Die WM-Auslosung am Freitagabend wurde eine mehr als kuriose Veranstaltung. Gerade wegen des Protagonisten: Gianni Infantino.
Alle Turnier-Gruppen sind ausgelost, und auch die deutsche Nationalmannschaft kennt nun ihre drei Gegner in der Vorrunde bei der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada. Und eins ist jetzt schon klar: Diese Auslosung wird im Gedächtnis bleiben – nur leider aus den falschen Gründen. Denn diese Gala in Washington, D.C. war eine der absurdesten Veranstaltungen in der jüngeren Sport-Geschichte.
Wie sich hier der Fußball mit der Politik vermischte, wie sehr Fifa-Präsident Gianni Infantino US-Präsident Donald Trump umgarnte, ihm schmeichelte – es war ein absolutes Schreckensspektakel.
Die Fifa hat in den letzten Jahren viel dafür getan, Glaubwürdigkeit zu verlieren. Mit dieser Auslosung hat sie sich aber in negativer Weise selbst übertroffen. Aber nicht nur das. Infantino lieferte eine bizarre Vorstellung, wie im Fieberwahn. Bevor die Auslosung begann, animierte er das Publikum: „Ich möchte mal was ausprobieren. Lasst uns mal was Einzigartiges machen. Sind denn Amerikaner im Raum? Macht mal Lärm! Gibt es Kanadier im Raum? Gibt es Mexikaner im Raum?“ Dann sagte Infantino: „Wenn ich eins, zwei, drei sage, dann rufen nur die Amerikaner: ‚USA, USA, USA‘. Also jetzt nur die Amerikaner. Eins, zwei, drei …“ Danach waren die anderen Gastgeber-Länder dran.
Das Schauspiel erinnerte an seine wirre Rede im November 2022 vor der WM in Katar, als er angesichts scharfer Kritik am Gastgeberland sagte: „Heute fühle ich sehr starke Gefühle. Heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert.“ Damit wollte er damals wohl einen Beitrag zum Streit um das Thema Vielfalt leisten. Es misslang ihm ebenso wie dieser skurrile Auftritt nun.
Und es ging noch weiter: Als Infantino Trump auch noch den Fifa-Friedenspreis überreichte, da war spätestens klar: Verrückter – und unangenehmer – kann es nicht mehr werden. „Das ist ihr Preis“, sagte Infantino. „Dieser Preis wird jährlich vergeben, um einen Menschen auszuzeichnen, der ein klares Engagement für Frieden auf der Welt fördert.“ Die Fifa hatte den Preis erst Anfang November ausgelobt, dem Vernehmen nach boxte Infantino diesen Preis im Alleingang durch. Und ließ die Auszeichnung – so ein Zufall – direkt seinem Männerfreund Trump angedeihen.
Der Fußball-Dachverband ist längst zur Ein-Mann-Veranstaltung seines Präsidenten verkommen, der fragwürdige politische Seilschaften knüpft und offenbar schalten und walten darf, wie er will. Sich zu allem Überfluss dabei auch noch als Kämpfer für den Fußball und eine bessere Welt geriert. Und nur das ist noch absurder als diese WM-Gruppenauslosung von Washington, D.C..
