Chronischer Stress schadet der körperlichen und psychischen Gesundheit. Zehn alltägliche Stressfallen, die Sie kennen – und wenn möglich umgehen sollten.

Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Stressoren. Ab wann sie etwas als stressig empfinden, ist individuell verschieden. Die Belastungsgrenze liegt bei jedem Menschen woanders. Viele alltägliche Stressoren schleichen sich still und unbemerkt in unser Leben und rauben uns wertvolle Energie – die uns dann in anderen Situationen fehlt. Eine Glücksforscherin verrät, wie Sie mit diesem Energieräuber umgehen können.

Die großen Stressauslöser wie Termindruck auf der Arbeit, Krankheiten, Schulden, Konflikte, belastende Arbeitszeiten, Arbeitslosigkeit oder eine Pflegesituation gehen oft direkt an unsere Belastungsgrenze. Sie brauchen enorm viel Kraft und überfordern schnell. Weniger auffällig hingegen sind die kleinen alltäglichen Stressoren, die uns oft gar nicht bewusst sind, die aber, kommen genügend von ihnen zusammen, uns das Leben deutlich erschweren. Gelingt es uns, sie zu reduzieren, haben wir wieder mehr Freiheit und fühlen uns leichter.

Hinweise, dass unser Körper unter Stress steht, sind beispielsweise verstärktes Schwitzen, muskuläre Verspannungen, ein erhöhter Puls, Magen-Darm-Beschwerden, Unruhe, Kopfdrücken, Sorgen, Gedankenkreisen, Antriebslosigkeit, anhaltende Müdigkeit, aber auch Unruhe, Gereiztheit bis hin zu Aggressivität. „Nehmen wir Stresssymptome bei uns wahr, sollten wir uns Zeit nehmen und schauen, was im Leben gerade nicht ganz rund läuft und schauen, welche Möglichkeiten es gibt, das Stresslevel zu senken“, rät Prof. Dr. Judith Mangelsdorf, Psychologin und Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP).

Ein häufig unterschätzter Energieräuber ist Schlafmangel. Fehlt dem Körper Schlaf, fehlt ihm Zeit für Heilungs- und Regenerationsprozesse. Die Erschöpfung nimmt zu, die Konzentration am Tag wird schlechter, Müdigkeit stellt sich ein, Fehler häufen sich, wir werden vergesslicher und uns fehlt zunehmend Kraft für die Herausforderungen des Alltags.

„Schlaf entlastet, schenkt Ruhe und schafft Ordnung im Gedanken-Chaos. Das Gehirn braucht Schlaf, um Erlebtes einordnen und sortieren zu können. So manche Lösung für ein Problem ist nach einer erholsamen Nacht plötzlich im Kopf und so manche Herausforderung erscheint machbarer“, sagt Mangelsdorf. „Vor allem in stressigen Zeiten ist diese Form der Regeneration unverzichtbar.“

(Quelle: Fotostudio Jammin)

Diplom-Psychologin Prof. Dr. Judith Mangelsdorf ist Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP). Sie ist Professorin für Positive Psychologie und leitet Deutschlands ersten Masterstudiengang in Positiver Psychologie an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport.

Ein weiterer Stressfaktor für den Körper ist Alkohol: Er braucht viel Energie, um den Giftstoff wieder abzubauen. Wird Alkohol in den Abendstunden getrunken, verschlechtert er den Schlaf und die Erholungsfähigkeit des Körpers. Man wacht nicht selten völlig zerknautscht und mit Kopfschmerzen auf. Leistungsfähigkeit? Gleich null.

Kaffee und Energy-Drinks sind zwei Beispiele für versteckte Stressoren. Besonders in stressigen Phasen getrunken, sollen sie den Körper wach und leistungsfähig machen. Und auf den ersten Blick macht das enthaltene Koffein als Aufputschmittel seine Arbeit gut. Doch was vielen nicht bewusst ist: Koffein stimuliert die Nebennierenrinde zur verstärkten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol.

Der Körper gerät in Alarmbereitschaft. Kopfschmerzen, Schwindel, beschleunigter Herzschlag, Zittern der Hände sowie Schwitzen sind Symptome, die auf das erhöhte Stresslevel hindeuten. In Maßen genossen sind Getränke mit Koffein für den Körper kein Problem. Wer sie im Übermaß konsumiert, setzt seine Körper zusätzlich Stress aus – und stört häufig zudem seinen natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus.

In aller Regel ist Kaffeetrinken ohne schlechtes Gewissen möglich. Doch wer zu viel davon trinkt, füttert versteckte Stressoren. (Quelle: Halfpoint/getty-images-bilder)

Freizeittermine gehören ebenso zu den oft unterschätzten Stressfaktoren. Denn die Aktivitäten schmälern oft die eigene Ich-Zeit, in der man Ruhe tanken und sich einfach mal treiben lassen kann. Wer von Verabredung zu Verabredung hetzt, verliert sich und seine Bedürfnisse nicht selten aus den Augen. In stressigen Phasen lohnt sich daher die Frage: Möchte ich diesen Freizeittermin wirklich wahrnehmen und bereitet er mir Freude? Ist die Antwort „Nein“, sollte man sich trauen, auch mal abzusagen.

„Viele Menschen tun sich schwer damit, ‚Nein‘ zu sagen. Sie haben Angst, das Gegenüber zu enttäuschen, etwas zu verpassen oder als egoistisch wahrgenommen zu werden. Doch wer ‚Nein‘ denkt und ‚Ja‘ sagt, tut sich und seinem Wohlbefinden auf Dauer keinen Gefallen“, sagt Mangelsdorf. „Wer sich selbst treu bleibt, fördert die persönliche Zufriedenheit, schafft sich Freiräume für die eigene Erholung und hat mehr Kraft für Dinge, die ihm wirklich etwas bedeuten.“

Aktie.
Die mobile Version verlassen