Leon Goretzka ist momentan der größte Härtefall beim FC Bayern. Seine Situation scheint aussichtslos zu sein. Oder ändert sich jetzt alles?

Mit vier Siegen in vier Pflichtspielen ist dem FC Bayern der perfekte Start in die neue Saison gelungen. Erstmals seit fast einem Jahr hat der Rekordmeister in der Bundesliga wieder die Tabellenführung übernommen. An dem gelungenen Neuanfang unter Chefcoach Vincent Kompany gibt es bei den Münchnern bislang wenig auszusetzen.

Einen großen Verlierer gibt es aber trotzdem schon: Leon Goretzka. Der 29-Jährige schaffte es am Samstag beim 6:1 der Bayern in Kiel nämlich schon zum zweiten Mal in dieser Saison nicht einmal in den Kader. Er musste damit den nächsten empfindlichen Rückschlag in einem für ihn ohnehin äußerst komplizierten Sommer verkraften.

In dem wollte er nach seiner Ausbootung bei der deutschen Nationalmannschaft für die Heim-EM eigentlich bei Bayern neu angreifen, es sich und seinen Kritikern einmal mehr beweisen. Das Problem: Die Verantwortlichen der Münchner trauten ihm das offenbar nicht mehr zu und erklärten ihn zum Verkaufskandidaten. Die Bayern hätten wohl gerne Goretzkas Topgehalt von geschätzt 18 Millionen Euro pro Jahr eingespart.

Kompany und Sportvorstand Max Eberl teilten Goretzka, der noch bis 2026 unter Vertrag steht, jedenfalls frühzeitig mit, dass sie nicht mehr mit ihm planen. Wie genau, das erklärte Eberl am Sonntag im Doppelpass. „Wir gehen mit Spielern korrekt und fair um. Wir sagen ihnen: Es kann schwer werden, wir werden deinen Vertrag erfüllen, wenn du bleiben willst, aber es kann eine komplizierte Saison werden“, sagte Eberl.

„Das ist der Umgang von Bayern München, das ist Familie.“ Andere Vereine würden den Spielern Rückennummern wegnehmen oder eine Trainingsgruppe 2 eröffnen. „Das machen wir nicht und das gehört sich auch nicht.“ All das sei nichts Persönliches. „Ich mag ihn sehr, auch wenn er momentan natürlich sauer ist“, sagte Eberl. Die Situation für Goretzka ist und bleibt trotzdem kompliziert.

„Aleksandar Pavlović hat sich im Zentrum zum deutschen Nationalspieler entwickelt. Den Transfer von João Palhinha haben wir ihm angekündigt. Joshua Kimmich ins Mittelfeld, das ist der Plan gewesen“, sagte Eberl. Konrad Laimer, der auch als Rechtsverteidiger spielen kann, steht ebenfalls noch fürs Zentrum zur Verfügung. „Wir haben jetzt fünf Mittelfeldspieler, davon ist Leon einer“, sagte Eberl und machte gleichzeitig aber auch unmissverständlich deutlich, wo Goretzka in deren Hierarchie steht: „Von der Ausgangslage hat er es am schwersten.“ Goretzka ist im Mittelfeld damit ganz offiziell nur noch fünfte Wahl.

Zuletzt plante ihn Kompany, wenn überhaupt, eher als Aushilfs-Innenverteidiger für etwaige Notfälle ein. Am zweiten Spieltag gegen Freiburg (2:1) wechselte er ihn auch auf dieser Position zum bislang einzigen Mal ein – in der 90. Spielminute. Sein Fehlen im Kiel-Kader war nun der nächste eindeutige Wink mit dem Zaunpfahl an Goretzka, dass er in den Planungen seines Trainers eigentlich keine Rolle mehr spielt.

„Wenn es nicht Leon ist, ist es jemand anderes“, sagte Kompany über die wiederholte Nicht-Berücksichtigung von Goretzka am Samstag bei Sky, eröffnete ihm gleichzeitig aber zumindest eine kleine Zukunftsperspektive. „Ich habe 21 (fitte; Anm. d. Red.) Spieler. Lass uns am Ende der Woche schauen, wir haben drei Spiele. Jetzt geht’s um die 20 hier. Danach werden wir alle brauchen, auf jeden Fall.“

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