Ausnahmezustand in der kalifornischen Küstenmetropole. Los Angeles erlebt eine der schlimmsten Katastrophen der Stadtgeschichte – die vieles verändern wird.

Dunkle Rauchwolken hängen an diesem Morgen über der Stadt, als ich in den Garten meines Hauses im Westen von Los Angeles trete. Der Himmel ist fast schwarz und lässt die aufgehende Sonne hinter den Palmen bedrohlich rot leuchten. Auch wenn die verheerenden Brände, die seit Dienstag wüten, rund 20 Kilometer entfernt sind, sind die Auswirkungen erdrückend.

Die Luft ist schwer und schmeckt nach Asche, man soll in den Häusern bleiben, wenn man nicht von den Evakuierungsanordnungen betroffen ist. Sirenen erklingen im Minutentakt, Helikopter sind zu hören. Der Strom fällt immer wieder aus, Läden schließen und Einsatzkräfte rasen über die Straßen. Eine Naturkatastrophe ist ausgebrochen, mit deren verheerendem Ausmaß keiner gerechnet hatte.

Als am Dienstag die ersten Rauchwolken über den Bergen von Santa Monica aufzogen, zeigten sich die Anwohner der kalifornischen Küstenmetropole zunächst nicht alarmiert. Brände treten in der Gegend immer wieder auf, vor allem nach langen Trockenperioden wie aktuell – doch der starke Wind an diesem Tag veränderte die Situation. „Ich mache das seit 25 Jahren, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt ein Feuerwehrmann im Radio.

Innerhalb kürzester Zeit breitete sich das Feuer aus und griff auf Pacific Palisades über, ein Nobelviertel mit mehr als 20.000 Menschen. Darunter auch viele Promis. Ihnen allen blieben oft nur Sekunden, um die Entscheidung zu treffen, ob sie fliehen. Ihre gesamte Existenz hinter sich lassen, um ihr Leben zu retten. Denn die Flammen fraßen sich rasend schnell ihren Weg durch die malerische Kulisse über dem Meer, entlang des Pacific Coast Highways durch Malibu, zerstörten die berühmten Restaurants und auch die Villen vieler Stars.

Weiter weg standen Menschen am Strand und starrten auf die Feuerwand hinter dem Santa Monica Pier mit dem blinkenden Riesenrad, konnten nicht glauben, wie schnell sich die Bedrohung ausweitete – und wie nah sie plötzlich war.

In den sozialen Medien verbreiteten sich Bilder des Schreckens, fast apokalyptisch. Das idyllische Pacific Palisades liegt in Schutt und Asche, weitere Brände bedrohen die Stadt von Norden aus. In den Hollywood Hills brach am Abend Ortszeit nahe des Runyon Canyon Parks ein fünfter Brand aus. Der berühmte „Walk of Fame“ wurde neben vielen weiteren Bezirken evakuiert, die Zerstörung ist noch nicht abzusehen.

Die Feuerwehr bekommt die Brände nicht unter Kontrolle. Zu wenige Helfer, zu wenig Wasser. Es wird zum Wassersparen aufgefordert, weil aus den Hydranten nichts mehr zum Löschen kam. Laut dem Feuerwehr-Chef des Bezirks Los Angeles sind die Einsatzkräfte überfordert mit dem Ausmaß der Brände und der Geschwindigkeit, mit der sie sich ausbreiteten. „Wir tun unser Bestes“, sagte Anthony Marrone. „Aber nein, wir haben im Bezirk LA in allen Abteilungen nicht genügend Personal, um damit fertig zu werden.“

Laut US-Behörden handelt es sich schon jetzt um eines der schlimmsten Feuerinfernos der Stadtgeschichte – und ein Ende der Katastrophe scheint nicht in Sicht. Und jetzt ist es wieder dunkel, bald bricht die nächste Nacht herein und der Wind soll wieder aufdrehen. Es ist ungewiss, was der Morgen bringt. Doch eines ist sicher: Los Angeles wird nicht mehr das sein, was es war.

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