„Muss auf den Tisch hauen“

Bohlen rechnet mit Politik ab – und will AfD gewähren lassen


07.12.2025 – 14:27 UhrLesedauer: 2 Min.

Dieter Bohlen: Der DSDS-Juror sprach zuletzt vermehrt über die politische Lage in Deutschland. (Quelle: imago stock&people)

Frust über Bürokratie, Wut auf die Politik: Dieter Bohlen rechnet in einem Interview ungefiltert ab – und nimmt Stellung zur AfD.

Dieter Bohlen wird erneut politisch. In einem Gespräch mit der „Bild am Sonntag“ äußert sich der DSDS-Juror über den Zustand in Deutschland. Er warnt vor einem wirtschaftlichen Niedergang, kritisiert die Bundesregierung und gewinnt Rechtspopulisten Positives ab.

Seine anfängliche Begeisterung für Bundeskanzler Friedrich Merz sei inzwischen in Enttäuschung umgeschlagen, erklärt Bohlen. Er habe über ein Jahr hinweg mit dem CDU-Politiker telefoniert, sei überzeugt von ihm gewesen – doch nach der Regierungsbildung mit der SPD habe er „kein Verständnis“ mehr. Der Musikproduzent wirft Merz fehlende Durchsetzungskraft vor: Er müsse „eine Meinungsvormacht haben und auch mal auf den Tisch hauen“.

Auch andere Politiker kritisiert Bohlen scharf. So stellt er die finanzpolitische Kompetenz von SPD-Chef Lars Klingbeil infrage, bezeichnet Aussagen der Arbeitsministerin Bärbel Bas als „selten dämlich“. Außenminister Wadephul hält er für „untragbar“.

Im Mittelpunkt seiner Kritik steht ein generelles Misstrauen gegenüber der politischen Klasse. Unternehmer würden von einer überbordenden Bürokratie ausgebremst, Menschen mit wirtschaftlichem Sachverstand fehlten in der Politik. Stattdessen regierten „Leute, die Jura oder Politik studiert haben oder reingerutscht sind, weil sie Plakate geklebt haben“, so Bohlen.

Bohlen kommt auch auf den rechtspopulistischen US-Präsident Donald Trump zu sprechen, sagt: „Vieles, was der macht, finde ich auch nicht gut. Aber er handelt überhaupt.“ Trump setze seine „Visionen mit aller Macht um“.

Auch zur AfD äußert sich Bohlen, die seit Mai 2025 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird. Parteichefin Alice Weidel sei „eine gute Rednerin“, die „den Finger in die Wunde“ lege. Er stellt jedoch klar: „Ich finde die Sachen, die sie sagt, nicht gut.“ Vieles sei „vereinfacht und polemisch“. Bohlen betont: „Ich bin kein Fan der AfD. Im Gegenteil.“ Dennoch dürfe die Partei in seinen Augen „nicht ausgeschlossen“ werden. „Man muss diese Leute stellen und beweisen lassen, ob sie’s besser können“, so Bohlens Meinung.

Er fordert in dem Interview, rechte und linke Parteien gleich zu behandeln. Dabei bleibt unklar, wie er dabei mit den Verfassungsgrundsätzen umgehen will, die demokratiefeindliche Kräfte ausdrücklich ausschließen.

Eine eigene politische Rolle schließt Bohlen aus. Zwar verfolge er das politische Geschehen aufmerksam, doch die ständige öffentliche Kritik wolle er sich nicht antun. Wer aus seiner Sicht ein geeigneter Kanzler wäre? „Ich sehe niemanden“, reagiert er auf die Nachfrage.

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