Deutsche Herzstiftung warnt

So gefährlich sind Energydrinks für Jugendliche


19.11.2024 – 11:47 UhrLesedauer: 2 Min.

Ein Teenager trinkt einen Energydrink: Der süße Geschmack macht die Getränke bei Jugendlichen besonders beliebt, schreibt die Deutsche Herzstiftung. (Quelle: IMAGO)

Zwei Drittel der Jugendlichen in der EU trinken regelmäßig Energydrinks. Für Konsumenten mit vorgeschädigtem Herzen kann das lebensgefährlich werden, zeigt jetzt eine neue Studie der Deutschen Herzstiftung.

Vor drei Jahren kollabierte eine 16-jährige Schülerin aus Bayern im Unterricht aufgrund einer Herzrhythmusstörung. Sie hatte keinen Puls mehr, konnte zunächst nicht reanimiert werden und starb einige Tage darauf. Es stellte sich heraus, dass das Mädchen unbemerkt eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) durchgemacht hatte. Ihr Herz war dadurch vorgeschädigt. In den drei Tagen vor dem Zusammenbruch hatte sie außerdem für eine Prüfung gelernt, wenig geschlafen und große Mengen an Energydrinks konsumiert.

Kinderkardiologe Felix Oberhoffer vom LMU Klinikum in München, der die 16-Jährige behandelt hatte, ließ die Tragödie nicht los. Er forscht seitdem zum Thema und hat nun gemeinsam mit Kollegen eine von der Deutschen Herzstiftung unterstützte Studie dazu veröffentlicht.

Die Educate-Studie (die Abkürzung steht für Energydrinks: Unexplored Cardiovascular Alterations in Teens and Twens) ergab: Bei gesunden Jugendlichen steigt schon nach dem Konsum einer gewichtsadaptierten Menge eines Energydrinks (knapp 100 Milliliter Energydrink pro 10 Kilogramm Körpergewicht) zeitweise der Blutdruck an und der Herzrhythmus kann sich verändern.

Oberhoffer rät daher: „Kindern und Jugendlichen sollte vom Konsum von Energydrinks abgeraten werden, insbesondere dann, wenn ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko besteht, etwa eine abgeheilte Herzmuskelentzündung, ein korrigierter angeborener Herzfehler, Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht vorliegen, oder beispielsweise ein ADS-Medikament genommen wird.“

Außerdem sollten seiner Ansicht nach junge Konsumenten über die Gesundheitsrisiken und den verantwortungsbewussten Umgang mit den Getränken besser aufgeklärt werden. Das heißt: Energydrinks nur selten trinken und auf keinen Fall gleichzeitig mit Alkohol und nicht vor oder während sportlicher Betätigung.

Auch Julian Chun, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main, spricht sich für mehr Aufklärung aus. Stress und exzessive körperliche Aktivität könnten negative gesundheitliche Auswirkungen der Drinks verstärken, warnt er. Es gelte wie häufig im Leben: „Die Dosis macht das Gift.“

Eine 250-Milliliter-Dose eines Energydrinks enthält im Schnitt etwa 80 Milligramm Koffein. Dies ist etwa dreimal so viel, wie in der gleichen Menge der meisten normalen Cola-Getränke enthalten ist, schreibt die Herzstiftung. Bei Kindern und Jugendlichen sollte jedoch der Konsum von maximal drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag nicht überschritten werden, warnt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa).

Für die Praxis heißt das: Schon mit einem halben Liter eines Energydrinks liegt ein Teenager mit 50 Kilogramm Körpergewicht über diesem Limit. Viele Kinder und Jugendliche konsumieren im Alltag allerdings deutlich mehr der Süßgetränke.

Folgen können neben Herzrasen, Schlaflosigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden auch die in der Educate-Studie nachgewiesenen Blutdruckerhöhungen und Veränderungen des Herzrhythmus sein. „Möglicherweise verstärken weitere Inhaltsstoffe der Energydrinks wie Guarana oder Taurin die ungünstigen Wirkungen sogar noch“, warnt Chun. Neue Studiendaten ließen diesen Schluss zu.

Oberhoffer und Kollegen befürworten ein Verkaufsverbot von Energy-Getränken an Kinder und Jugendliche. Die Educate-Studie zeige, dass sich bereits die als „unbedenklich“ betrachtete Dosis an Koffein in dieser Altersgruppe ungünstig auf das Herz-Kreislauf-System auswirke.

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