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Glamour nach außen, Gewalt im Verborgenen: In Dubai kursieren verstörende Berichte über sogenannte Porta-Potty-Partys. Ein Blick in ein System aus Macht, Sex und Geld.

Mit gebrochenen Armen, Beinen und Rückgrat wurde das ukrainische OnlyFans-Model Maria Kowaltschuk am Rand einer Straße in Dubai entdeckt. Die 20-Jährige war am 9. März zu einer Party eingeladen gewesen. Zwei Männer aus dem Modelgeschäft hätten sie eingeladen, erzählte sie ihren Freundinnen. Drei Tage später lag sie schwer verletzt und bewusstlos im Staub.

Nach Darstellung der Polizei von Dubai soll ein Unfall zu den schrecklichen Verletzungen der jungen Frau geführt haben. In einer offiziellen Mitteilung heißt es: „Eine umfassende Untersuchung ergab, dass sie schwere Verletzungen erlitt, als sie eine geschlossene Baustelle betrat und aus großer Höhe stürzte.“ Inzwischen ist von einem Suizidversuch die Rede. Doch Angehörige von Maria glauben nicht an diese Version. Sie gehen davon aus, dass sie entführt, über mehrere Tage hinweg vergewaltigt und anschließend am Straßenrand ausgesetzt wurde.

  • Opfer dubioser Sex-Geschäfte? Model lag mit gebrochenen Beinen und Rückgrat am Straßenrand

Der Verdacht steht im Raum, dass Maria Opfer einer sogenannten Porta-Potty-Party geworden sein könnte. In den sozialen Netzwerken kursieren bereits seit Jahren schockierende Berichte über das Geschehen auf diesen Veranstaltungen. Vor allem auf TikTok verbreiten sich Videos, in denen von bizarren Arrangements zwischen vermögenden Männern in Dubai und Influencerinnen, Aktmodels und Escorts die Rede ist. Demnach sollen die Frauen dafür bezahlt worden sein, dass Männer – oder sogar Kamele – an ihren Körpern Fäkalien hinterlassen durften.

In diesem Kontext ist auch der Begriff Porta-Potty-Party zu erklären. Porta Potties, also Dixi-Klos, erfüllen einen bestimmten Zweck: Das Auffangen von Urin und Stuhlgang.

Ein virales TikTok-Video beschreibt, wie Influencerinnen Angebote erhalten hätten, sich gegen Bezahlung als „menschliche Toilette“ zur Verfügung zu stellen. Der Gegenwert: Luxusreisen, Designerware und hohe Geldsummen. Es wird behauptet, dass dabei gezielt junge Frauen angesprochen worden seien, die auf Instagram mit einem luxuriösen Lebensstil auffallen.

Auch Menschenrechtsorganisationen berichten von solchen Partys. Radha Stirling, Leiterin von Detained in Dubai, sagte: „Wir haben zahlreiche Beschwerden von Influencern erhalten, die zu Auftritten und Veranstaltungen nach Dubai eingeladen und dann zu Partys gelockt wurden, auf denen von ihnen die Teilnahme an sexuellen Aktivitäten erwartet wurde.“

Doch nicht immer soll das Geschäft auf freiwilliger Basis stattfinden. „In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen unter falschen Vorwänden angelockt und dann zu unerwünschten sexuellen Handlungen genötigt oder sogar gezwungen werden“, schrieb Stirling auf der Website der Organisation. Dabei blieben die Männer, die die Verbrechen begehen, straflos. Während den Opfern Anzeigen und Verhaftungen drohten, wenn sie sich an die Polizei wenden.

„Im Laufe der Jahre habe ich mit zahlreichen Frauen gearbeitet, die in den VAE vergewaltigt, unter Drogen gesetzt, angegriffen oder entführt und schließend selbst wie Kriminelle behandelt wurden“, berichtet Stirling. „Der jüngste Fall eines ukrainischen OnlyFans-Models, das verletzt und verzweifelt auf der Straße aufgefunden wurde, nachdem es Berichten zufolge einen Mann getroffen hatte, der behauptete, einflussreiche Beziehungen zu haben, ist zutiefst beunruhigend.“ Tragischerweise spiegele der Fall ein bekanntes Muster wider.

Die Skyline von Dubai: Eine glitzernde Fassade, die aber eine gewaltsame Unterwelt deckt. (Quelle: Zoonar.com/FRANK PETERS/imago-images-bilder)

„Dubais Justizsystem lässt Opfer sexueller Gewalt, insbesondere ausländische Frauen, regelmäßig im Stich“, führt die Menschenrechtlerin weiter aus. „Viele haben zu viel Angst, Verbrechen überhaupt anzuzeigen, weil sie wissen, dass sie aufgrund veralteter Moralgesetze, die Sex außerhalb der Ehe (sofern verheiratet), Sex an bestimmten Orten und Ehebruch ungeachtet des Einverständnisses kriminalisieren, eine Verhaftung riskieren.“

Dieser Umstand wird offenbar zur Verübung von Verbrechen ausgenutzt. Denn längst ist der Begriff Porta-Potty-Party ein Sammelbegriff für Fetisch-Ausschweifungen aller Art geworden, zu denen die Opfer auch mit Gewalt gezwungen werden. Es kursieren Berichte über gezogene Zähne oder brutal verprügelte Frauen.

Unterdessen erklärte ein Mann mit dem Namen Wladislaw, er sei mit der Arbeitsweise der Agentur vertraut, bei der Maria angeblich „gelistet“ war. Dem russischen Nachrichtenportal „Argumenty i Fakty“ (Argumente und Fakten) erzählte er, er kommuniziere bereits seit einiger Zeit mit einer Frau, die bei einer beliebten ukrainischen Agentur arbeitet. Ihm zufolge könnte es dieses Unternehmen gewesen sein, das Maria zur Arbeit in die Vereinigten Arabischen Emirate eingeladen habe.

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