Der deutsche Autobauer will sparen, doch an welchen Standorten, ist unklar. Wirtschaftsminister Habeck besucht derweil ein Werk und macht eine klare Ansage.

Nach dem angekündigten Sparkurs bei Volkswagen geht bei den Mitarbeitern des Autobauers die Angst um. Die Konzernspitze hatte Anfang September angekündigt, dass im Rahmen der Sparmaßnahmen auch Schließungen deutscher Standorte und betriebsbedingte Kündigungen denkbar seien. Doch welche Standorte kämen dafür infrage?

Nach Informationen der „Bild“-Zeitung sind die deutschen Standorte unterschiedlich gefährdet. Als ausgeschlossen gilt etwa, dass das Stammwerk in Wolfsburg geschlossen wird, obwohl auch die Zentrale mit Problemen zu kämpfen hat.

Kritischer könnte die Lage in Emden und Osnabrück sein. Das Werk in Osnabrück ist mit 2.800 Mitarbeitern nicht rentabel. Auch in Emden sollen die Kosten zu hoch sein, während Auslastung und Nachfrage für E-Autos zu gering sind. Das Werk wurde mit hohen Investitionen größtenteils auf E-Modelle umgestellt. Am Freitagmorgen besuchte Robert Habeck (Grüne) das Werk. Der Bundeswirtschaftsminister sagte dem angeschlagenen VW-Konzern politische Unterstützung zu, jedoch keine konkreten staatlichen Hilfen. „Der Großteil der Aufgaben wird von Volkswagen selbst gelöst werden müssen.“

In der Landeshauptstadt Hannover fertigt Volkswagen mit 14.000 Mitarbeitern Nutzfahrzeuge. Das Werk ist ebenfalls nicht ausgelastet. Allerdings ist es laut dem Bericht unwahrscheinlich, dass VW seinen einzigen Standort für Fahrzeuge dieser Art in Deutschland dichtmacht.

Von den drei Komponentenwerken in Braunschweig, Salzgitter und Kassel soll wohl eines den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Salzgitter gilt als unwahrscheinlichster Kandidat, da dort zuletzt Milliarden in den Bau einer Batteriefabrik investiert wurden. Generell ist zu beachten, dass im VW-Aufsichtsrat das Land Niedersachsen sitzt, was eine Werksschließung in dem Bundesland nicht ausschließt, aber unwahrscheinlicher macht. Das Land ist mit 20 Prozent der Stimmrechte der größte VW-Anteilseigner.

Gefährdeter sollen dagegen die drei sächsischen Standorte in Zwickau, Chemnitz und Dresden sein. In Zwickau werden ausschließlich E-Autos gefertigt, die auch für die CO2-Ziele des Konzerns wichtig sind. Allerdings wäre auch hier eine steigende Nachfrage nach den Stromern wichtig.

Das Komponentenwerk Chemnitz ist mit 1.800 Beschäftigten vergleichsweise klein, gilt aber als lukrativ. In Dresden besitzt VW mit der „Gläsernen Manufaktur“ ein Gebäude mit Außenwirkung, allerdings wird dort kaum noch produziert.

Die deutsche Autoindustrie kämpft mit schwachen Verkaufszahlen besonders bei E-Autos. Deren Absatz brach zuletzt deutlich ein. Wie das Ifo-Institut in einer Erhebung herausfand, ist die Stimmung bei den Herstellern im Keller. Gemessen am Umsatz bilden die Autobauer die mit Abstand wichtigste Industriebranche Deutschlands.

Eine Sprecherin der Volkswagen AG in Wolfsburg sagte: „Klar ist: Volkswagen muss an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren.“ Nur so könne die Marke ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen verdienen. „Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche“, sagte sie. Am 25. September beginnen Verhandlungen von VW mit der IG Metall.

IG-Metall-Verhandlungsführer bei Volkswagen, Thorsten Gröger, sagt: „Wenn Volkswagen die Axt an die Belegschaft anlegen will, werden die Beschäftigten die passende Antwort geben.“

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