Sozialleistungen für Geflüchtete

Ein EU-Land zahlt Ukrainern mehr als Deutschland

06.12.2024 – 12:37 UhrLesedauer: 2 Min.

Flüchtlinge aus der Ukraine (Archivbild): In Belgien erhalten sie mehr Sozialleistungen als in Deutschland. (Quelle: Soeren Stache/dpa/dpa-bilder)

Im internationalen Vergleich werden ukrainische Flüchtlinge in Deutschland gut versorgt. Doch einen echten Vergleich zu ziehen, ist kompliziert.

Deutschland hat seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als eine Million Geflüchtete aus dem Land aufgenommen und bietet im europäischen Vergleich besonders umfangreiche finanzielle Unterstützung. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums erhalten alleinstehende Ukrainer in Deutschland monatlich durchschnittlich 954 Euro, einschließlich Zuschüssen für Miete und Heizung.

Diese Summe übertrifft die Leistungen in fast allen anderen europäischen Ländern, wie eine Analyse der Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zeigt. Lediglich in Belgien fallen die Zahlungen mit 1.288 Euro pro Monat höher aus.

Diese Unterschiede sind jedoch aufgrund der verschiedenen Sozialsysteme und Lebenshaltungskosten der Länder nur begrenzt vergleichbar. In Deutschland beispielsweise lag das Preisniveau 2022 um 8,9 Prozent über dem EU-Durchschnitt.

Geflüchtete aus der Ukraine haben seit Juni 2022 Anspruch auf das Bürgergeld, was sie besser stellt als Asylbewerber, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Alleinstehende erhalten 563 Euro, Partner 506 Euro, und volljährige Kinder im elterlichen Haushalt 451 Euro. Hinzu kommen Zuschüsse für Unterkunft und Heizung, „soweit diese angemessen sind“.

Außerdem haben ukrainische Bürgergeld-Empfänger Zugang zu einer gesetzlichen Krankenversicherung, die auch Vorsorgeuntersuchungen abdeckt. Weitere Unterstützungen umfassen sogenannte Mehrbedarfe, etwa für Schwangere, Alleinerziehende oder chronisch Kranke. Einmalige Leistungen wie Erstausstattung für Haushaltsgeräte oder Kinderkleidung können ebenfalls beantragt werden.

Während ukrainische Geflüchtete in Deutschland sofort arbeiten dürfen, ist die Beschäftigungsquote vergleichsweise niedrig. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Juli 2024 von den 505.000 erwerbsfähigen Ukrainern lediglich 29,4 Prozent berufstätig – eine leichte Erhöhung im Vergleich zu den 25 Prozent des Vorjahres. Zum Vergleich: In Ländern wie Polen und Tschechien sind rund zwei Drittel der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt integriert.

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nennt verschiedene Gründe für die niedrige Beschäftigungsquote in Deutschland. Dazu gehören Sprachbarrieren, ein hoher Anteil alleinerziehender Mütter sowie gesundheitliche Einschränkungen. Positiv hervorzuheben ist das hohe Bildungsniveau der Geflüchteten: 72 Prozent verfügen über einen Hochschul- oder vergleichbaren Abschluss.

Auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt schneiden andere Länder besser ab: In Dänemark arbeiten drei Viertel der ukrainischen Geflüchteten, in den Niederlanden und Schweden mehr als die Hälfte. Nur Belgien hat mit 17 Prozent eine geringere Quote als Deutschland.

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