Sich einfach mal so ein gesundes Herz antrinken: Ganz so abwegig ist das gar nicht. Es gibt tatsächlich Getränke, die der Herzgesundheit förderlich sind.

Grüntee, Tomatensaft und Rote-Bete-Saft werden gesundheitsfördernde Effekte nachgesagt. Doch was ist dran an den Behauptungen? Ein Experte für Ernährungsmedizin gibt Tipps und erklärt, welche Getränke die Herzgesundheit unterstützen können.

Zahlreiche Studien deuten auf einen günstigen Effekt von Grünem Tee auf das Herz-Kreislauf-System hin. Als besonders wirksam scheinen die sogenannten Katechine zu sein. Katechine gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen aus der Gruppe der Flavonoide und sind natürlicherweise in grünem Tee enthalten. Sie sollen die Endothelfunktion unterstützen und die Gesundheit der Gefäße fördern können.

Als Endothel wird die dünne Schicht bezeichnet, welche die Wände der Blutgefäße auskleidet. Sogar Gefäßablagerungen (Plaques) sollen die Wirkstoffe in Grüntee bis zu einem gewissen Maß vorbeugen können. Ebenso gibt es Hinweise, dass die in Grüntee enthaltenen Pflanzenstoffe den Zucker- und Fettstoffwechsel positiv beeinflussen.

Und nicht nur das: „Die in Grüntee enthaltenen Katechine wirken zudem gefäßerweiternd und durchblutungsfördernd und können damit dazu beitragen, den Blutdruck zu senken“, sagt Professor Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin in München. „Es ist durchaus möglich, dass ein regelmäßiger Konsum von Grüntee das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall senken kann.“

Offizielle Empfehlungen, wie viel Grüntee man trinken sollte, um von den positiven Effekten zu profitieren, gibt es nicht. „Die gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Wirkung beispielweise hält immer nur einige Stunden an und lässt nach, wenn die Wirkstoffe abgebaut werden. Ein bis drei Tassen grüner Tee über den Tag verteilt sind eine gute Orientierung.

Mehr als einen Liter sollten Sie aufgrund des enthaltenen Teeins nicht trinken. Besonders Herzpatienten bekommt die anregende Wirkung des Tees oft nicht gut“, rät Hauner. Wer auf Grüntee mit Herzklopfen, Zittern, Unruhe oder Übelkeit reagiere, solle den Tee weniger lange ziehen lassen und die Menge reduzieren.

Auch Tomatensaft kann ein sanfter Blutdrucksenker sein. So deuteten die Ergebnisse einer Studie von 2019 der Tokyo Medical and Dental University darauf hin, dass sich ungesalzener Tomatensaft positiv auf die Cholesterinwerte auswirken und den Blutdruck senken kann. Laut den Studienergebnissen sank der systolische Blutdruck der Probanden von durchschnittlich 141,2 zur Anfangszeit auf 137,0 mmHg – und der diastolische Blutdruck von durchschnittlich 83,3 auf 80,9 mmHg. Die positiven Effekte ließen sich mit einem Glas Tomatensaft am Tag erzielen.

Ebenso werden dem in Tomaten enthaltenen roten Farbstoff Lykopin gesundheitsfördernde Effekte zugeschrieben. Unter anderem soll dieser schützend auf die Blutgefäße wirken und Ablagerungen entgegenwirken können. Tomatenmark enthält rund 55 Milligramm Lykopin je 100 Gramm, Tomatensoße rund 20 Milligramm je 100 Gramm und frische Tomaten rund zehn Milligramm je 100 Gramm. Auch andere rote Früchte enthalten den roten Pflanzenfarbstoff.

„Abschließend bewiesen ist die Wirkung von Lykopin aus wissenschaftlicher Sicht nicht“, sagt Hauner. Generell sei es schwierig, einzelne Wirkstoffe aus Lebensmitteln zu extrahieren und auf gesundheitliche Effekte hin zu untersuchen. Viele solcher Studien seien nicht aussagekräftig. Entweder weil die Teilnehmerzahlen zu gering sind oder die Studien Mängel in der Durchführung zeigen.

„Das Beste, was Sie für ein gesundes Herz tun können, ist eine Ernährungsumstellung hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln und weniger Salz“, rät Hauner. Salzverzicht könne mit Blick auf die blutdrucksenkende Wirkung so gut sein wie ein Medikament. Der positive Effekt einer Salzreduktion werde nach wie vor unterschätzt.

(Quelle: Institut für Ernährungsmedizin, TUM-Klinikum rechts der Isar)

Professor Hans Hauner ist Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin mit Standorten am TUM-Klinikum rechts der Isar und am Wissenschaftszentrum Weihenstephan sowie Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e. V.

Rote-Bete-Saft ist ein weiteres Getränk, dem eine blutdrucksenkende Wirkung nachgesagt wird. So soll sich durch Rote-Bete-Saft der Blutdruck kurzzeitig um bis zu 5 mmHg senken lassen. „Zuverlässige Aussagen hierzu sind schwierig. Eine leichte blutdrucksenkende Wirkung ist vermutlich auf die in Rote Bete enthaltenen Nitrate zurückzuführen, die gefäßerweiternd wirken. Sind die Gefäße weitgestellt, sinkt der Blutdruck“, erklärt Hauner. Weitere nitratreiche Gemüsesorten seien Blattgemüse wie Spinat und Mangold, Wurzelgemüse wie Rettich, aber auch Salate wie Feldsalat und Rucola.

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