Steigerung von 70 Prozent
Trotz Sanktionen: Deutschland importiert mehr Uran aus Russland
Aktualisiert am 03.01.2025 – 13:51 UhrLesedauer: 2 Min.
Deutschland hat trotz des Ukraine-Krieges mehr Uran aus Russland importiert. Dies wirft Fragen zur aktuellen EU-Sanktionspolitik auf.
Im Jahr 2024 hat Deutschland mindestens 68,6 Tonnen Uran aus Russland importiert – eine Steigerung von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Information geht aus Daten des niedersächsischen Umweltministeriums hervor, die dem „Spiegel“ vorliegen. Das Material wurde an die Brennelementefabrik der Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF) in Lingen geliefert.
Uran aus Russland ist bislang nicht Teil der EU-Sanktionen. Das Bundesumweltministerium bestätigt die Importe und erklärt: „Derzeit besteht kein Ein- oder Ausfuhrembargo der Europäischen Union gegen Russland für Kernbrennstoffe zur friedlichen Nutzung.“ Über Sanktionen gegen Russland entscheidet ausschließlich die EU, und die Beratungen zu diesem Thema dauern an.
ANF ist eine Tochter des französischen Unternehmens Framatome. Die Erhöhung der Uranimporte aus Russland ist bemerkenswert, weil ANF ein Joint Venture mit dem russischen Atomkonzern Rosatom anstrebt. In Lingen sollen künftig Brennelemente für Reaktoren des russischen Typs WWER hergestellt werden.
Julian Bothe von der Organisation „Ausgestrahlt“ kritisiert, dass die Uranimporte Putins Krieg finanzierten: „Das Ausbauprojekt macht Lingen zur verlängerten Werkbank des Kreml.“ Framatome verteidigt jedoch die Kooperation mit dem Hinweis: „Fünf EU-Länder betreiben 19 WWER-Reaktoren.“ Die Betreiber hätten Framatome aufgefordert, die Brennstäbe herzustellen.
Auch die Vereinigten Staaten hatten bis zum vergangenen Jahr Uran aus Russland importiert. Als Reaktion auf die US-Sanktionen verbot der Kreml diese Exporte allerdings im November 2024. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass schrieb damals, Wladimir Putin prüfe weitere Verbote von Uranexporten an Länder, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Eine abschließende Entscheidung dazu gab es bislang noch nicht.