Elektroschrott

Warum stehen Telefonzellen immer noch?

Aktualisiert am 20.01.2025 – 12:46 UhrLesedauer: 3 Min.

Ein defekter öffentlicher Fernsprecher steht am Rande des Weges. (Archivbild) (Quelle: Federico Gambarini/dpa/dpa-bilder)

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Ältere Semester haben sie noch genutzt: Die Telefonzelle. Das ist lange her, Telefonzellen sind Geschichte – aber warum stehen sie immer noch herum?

Die Deutsche Telekom ist mit dem Abbau von 12.000 Telefonzellen und anderen öffentlichen Telefonen, die im Januar 2023 außer Betrieb genommen wurden, noch immer nicht fertig. Man gehe davon aus, den Abbau im Laufe dieses Jahres abschließen zu können, teilte der Konzern mit.

Vor zwei Jahren hatte die Telekom die Fernsprecher ausgeschaltet und dies mit einem stark rückläufigen Bedarf begründet – im Handyzeitalter ist keine Telefonzelle mehr nötig, um unterwegs jemanden anzurufen. Ihr Betrieb sei nicht wirtschaftlich, sie seien veraltet und verbrauchten große Mengen an Energie, so die Telekom.

Einst hatte es in Deutschland sogar 160.000 öffentliche Telefone gegeben, diese Zahl sank mit den Jahren. Die letzten gelben Häuschen, die noch aus Bundespost-Zeiten stammten, verschwanden 2018. In vielen Städten sind die magentafarbenen Stelen, Telefonhäuschen und anderen Apparate noch immer zu sehen, obwohl sie keine Funktion mehr haben.

Am Bochumer Hauptbahnhof hängen noch immer zwei Telekom-Telefone an einer Wand. (Archivbild) (Quelle: Wolf von Dewitz/dpa/dpa-bilder)

Am Bochumer Hauptbahnhof etwa hängen zwei solcher Fernsprecher nebeneinander an einer Wand. Auf dem Erklär-Text am Wandtelefon steht, wie Telefonieren möglich sei: „Hörer abnehmen – Zahlungsmittel zuführen – Rufnummer wählen und Gespräch führen – Nach Ende des Gesprächs Hörer auflegen – Zahlungsmittel entnehmen“. Die Inlandsauskunft sei unter 11833 erreichbar. All das sind fast schon museale Relikte: Das Telefon ist deaktiviert und die Auskunft eingestellt. Strom gibt es noch an dem Telefon, auf dem digitalen Display steht: „Entschuldigung, zur Zeit gestört“.

In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf und im niedersächsischen Lüneburg sowie zahlreichen anderen Städten steht die außer Betrieb genommene Telekom-Technik ebenfalls noch herum. Der Zustand ist mitunter desolat – mancherorts ist der Telefonhörer abgerissen, Glasscheiben sind kaputt.

Ein abgebrochener Telefonhörer liegt in der Halterung eines deaktivierten Fernsprechers. (Quelle: Federico Gambarini/dpa/dpa-bilder)

Aber warum sind die deaktivierten Telefonanlagen überhaupt noch da? Nach Darstellung der Telekom liegt das auch an der Bürokratie. „Die Standorte werden Schritt für Schritt zurückgebaut“, sagt eine Firmensprecherin. Hierbei könne die Firma nicht allein vorgehen, sondern sie sei auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Behörden angewiesen. „Vom regionalen Energieversorger über die Bauämter, Baufirmen und Recycling-Unternehmen sind viele Menschen, Firmen und Ämter am Rückbau beteiligt.“

Die Koordination sei aufwendig und werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. So könne es Monate dauern, bis der Energieversorger einen Auftrag zur Stromabstellung umsetze. „Bauämter müssen für jeden Tiefbau eine eigene verkehrsrechtliche Anordnung erstellen, und Baufirmen müssen sowohl die Stromlos-Schaltung als auch die erforderlichen Genehmigungen abwarten.“

Der Abbau läuft schon seit langem: Hier werden in Sassnitz (Mecklenburg-Vorpommern) im Jahr 2010 zwei Telefonhäuschen zur Entsorgung abtransportiert. (Archivbild) (Quelle: picture alliance / dpa/dpa-bilder)

Beim Abbau geht es auch um Tiefbau, da Betonfundamente in den Boden eingelassen sind. Die müssen ausgegraben werden. Dafür benötige man „Aufgrabe- und Absperr-Genehmigungen“. Beim Tiefbau seien lokale und regionale Besonderheiten zu beachten, in manchen Städten brauche man etwa eine „Bescheinigung zur Kampfmittelfreiheit“ – also den Nachweis, dass keine Fliegerbombe im Untergrund ist. In anderen Städten dürften die notwendigen Pflasterarbeiten nur von einem Unternehmen durchgeführt werden, das die Stadt vorgegeben habe. Alles in allem sei der Abbau der 12.000 Telestationen „sehr komplex“. Es dauere leider noch „einige Zeit“.

In den Stadtverwaltungen ist das Thema bekannt. Ein Sprecher der Stadt Bochum etwa berichtet, dass die Telekom bei den Stadtwerken im August 2024 die Stromabschaltung von 43 öffentlichen Telefonen beantragt habe. An knapp der Hälfte dieser Standorte sei das inzwischen erfolgt, bei der anderen Hälfte werde dies bis Ende des ersten Quartals geschehen. Von der Stadt Düsseldorf heißt es, die Telekom sei zuständig. Man unterstütze den Abbau aber.

Fortschritte beim Abbau lassen sich am Düsseldorfer Hauptbahnhof erkennen. Dort befinden sich vier Metall-Stelen, an denen die Telefone hingen. Die Telekom hat die Telefone inzwischen abgeschraubt, die Metall-Stelen sind aber noch da – ihre Öffnungen oben und in der Mitte wurden mit Klebeband abgedichtet. Es wirkt wie Schrott, den niemand weggeräumt hat.

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