Kurzum: Die Pandemie war kein schwarz-weißes Kapitel. Sie war ein Bündel aus richtigen Entscheidungen, schweren Fehlern und grauen Zonen dazwischen. Genau deshalb muss über die Pandemie-Politik der Regierung (und der Ministerpräsidentenkonferenz) gesprochen werden – und zwar gründlich.
Niemand verlangt, Merkel rückwirkend zur Krisenverliererin zu erklären. Oder gar, wie manche AfDler sich das wünschen: zur Staatsfeindin zu stilisieren.
Aber die höchste Landesauszeichnung für genau diese Politik? Das zeugt von einer undifferenzierten Selbstgewissheit, die aus der Zeit gefallen wirkt. Schlimmer noch: Es ist politisch naiv.
Denn wer die Gräben der Pandemie wirklich schließen will, der legt keinen goldenen Balsam über alte Wunden. Er benennt sie. Er ordnet ein. Er zeigt, dass auch Spitzenpolitik Fehler machen kann, ohne dass gleich der demokratische Kompass zerbricht. Stattdessen liefert Kretschmann unfreiwillig eine Steilvorlage für all jene, die seit Jahren behaupten, Kritik an der Corona-Politik werde „weggelobt“ oder „totgeschwiegen“.
Genau diese Gruppen werden nun triumphieren. Sie werden in der Medaille einen Beweis dafür sehen, dass die Politik nichts gelernt hat. Und das macht diese Ehrung – unabhängig von Merkels Verdiensten in anderen Bereichen – zu einem politischen Fehler. Geschichte schreibt man nicht, indem man sie vergoldet. Sondern indem man sie ehrlich aufarbeitet. Doch daran mangelt es hier.











