3.000 Jahre alt

Mega-Festung entdeckt – mysteriöse Bauten geben Rätsel auf


17.01.2025 – 15:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Das Plateau von Dmanisis Gora im Kaukasusgebirge: Hier stand einst die äußere Befestigungsmauer der Siedlung. (Quelle: Nathaniel Erb-Satullo et al., Antiquity (2025))

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Eine rätselhafte Mega-Festung verbirgt sich mitten in den Bergen des Kaukasus. Die riesige Anlage von Dmanisis Gora könnte helfen, Licht in das Dunkel der späten Bronzezeit zu werfen.

Im Jahr 2018 entdeckten Forscher zwischen zwei tiefen Schluchten im Kaukasusgebirge die Überreste einer Festung. Auf dem Gelände waren sowohl innere als auch äußere Festungsmauern zu sehen. Dmanisis Gora heißt die historische Stätte, die im heutigen Georgien liegt. Die Fläche war jedoch zu groß, um sie zu Fuß zu erforschen. Also nahmen die Forscher von der Cranfield University moderne Technologie zu Hilfe.

Nathaniel Erb-Satullo, Dozent am Cranfield Forensic Institute im britischen Bedford, hatte die Idee, das Gebiet von einer Drohne überfliegen und fotografieren zu lassen. „Die Drohne machte fast 11.000 Bilder, die mithilfe spezialisierter Software zu hochauflösenden digitalen Höhenmodellen und Orthofotos zusammengefügt wurden – zusammengesetzte Bilder, die jeden Punkt so zeigen, als ob man direkt nach unten blicken würde“, erklärt Erb-Satullo in einem Statement.

Als er und sein Kollege vom Georgischen Nationalmuseum die Aufnahmen auswerteten, war die Überraschung groß: Es stellte sich heraus, dass die Festung mehr als 40 Mal größer war als ursprünglich angenommen. Die Befunde stellten nun die Wissenschaftler in einer Studie vor, die in der Zeitschrift „Antiquity“ veröffentlicht wurde.

Dmanisis Gora wurde demnach von einer 800 Meter langen Befestigungsmauer geschützt. Die innere Festungsanlage bestand aus zwei mächtigen Befestigungsmauern, zwischen denen parallel eine dritte Mauer verlief. Den Forschern zufolge dienten die beiden Festungsmauern der Verteidigung. Sie wurden aus Felsbrocken und Mörtel errichtet und bildeten jeweils einen zwei Meter dicken Schutzschild gegen äußere Feinde.

Auf dem folgenden Bild sind die innere Festungsanlage, die äußere Verteidigungsmauer und die Bauten der Siedlung dazwischen eingezeichnet.

Karte von Dmanisis Gora mit Kennzeichnung der archäologischen Funde. (Quelle: Nathaniel Erb-Satullo. Published by Cambridge University Press on behalf of Antiquity Publications Ltd)

In der Siedlung machten die Forscher mithilfe der Drohnenaufnahmen Gräber, Feldsysteme und Steinstrukturen aus.

Die Anlage im Südkaukasus entstand zwischen 1500 und 500 v. Chr. und bildet eine beispiellose Entwicklung dieser Region ab. Die Kaukasusregion liegt an der Grenze zwischen Europa, der eurasischen Steppe und dem Nahen Osten. „Wenn die Besiedlung der inneren Festung und der äußeren Siedlung etwa zeitgleich stattgefunden hat, wie wir vermuten, wäre diese Siedlung eine der größten, die in der Spätbronze- und Eisenzeit im Südkaukasus bekannt ist“, schreiben die Autoren in der Studie.

„Der Einsatz von Drohnen hat es uns ermöglicht, die Bedeutung des Ortes zu verstehen und ihn auf eine Weise zu dokumentieren, die vom Boden aus einfach nicht möglich wäre“, erklärt Erb-Satullo. Dmanisis Gora sei nicht nur ein bedeutender Fund für die Region des Südkaukasus, sondern könnte auch wichtige Erkenntnisse über den generellen Entstehungsprozess von menschlichen Siedlungen liefern.

Foto des Geländes von Dmanisis Gora: Im Vordergrund sind Ausgrabungen der inneren Festung aus dem Jahr 2023 zu sehen. (Quelle: Nathaniel Erb-Satullo)

Das Team aus Forschern ist davon überzeugt, dass sich Dmanisis Gora im Laufe der Zeit weiter ausgedehnt hat. Ein Teil der Population könnte jedoch saisonbedingt gewesen sein. Innerhalb der Außenmauer wurden bislang relativ wenige Artefakte gefunden, was darauf hindeutet, dass es sich wahrscheinlich um einen weniger dicht besiedelten Raum handelte. Das wiederum bedeutete, dass dieser Teil der Festung möglicherweise nur zu bestimmten Jahreszeiten genutzt wurde.

Das Team hofft, den Standort eingehender untersuchen zu können, um die Funktionen bestimmter Gebiete zu verstehen und alles über die Bevölkerungsdichte, Viehbewegungen und landwirtschaftliche Praktiken zu erfahren.

An der Fundstätte laufen bereits Arbeiten, um nach Angaben der Forscher Zehntausende Tonscherben, Tierknochen und andere Artefakte zu bergen, die unter den Steinmauern begraben liegen. Erb-Satullo ist davon überzeugt, dass die Erforschung von Dmanisis Gora dabei helfen kann, die Geschichte der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit zu erzählen und zu zeigen, wie sich die Siedlungen während dieser Jahrhunderte entwickelt haben.

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