Dieter Hallervorden wollte seine Sympathie mit der Zivilbevölkerung in Gaza ausdrücken. Doch was dabei herauskam, ist Antisemitismus.

Der Terror der Hamas gegen Israel traf unschuldige Menschen. Immer noch werden mehr als 130 Israelis in Gaza als Geiseln festgehalten. Die militärische Antwort Israels trifft in Palästina nicht nur Hamas-Terroristen, sondern auch Tausende unschuldige Zivilisten, deren Leid sehr groß ist.

Ist es ein Anti-Kriegs-Song?

Es könnte die Emotionen vieler Menschen ansprechen, wenn Künstler Lieder über das Leid schreiben, Lieder der Empathie mit den Opfern des Terrorismus. Im Falle des Kriegs in Nahost sind etwa die Menschen in Israel ebenso wie die in Palästina Opfer der Terrororganisation Hamas. Die einen werden von den Terroristen angegriffen, die anderen als menschliche Schutzschilde missbraucht. Um das Wohl der Menschen in Palästina geht es der Hamas nämlich nicht, das hat sie immer wieder offen betont.

In „Gaza Gaza“, so moderiert es Dieter Hallervorden auf YouTube an, gehe es um Frieden und um den Wunsch nach einer Zweistaatenlösung in Israel. Wünschen muss ja erlaubt sein. Leider folgen dann nicht drei Minuten Empathie mit den Opfern des Konfliktes, sondern drei Minuten antisemitisches Raunen.

Ein Lied voller antisemitischer Versatzstücke

Es geht los mit der Präsentation des antisemitischen Klischees, das seit dem Mittelalter verwendet wird: dass Juden, jetzt benannt als Israel, Kindermörder seien. Das kommt zweimal im Song vor, wird als Klammer verwendet. Aber das ließe sich noch verargumentieren: Die Hälfte der Bevölkerung Palästinas ist unter 18 Jahre alt. Insofern sterben in Palästina in diesem Krieg viele Kinder. Eltern können nachvollziehen, wie schrecklich das ist. Alle Welt versteht, wie unschuldig Kinder sind. In Palästina werden schon Jugendliche durch die Hamas instrumentalisiert und zu Terroristen erzogen. Trotzdem: Um Kinder als Kriegsopfer trauern – ja, das können viele nachvollziehen.

Aber dann legt Hallervorden mit Interpretationen los: Die Eltern toter Kinder, die müssten sich ja wohl auch einmal antisemitisch äußern dürfen. Hier präsentiert er seine Meinung als die der Eltern. Denn erstens wollen die sich gar nicht alle antisemitisch äußern – in Palästina wissen viele Menschen, dass die Hamas nicht ihr Bestes im Sinn hat. Zweitens werden sie sich verständlich emotional äußern – das muss aber nicht zwingend Vernichtungsaufrufe gegen Israel beinhalten.

Die Rhetorik vom „Apartheidsstaat“

Hallervorden bekommt die Differenzierung weniger gut hin: Er spricht vom „Apartheidstaat“ Israel – dabei gibt es in Israel keine „Apartheid“ gegenüber arabischen Israelis, die vor dem Gesetz die gleichen Rechte und Pflichten haben wie alle in Israel. Sie haben Mitspracherechte, stellen sogar Minister und Verfassungsrichter. Deshalb fliehen auch viele Menschen aus Palästina nach Israel, die von der islamistischen Hamas verfolgt und mit dem Tod bedroht werden. Aber, auch das gehört zur Wahrheit: Obwohl viele es vorziehen, in Israel zu leben, gibt es nicht wenige, die über Ungleichbehandlung klagen. Israel ist kein perfekter Staat.

Doch Hallervorden geht es nicht darum, zu differenzieren. Es geht ihm um Schwarz und Weiß. Er fragt rhetorisch – nach verschwörungsideologischem Raunen über „die Macht, die die Bestien erschaffen“, unterlegt mit Bildern der Unternehmen „Rheinmetall“ und „Blackrock“: „Und das soll kein Völkermord sein?“

Nein, das ist kein Völkermord

Die Zuhörerin denkt: Dieter Hallervorden, danke für diese Frage! Nein, das ist kein Völkermord. Ein Völkermord, auch Genozid genannt, ist ein grausames Verbrechen mit einem besonderen Merkmal: Es geht im Kern darum, die Angehörigen einer ganzen Gruppe von Menschen mit Absicht auslöschen zu wollen. Diese Absicht hat Israel nicht. Israel will die Rückkehr aller Geiseln, die die Terroristen der Hamas nach Palästina verschleppt haben. Und der amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will die Hamas ein für alle Mal vernichten, um einen Terrorangriff wie den vom Oktober nie wieder zu erleben.

Aktie.
Die mobile Version verlassen