Was passiert nach dem Tod eines Papstes? Der Camerlengo zerstört den Fischerring, die Tore der Sixtinischen Kapelle schließen sich – dann beginnt ein streng geheimer Prozess, der seit Jahrhunderten unverändert ist.
Papst Franziskus wird seit Mitte des Monats in der Gemelli-Klinik in Rom behandelt. Der Pontifex, inzwischen zweitältester Papst der Geschichte, kämpft schon seit der Weihnachtszeit mit Atemwegsproblemen. In der Klinik stellten die Ärzte eine Lungenentzündung fest. Im hohen Alter gilt eine solche Diagnose als sehr gefährlich. Zudem wurde ein „leichtes, beginnendes Nierenversagen“ diagnostiziert.
Die katholische Welt blickt mit großer Sorge nach Rom. Sollte es zum Schlimmsten kommen, diktieren jahrhundertealte Traditionen und Rituale, was nach dem Tod des Papstes geschieht.
Der Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche, der sogenannte Camerlengo, bestätigt den Tod des Papstes – eine Autopsie gibt es nicht. Noch kein Papst wurde nach seinem Tod obduziert.
Früher prüfte der Camerlengo den Tod eines Papstes mit einem Hammer. Er klopfte dem Verstorbenen mit einem elfenbeinernen, goldenen oder silbernen kleinen Hammer auf die Stirn, sprach ihn mit seinem Taufnamen an und fragte ihn auf Lateinisch: „Schläfst du?“ Nach zweimaliger Wiederholung stellte der Camerlengo fest: „Vere, sanctus pater mortuus est“ („Wahrhaftig, der Heilige Vater ist tot“). Damit begann die Sedisvakanz, die Verwaisung des Heiligen Stuhls.
Diese Praxis wurde im 20. Jahrhundert abgeschafft – zuletzt soll sie bei Papst Leo XIII. (†1903) angewandt worden sein. Heute bestätigt der Camerlengo den Tod nach ärztlichem Befund, nimmt dem Verstorbenen den Fischerring ab, zerstört ihn später in einer feierlichen Zeremonie vor den versammelten Kardinälen. Auch das Bleisiegel wird zerstört, um Dokumentenfälschungen zu verhindern. Zudem versiegelt er die Arbeitsräume und Privatgemächer des Papstes.
Damit ist amtlich bestätigt, dass der Heilige Stuhl unbesetzt ist, die sogenannte Sedisvakanz. Danach beginnt die Vorbereitung der Beerdigungsfeierlichkeiten, die oft schon im Voraus geplant wurden.
Nach dem Tod eines Papstes beginnt die neuntägige Trauerzeit, die Novemdiales. Während dieser Zeit werden täglich feierliche Messen und Gebete abgehalten, an denen Gläubige und Würdenträger aus aller Welt teilnehmen.
Die Beisetzung erfolgt zwischen dem vierten und sechsten Tag nach dem Tod. Traditionell wird der verstorbene Papst in den Grotten unter dem Petersdom beigesetzt, wo sich auch die Gräber vieler Vorgänger befinden. Johannes Paul II. wurde 2005 unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit dort beerdigt, bevor sein Grab 2011 in eine Seitenkapelle im Petersdom verlegt wurde. Sein Vorgänger, Johannes Paul I., ruht ebenfalls in den Vatikanischen Grotten – ebenso wie Pius XII. (†1958) und Paul VI. (†1978).
Allerdings hat Papst Franziskus verfügt, dass er in der Lateranbasilika, also in der Kathedrale von Rom, beerdigt werden möchte. Zudem soll er in einem einfachen Holzsarg ruhen, um die Demut des Amtes zu unterstreichen.
Bis zur Wahl eines Nachfolgers bleiben die Privatgemächer des verstorbenen Papstes unbewohnt und versiegelt. Erst mit dem Amtsantritt des neuen Kirchenoberhaupts wird der Apostolische Palast wieder bezogen.
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Für wenige Tage steigt der Camerlengo, zu Deutsch Kämmerer, zum mächtigsten Mann im Vatikan auf. Denn mit dem Tod des Papstes treten alle Leiter der Vatikanbehörden geschlossen zurück. Bis zur Wahl des Nachfolgers übernimmt der Camerlengo die Verwaltung der Kirche und der päpstlichen Paläste. Er organisiert die Beisetzung des verstorbenen Kirchenoberhaupts, die traditionell zwischen dem vierten und sechsten Tag nach dessen Tod stattfinden muss. Anschließend leitet er die Kardinalkongregationen, in denen zentrale Fragen geklärt werden, und bereitet das Konklave vor. Unterstützt wird er dabei von drei Kardinälen.
Der Camerlengo beruft die wahlberechtigten Kardinäle aus aller Welt nach Rom. Frühestens 15 Tage nach dem Tod des Papstes ziehen die kirchlichen Würdenträger, gekleidet in ihre Talare mit roter Schärpe, vom Gästehaus der Heiligen Martha zum Apostolischen Palast und in die Sixtinische Kapelle. Dort beginnt das Konklave.