Ende August hat der Internationale Sportgerichtshof Cas HSV-Profi Mario Vušković bis 2026 gesperrt. Jetzt hat das Gericht erklärt, weshalb es das Urteil gefällt hat.

Seit einem Monat haben Mario Vušković und der HSV Klarheit: Noch bis zum Herbst 2026 müssen die Hamburger auf den jungen kroatischen Innenverteidiger verzichten. Der 22-Jährige hat den Kampf gegen seine Dopingsperre vor dem Cas verloren. Ursprünglich hatte der DFB Vušković im März 2023 gesperrt – im November 2024 hätte er danach wieder spielen dürfen.

Zwar hatte Vušković die Vorwürfe stets bestritten, eigene Experten für eine Analyse der Probe engagiert oder einen Lügendetektortest bestanden; das Gericht glaubte ihm allerdings nicht. Die Richter gaben der Berufung der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada und der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gegen die vom DFB verhängte Sperre statt.

Auf 70 Seiten haben die drei Sportrichter Lars Hilliger (Dänemark), Jeffrey G. Benz (England) und Luigi Fumagalli (Italien) nun ihre Entscheidung in insgesamt 318 einzelnen Punkten erklärt.

Für die Richter ist ganz klar: Mario Vušković hat gedopt. „Das Gremium stellt fest, dass der Athlet keine Argumente in Bezug auf einen möglichen fehlenden Vorsatz vorgebracht hat“, heißt es unter Punkt 278. „Er hat keine alternativen Argumente vorgebracht, auf deren Grundlage die gegen ihn zu verhängende Sperre reduziert werden sollte, falls er eines Verstoßes gegen Anti-Doping-Bestimmungen für schuldig befunden würde.“ Eine von zwei auf vier Jahre verlängerte Sperre halten die Cas-Richter für verhältnismäßig.

Mario Vušković bejubelt ein Tor (Archivbild): Der Verteidiger wurde vor dem Cas wegen Dopings bis 2026 gesperrt. (Quelle: IMAGO / MIS)

HSV-Teamarzt Dr. Wolfgang Schillings sagte im Mai als Zeuge vor dem Cas aus und legte Werte von Blutentnahmen vor, die der Verein selbst veranlasst hat. Die Werte zeigten aus Sicht der Vušković-Seite zwar keinerlei Auffälligkeiten, doch die Richter sehen in der Auswertung auch keine Argumente gegen einen EPO-Verstoß. Unter Punkt 264 heißt es: „In jedem Fall entsprechen die ‚privaten‘ Proben, die der HSV dem Athleten entnommen hat, nicht den von der Wada festgelegten Standards, sodass die Zuverlässigkeit nicht gewährleistet werden kann.“

Proteinchemiker David Chen aus Kanada hatte wiederum vor dem Cas in einem Gutachten erklärt, weshalb er das Bildgebungsverfahren von Nada und Wada für fehlerhaft hält. Vušković sei die Urinprobe unter hoher Belastung entnommen worden, nach einem intensiven Training. Einen Tag vor einem Pflichtspiel könne ein Training aber nicht so intensiv sein, dass es zu „Anstrengungsurin“ führe, der die Probe beeinflussen kann, urteilen die Richter unter Punkt 217. Chens grundsätzliche Kritik, dass das SAR-Page-Verfahren ungenau sei, weist der Cas ebenfalls zurück.

Während des Prozesses fuhr die Vušković-Seite einen Bericht des Hamburger Ermittlers Steven Baack auf. Der ehemalige Leiter der Sonderkommission der Polizei hatte versucht, in Kroatien an EPO zu gelangen, war daran aber gescheitert. Es sei demnach unmöglich gewesen, dass Mario Vušković selbst in Hamburg oder Split an das Dopingmittel hätte gelangen können. Auch das lassen die Richter nicht als Argument gelten: „Das Gremium stellt fest, dass die Untersuchung von Dr. Baack nicht beweist, dass EPO in Hamburg oder Split besonders schwer zu finden ist“, heißt es unter Punkt 267.

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Vušković hätte das Dopingmittel schließlich auch woanders kaufen können. Und: „Die bloße Tatsache, dass auf dem Mobiltelefon des Athleten keine Spuren von Kommunikation über EPO gefunden wurden, ändert daran nichts, denn es gibt keine Möglichkeit zu wissen, ob der Athlet möglicherweise ein anderes Mobiltelefon besaß oder ob er mit einem Mittelsmann nur persönlich und nicht per Telefon in Kontakt stand.“

Dem Lügendetektortest, den Vušković durch Keith Ashcroft hatte durchführen lassen, schreiben die Richter für das Verfahren unter Punkt 271 „keinen praktischen Wert“ zu.

Am Urteil des DFB, der Mario Vušković Anfang 2023 für zwei Jahre gesperrt hatte, lässt das Gericht ebenfalls kein gutes Haar. Dem Verband werden Mängel vorgeworfen, unter anderem in Bezug auf das Argument, dass der 22-Jährige ein Ersttäter sei. Das allein sei jedoch „kein Faktor“ für eine reduzierte Sperre. Auch, dass es ein Mannschaftssportler schwerer habe als ein Individualsportler, wieder als Profi einzusteigen, lassen die Richter nicht gelten.

Der DFB führte damals an, dass er nur von einer einmaligen Injektion und nicht von strukturellem Doping ausgehe. Auch diese Feststellung kassieren die Sportrichter ein: Es gebe „keine Beweise in den Akten, die diese faktischen Schlussfolgerungen/Annahmen untermauern.“ Welche Menge an EPO in einer Probe gefunden werde, sei kein Hinweis auf die Schwere des Dopingvergehens.

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