Die Postbank dünnt ihr Netz an Filialen massiv aus. An einigen Standorten müssen Kunden bald weite Wege in Kauf nehmen.

Die Postbank baut ihr Filialnetz radikal um. Bis 2026 schließt das Unternehmen insgesamt 230 Filialen in ganz Deutschland. Der Prozess verläuft intransparent. So veröffentlicht die Postbank keine Übersicht, welche Filialen genau wegfallen sollen. In vielen Fällen haben regionale Medien bereits berichtet, welche Häuser der Deutsche-Bank-Tochter geschlossen werden. Für 103 Filialen steht das Ende schon sicher fest, hat das „Handelsblatt“ herausgefunden und von der Bank bestätigen lassen.

In Berlin und Brandenburg möchte die Postbank fast jede zweite der 55 Filialen schließen. In Hamburg trifft es neun der 25 Zweigstellen. In Düsseldorf schließen drei von sechs Filialen.

Aus einigen Städten zieht sich die Postbank vollständig zurück. Das gilt für Grevenbroich und Solingen in Nordrhein-Westfalen sowie für Dingolfing und Plattling in Bayern.

Durch die Schließungen rücken für einige Kunden Zweigstellen in weite Ferne. Weil das Institut in Lindau am Bodensee schließt, müssen Kunden mehr als 20 Kilometer nach Friedrichshafen oder Wangen im Allgäu fahren. Kunden aus Schwedt in Brandenburg haben einen Weg von 50 Kilometer vor sich, um in die Filialen in Pasewalk oder Biesenthal zu gelangen.

Der Zeitplan für die Schließungen ist flexibel. So sollte die Filiale in Hannover eigentlich erst im nächsten Jahr schließen. Doch nach zwei Automatensprengungen gab das Institut bereits in diesem Jahr auf. In Frankfurt schloss eine Filiale aus demselben Grund sechs Wochen vor dem Stichtag.

Das Ziel der Verkleinerung ist im jüngsten Tarifabschluss vereinbart. Mindestens 320 Zweigstellen sollen bestehen bleiben. Das sind sogar noch 20 mehr, als die ursprünglich geplanten 300 Filialen. Damit hatte sich die Gewerkschaft Verdi in den Verhandlungen durchsetzen können. Die Schließungen gehen mit einem Abbau von rund 1.000 Stellen einher, jedoch größtenteils im kundenfernen Bereich.

„Alle Kundenberater werden unverändert beschäftigt, in anderen Filialen oder einem der elf regionalen Beratungscenter, die wir für die Beratung per Video und Telefon aufbauen“, sagte ein Sprecher dem „Handelsblatt“. Da betriebsbedingte Kündigungen bis 2027 ausgeschlossen seien, geschehe der Abbau sozialverträglich, durch den Einsatz in anderen Bereichen der Bank oder durch Maßnahmen wie Altersteilzeit oder Abfindungen.

Hintergrund des Umbaus ist nach Angaben der Bank das veränderte Kundenverhalten hin zum Online-Banking. Nur jeder vierte Postbank-Kunde gehe heute noch in eine Filiale, sagte der Privatkundenchef der Deutschen Bank, Claudio de Sanctis, dem Handelsblatt

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