städte wie Frankfurt und Köln kamen in seinen Beiträgen nicht ungeschoren davon. Immerhin lobte Brown später die Menschen und Kneipen in Gelsenkirchen – trotz seiner anfänglichen Kritik.

Nun stehen die Briten vor einem erneuten Spiel in Gelsenkirchen, diesmal am Sonntag um 18 Uhr im Achtelfinale gegen die Slowakei. Angesichts dessen ruft Oberbürgermeisterin Karin Welge zur Gelassenheit auf: „Das war eine Einzelattacke eines Fans“, sagt sie. Der Mann sei an einem spielfreien Tag und offenbar – wie er auch selbst später erklärte – leicht verkatert in Gelsenkirchen angekommen. Da sei wirklich wenig los gewesen.

Gelsenkirchen hatte in der Vergangenheit bereits mit Negativschlagzeilen zu kämpfen, insbesondere im Zuge des industriellen Niedergangs seit den 1960er Jahren. Damals verlor die Stadt durch Schließungen von Zechen Tausende von Arbeitsplätzen und rund 150.000 ihrer knapp 400.000 Einwohner. Bis heute hat Gelsenkirchen, insbesondere im Fußball-Stadtteil Schalke, mit hohen Leerständen und einer Arbeitslosenquote von 15 Prozent zu kämpfen.

Trotz der geäußerten Kritik hebt Oberbürgermeisterin Welge auch die positiven Aspekte der Stadt hervor. Sie weist darauf hin, dass Gelsenkirchen grüner geworden ist. Zudem beherbergt die Stadt den Nordsternpark und plant eine internationale Gartenausstellung im Jahr 2027.

Auch der Fußballverein Schalke 04 bleibt trotz zweier Abstiege aus der Bundesliga eine wichtige soziale Komponente in Gelsenkirchen. Mit einem Zuschauerschnitt von über 60.000 ist die Schalker Arena das weltweit am besten besuchte Stadion einer Zweitligamannschaft.

Weiterhin dient die Arena als Veranstaltungsort für große Konzerte. Im Juli wird hier Superstar Taylor Swift auftreten – nicht in Berlin oder Köln, sondern in Gelsenkirchen. Vor dem Konzert schlug eine Schülerin vor, die Stadt während des Aufenthalts der Sängerin umzubenennen – in „Swiftkirchen“.

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