Donald Trump will in einer möglichen zweiten Amtszeit Zölle gegen China erheben. Darunter könnten auch Deutschland und der Euro leiden.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hält einen Kursrutsch beim Euro nach einem Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl für möglich. Sollte der Republikaner mit einer eigenen Mehrheit im Kongress weitreichende Zölle erheben und die Steuern im Inland senken, dann dürfte die europäische Gemeinschaftswährung unter erheblichen Druck geraten, sagte Goldman-Analyst Michael Cahill.

Ein globaler Zoll von zehn Prozent und eine Abgabe von 20 Prozent auf chinesische Importe, kombiniert mit dem Anreiz inländischer Steuersenkungen, könnte demnach den Dollar stark ansteigen und den Euro-Kurs um acht bis zehn Prozent einbrechen lassen. Demnach könne der Euro unter die Parität zum Dollar fallen. Aktuell wird er bei 1,083 Dollar gehandelt.

Die beiden beschriebenen Maßnahmen dürften die Inflation in den USA in die Höhe treiben. Das wiederum würde dort deutlich höhere Zinssätze als in Europa nach sich ziehen, was wiederum die Attraktivität des Dollars erhöhen würde. „Wir gehen davon aus, dass die stärkste Reaktion des Dollar von einem republikanischen Wahlsieg ausgehen wird, der die Tür zu größeren Zollerhöhungen in Kombination mit inländischen Steuersenkungen öffnen würde“, betonte Cahill.

Bei einem kleinen Handelskrieg, in dem Trump nur weitere Zölle gegen China erhebt, könne der Euro um etwa drei Prozent abwerten. Die Gemeinschaftswährung ist im Oktober bereits um 2,7 Prozent gefallen, da sich die US-Wirtschaft von Europa abgekoppelt hat und einige Anleger sich auf höhere Zölle nach einem möglichen Sieg Trumps eingestellt haben.

Trump hat für den Fall seiner Rückkehr ins Weiße Haus einen Zoll von 60 Prozent auf „alles“ aus China in Aussicht gestellt. Für alle anderen Importe sollen Zölle von zehn bis 20 Prozent fällig werden. Kommt es so, könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle dadurch „gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Zolleskalation“, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) aus Düsseldorf ausrechnete.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zufolge sieht Trump in Zöllen offenbar eine wirtschaftspolitische Allzweckwaffe. „Mit ihnen soll nicht nur die amerikanische Industrie geschützt werden, sondern die erhofften Einnahmen sollen auch einen Umbau des Steuersystems weg von der direkten Einkommensbesteuerung finanzieren“, sagte Krämer. „Teilweise sind Trumps Zollvorstellungen sicherlich auch Teil eines Verhandlungspokers mit den Handelspartnern.“

Trump hat schon in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 die enormen deutschen Exportüberschüsse im Handel mit den USA kritisiert. Die deutsche Wirtschaft weist seit 2017 mit keinem anderen Land so hohe Exportüberschüsse aus wie mit den USA. 2023 übertrafen deren Ausfuhren in die Vereinigten Staaten die Importe von dort um den Rekordwert von 63,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt herausfand. Im ersten Halbjahr 2024 summierte sich der Exportüberschuss auf 34,7 Milliarden Euro.

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