Der Citroën DS wird 70 Jahre alt. Die „Göttin“ revolutionierte durch ihr Design und ihre innovative Technik den Fahrzeugmarkt und gilt bis heute als Meilenstein.
Sie ist Filmstar, sie ist Werbe-Ikone, sie ist rallyeerprobt, sie war mit wichtigen Personen ihrer Zeit unterwegs, hat deren Leben gerettet – und sie ist eine automobile Legende: die „Göttin“. In diesem Jahr wird der Citroën DS 70 Jahre alt.
Als am 6. Oktober 1955 die DS 19 unter dem Glasdach des Grand Palais auf dem Pariser Automobilsalon präsentiert wurde, war ihr avantgardistisches Design eine Sensation. Noch am Abend der Vorstellung sollen rund 12.000 Bestellungen eingegangen sein, zehn Tage später waren es schon rund 80.000. Der Modellname „19“ leitete sich vom Motor des neuen Modells ab, der einen Hubraum von 1.911 Kubikzentimetern aufwies und 75 PS leistete.
Die DS löste den Traction Avant ab, der auch gern als „Gangsterlimousine“ bezeichnet wird und knapp 18 Jahre lang fast unverändert gebaut wurde. Die DS-Entwicklung war langwierig, war sie doch durch den Zweiten Weltkrieg zum Erliegen gekommen: Das Projekt VGD (Véhicule de Grande Diffusion) war bereits 1938 auf Initiative von Pierre Boulanger, dem damaligen Direktor von Citroën, ins Leben gerufen und erst 1950 von seinem Nachfolger Pierre Bercot weitergeführt worden.
Schließlich waren es drei Männer, die die DS prägten: Flaminio Bertoni zeichnete gemeinsam mit seinem Team von Designern die Linienführung. André Lefèbvre, ein ausgebildeter Luftfahrtingenieur, entwickelte den Vorderradantrieb, die Aerodynamik, die Leichtbauweise und die optimale Massenverteilung. Paul Magès schließlich schuf das System, das prägend sein sollte für die DS: die hydropneumatische Federung sowie die hydraulischen Systeme für die Lenkung, die Kupplung und das Bremssystem.
Die hydropneumatische Federung erleichterte ihrem Fahrer das Einsteigen, indem die Pneumatik den Wagen ganz einfach neun Zentimeter anhob. Bis heute schwärmen die Fans von dem unglaublichen Fahrkomfort.
Neu waren auch die innenliegenden Scheibenbremsen vorn, die Bremsanlage mit Servo-Unterstützung und das halbautomatische Getriebe: Ein Tritt auf die Kupplung war nicht mehr nötig, man musste nur den Fuß vom Gas nehmen und konnte mit dem Schaltstock am charakteristischen Einspeichenlenkrad in den nächsten Gang wechseln. Später gab es optional sogar eine Automatik.
Revolutionär war auch das Fernlicht, das nach einer optischen Überarbeitung der DS ab Modelljahr 1968 dem Lenkeinschlag des Fahrers folgte. Verbaut war zudem eine Hupe mit zwei Lautstärken: die erste sanft für Fußgänger und Radfahrer in der Stadt, die zweite laut für die Autobahn – hier tönte ein Dreiklanghorn mit Kompressor.
Im Zusammenspiel der Hydropneumatik mit den von Michelin entwickelten Gürtelreifen beeinflusste die DS sogar den Lauf der Geschichte: Der französische Präsident Charles de Gaulle konnte am 22. August 1962 den Attentätern in seiner DS-Präsidentenlimousine auf nur drei Rädern entkommen, die durch zahlreiche Schüsse bereits stark beschädigt worden war.
Die ersten Exemplare rollten bereits einen Tag nach der Messepremiere vom Band. Am 7. Oktober 1969 wurde im Werk am Quai de Javel in Paris die millionste DS produziert. Bis zu ihrem Produktionsende im April 1975 wurden insgesamt 1.456.115 Exemplare gebaut – als viertürige Limousine (Berline) und in mehreren fünftürigen Kombiversionen: Break (mit zusätzlichen Klappsitzen unter dem Kofferraumboden), Familiale (mit Klappsitzreihe in der Mitte) und Commerciale (ohne Rückbank).