„Unermesslicher Wert“
Diebe überwältigen Wärterin und stehlen acht Meisterwerke
08.12.2025 – 01:00 UhrLesedauer: 2 Min.
In São Paulo werden Kunstwerke von Henri Matisse aus einer Bibliothek entwendet. Experten sprechen von Kunstschätzen von „unermesslichem Wert“.
Diebe haben acht Kunstwerke von Henri Matisse aus einer Bibliothek in Brasilien gestohlen. Die Täter drangen am Sonntag in die Bibliothek Mário de Andrade in São Paulo ein, überwältigten zunächst eine Wärterin und ein älteres Besucherpaar. Dann gingen sie laut brasilianischen Medien zielstrebig zu einer Vitrine und entwendeten acht Bilder von Matisse sowie fünf Werke des brasilianischen Künstlers Candido Portinari.
Die beiden Täter hätten ihre Beute in einen Sack aus Segeltuch gestopft, bevor sie durch den Haupteingang entkamen, teilte die Polizei mit. Laut der Nachrichtenwebseite „g1“ konnten die Diebe durch Aufnahmen aus Überwachungskameras identifiziert werden. Sie flohen mit den gestohlenen Kunstschätzen demnach zu Fuß zu einer nahegelegenen Metro-Station und entkamen mit dem öffentlichen Nahverkehr. Nach ihnen werde gefahndet.
Die Kunstwerke wurden im Rahmen einer Buchkunstausstellung in der Bibliothek ausgestellt, die am Sonntag endete. Welche Bilder gestohlen wurden, teilten die Behörden nicht mit. Bei der Ankündigung der Ausstellung hatte die Stadtverwaltung im September erklärt, die Werke stammten aus der Sammlung des Museums für Moderne Kunst in São Paulo (MAM).
Laut der Zeitung „Folha de S. Paulo“ sind unter den gestohlenen Werken Collagen aus dem Buchkunst-Album „Jazz“ von Matisse, von dem weltweit nur 300 Exemplare existieren. „Ihr kultureller und künstlerischer Wert ist unermesslich“, zitierte die Zeitung den Kunstkritiker Tadeu Chiarello. „Dieser Diebstahl ist sehr traurig.“
Es ist nicht der erste Diebstahl von Matisse-Gemälden in Brasilien. Bereits im Jahr 2006 gelang es vier bewaffneten Räubern, die als Touristen verkleidet waren, vier Meisterwerke des französischen Künstlers zu stehlen. Während draußen gerade der Straßenkarneval stattfand, überwältigten sie zwei Wachleute im Museum Chácara do Céu in Rio de Janeiro und entwendeten unter anderen Matisses „Jardins du Luxembourg“ (Luxemburger Gärten) von 1901, ein Ölgemälde auf Leinwand, dessen Wert damals auf etwa 40 bis 50 Millionen US-Dollar geschätzt wurde. Die Gemälde sind bis heute verschollen. Zwei Männer mit Verbindungen zum Drogenhandel, die später wegen des Diebstahls verurteilt wurden, behaupteten, die Werke seien nach Europa verschifft worden.
Erst vor rund zwei Monaten waren Kunstdiebe ins Louvre-Museum in Paris eingedrungen und hatten Kronjuwelen im Materialwert von etwa 88 Millionen Euro und unschätzbarem historischen Wert gestohlen. Die Täter waren am helllichten Tag mithilfe eines Lastenaufzugs durch ein Fenster in das weltberühmte Museum eingedrungen. Sie entkamen mit ihrer Beute auf demselben Weg und flüchteten mit Motorrollern. Inzwischen konnte die Polizei vier Tatverdächtige festnehmen.
