Spannungen mit Trump-Regierung
Deutscher General: USA haben uns abgeschnitten
Aktualisiert am 03.12.2025 – 10:07 UhrLesedauer: 2 Min.
Zwischen dem Pentagon und den europäischen Partnern herrscht offenbar weitgehend Funkstille. Ein deutscher General erinnert sich an bessere Zeiten.
Der Inspekteur des Heeres, Generalmajor Christian Freuding, sieht wachsende Probleme in der Kommunikation zwischen den USA und den europäischen Verbündeten. In einem Interview mit dem amerikanischen Magazin „The Atlantic“ sagte er, früher hätte er mit seinen US-Kollegen „Tag und Nacht“ Textnachrichten geschrieben.
Aber jetzt sei dieser regelmäßige Austausch auch über wichtige Entwicklungen „abgeschnitten“. Als Beispiel gab er an, dass die Trump-Regierung die Nato-Partner nicht darüber vorab informiert hatte, dass man bestimmte Waffen nicht mehr an die Ukraine liefern wolle. Freuding habe sogar in der deutschen Botschaft in Washington nach einem Kontakt ins Pentagon, dem amerikanischen Verteidigungsministerium, gesucht – offenbar vergeblich.
Angesichts der russischen Aggressionen sieht Freuding zwei Probleme. „Sie haben nicht nur einen Feind vor der Tür“, sagte Freuding, „sondern Sie sind auch dabei, einen wahren Verbündeten und Freund zu verlieren.“ Für den Heeresinspekteur ist das Abkühlen der europäisch-amerikanischen Beziehungen auch ein Bruch mit seiner eigenen Geschichte.
Er wuchs im bayerischen Weiden auf, unweit des Nato-Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Hier üben US-Soldaten für den Ernstfall, sie sind Teil des Stadtbilds in der oberpfälzischen Stadt. Freuding sei als junger Mensch oft in den Kneipen der US-Soldaten gewesen. Für die Deutschen, zitiert „The Atlantic“ den Generalmajor, seien die amerikanischen Truppen ein Zeichen von Beständigkeit und Zuverlässigkeit gewesen – und Ausdruck einer von den USA geführten Weltordnung.
Doch damit ist es wohl vorbei. Die Antwort auf die Stille aus den USA ist für Deutschland mehr Tempo bei der Rüstung und die Suche nach neuen Partnern. „Wir müssen schnellstmöglich verteidigungsfähig werden“, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz Anfang November vor dem Nachwuchs der Bundeswehr. Dabei sucht man sich auch neue Rüstungsbündnisse. So berichtete der deutsche Oberst Dennis Krüger dem Magazin von einer Reise nach Israel, wo er über die Anpassung des Abwehrsystems gesprochen habe.
Das Projekt Arrow 3 ist nicht nur eines der größten Rüstungs-Exportprojekte für Israel. Es kehrt auch eine Tradition um: Hatte Deutschland lange Zeit mit Waffenlieferungen an Israel den Schutz des jüdischen Staates mit garantiert, ist es jetzt umgekehrt. Israelische Abwehrsysteme sollen bald hier vor Raketenangriffen schützen. Dennis Krüger, so schreibt Autor Isaac Stanley-Becker, habe bereits ein Arrow-3-Abzeichen am Ärmel.
Krüger sagte dem Magazin, dass die Arbeit an dem Waffensystem die Vertreter der beiden Streitkräfte zu einer „Familie“ gemacht habe. Man habe bei seinem Besuch Kameradschaft aufgebaut, als seine Mitarbeiter gemeinsam mit ihren israelischen Kollegen in Bunkern in Tel Aviv Schutz vor Raketenangriffen suchten.
Regelmäßige Berichte über Drohnensichtungen, Hackerangriffe, russische Jets nahe dem Nato-Luftraum und abgefangene russische Schiffe zeigen, dass Moskau zumindest den hybriden Krieg bereits begonnen hat. Auch Kanzler Merz sieht eine Notwendigkeit, die Bundeswehr so schnell wie möglich auf Stand zu bringen. „Wir wollen die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee in der Europäischen Union machen, wie es einem Land unserer Größe und unserer Verantwortung angemessen ist“, sagte er vor den Soldaten. „Dabei haben wir keine Zeit zu verlieren.“
