Köln im Jahr 1803: Ein brutaler Doppelmord an zwei Frauen schockiert die Stadt. Bald gerät ein Mann unter Tatverdacht – der Priester Peter Joseph Schäffer.

Am 7. September 1803 finden Passanten die Leichen zweier Frauen auf den Poller Wiesen. Beide Opfer sind mit einem Knüppel niedergeschlagen worden, dann griff der Mörder zur Klinge – „mit abgeschnittenen Hälsen“ liegen die Toten an jenem Mittwochmorgen am Ufer des Rheins. Eine grausige Entdeckung, die in der ganzen Stadt Entsetzen auslöst. So schreibt etwa die „Kölnische Zeitung“ rund zwei Wochen nach dem Fund: „Selten hat […] eine Sache so viel Aufsehen, so viel Abscheu und Grauen erregt“ wie jener „grässliche Meuchelmord“.

Mehrere Wochen lang ist unklar, wer die toten Frauen sind. Die Polizei hat zunächst Probleme, sie zu identifizieren. Also entscheiden sich die Kölner Beamten dazu, ihre Leichen öffentlich auszustellen, um so Hinweise auf ihre Identität zu erhalten. Mit Erfolg: Ein Mann meldet sich bei den Ermittlern. Einen Tag zuvor sei er zusammen mit den beiden Frauen in einer Kutsche gefahren. Sie seien in Begleitung eines Mannes gewesen – eines Geistlichen, den er auch beschreiben konnte.

Diese Aussage bringt die Polizisten auf die Spur von Peter Joseph Schäffer, Priester von St. Maria in der Kupfergasse. Schäffer war erst im selben Jahr in die heilige Domstadt gekommen. Geboren wurde er am 25. Juli 1766 in Ahrweiler, in den 90er-Jahren des 18. Jahrhunderts ist er in Uffholz und Sennheim im Elsass als Priester tätig. Hier lebt er gemeinsam mit den beiden Schwestern Barbara und Katharina Ritter zusammen, die für ihn als Haushälterinnen arbeiten.

Doch Schäffers Verhältnis zu Barbara Ritter ist enger, als es die Kirche erlaubt: Beide Schwestern versorgen den Priester mit Geld, da er permanent in der finanziellen Klemme steckt. Im Gegenzug geht Schäffer eine geheime Ehe mit der zwanzig Jahre älteren Barbara ein, der geschlossene Ehevertrag soll die beiden Schwestern absichern – und würde, sollte er jemals öffentlich werden, das Ende von Schäffers Karriere bedeuten.

Im Jahr 1803 verschafft der Bischof von Aachen, Schäffers Freund Marc-Antoine Berdolet, dem Priester eine Anstellung in Köln. Schäffer will vor den Ritter-Schwestern und seinem Geheimnis flüchten, nimmt das Angebot dankend an. Zumal in Köln bereits Schäffers Schwester lebt, eine gewisse Frau Schenkelbach, die hier ebenfalls einem sündigen Leben nachgeht: Sie kommt in Haft, weil sie ein Bordell betrieben und ihre eigene Tochter in die Prostitution gedrängt haben soll.

Schäffer wird Priester in St. Maria. Dann stehen Barbara und Katharina Ritter plötzlich auf seiner Kölner Türschwelle. Die Schwestern wollen wieder mit Schäffer zusammenleben – in ihm steigt Panik auf: Der Priester fürchtet, dass sein Kartenhaus zusammenbricht, sieht seine Existenz in Gefahr. Also fasst er den Plan, seine geheime Ehefrau und deren jüngere Schwester zu töten.

Über Köln steht der Mond, während Schäffer seinen finsteren Plan in die Tat umsetzt: Bei einem Ausflug lockt Schäffer die beiden Frauen in den späten Abendstunden in einen abgelegenen Bereich der Poller Wiesen. Als Vorwand gibt er an, seine Uhr verloren zu haben. Die Schwestern sollen ihm bei der Suche helfen – und werden dann zu seinen arglosen Opfern.

Der Priester schlägt mit einem Knüppel auf Barbaras Kopf ein, schneidet ihr im Anschluss die Kehle durch. Ihre Schwester Katharina will die Flucht ergreifen, doch Schäffer stoppt sie und ermordet sie auf die gleiche Weise. Dann entsorgt der Pfarrer das Messer, wäscht sich im Wasser des Rheins das Blut von den Händen. Und geht zurück in sein Pfarrhaus.

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