Die Morde seien in einem „sexuellen Rausch“ geschehen, gibt Haarmann zu Protokoll. „Ich habe mich mit ganzem Leibe auf die jungen Leute geworfen. Sie waren durch das Herumtreiben und die Ausschweifungen ermattet. Ich habe ihren Adamsapfel durchbissen, zugleich wohl auch mit den Händen gewürgt und gedrosselt“, beschreibt er den Tathergang. Anschließend habe er ihre Leichen zerstückelt und die einzelnen Teile entsorgt.

„Ich löste das Fleisch von den Knochen und tat es in meine Wachstuchtasche. Das übrige Fleisch kam unters Bett oder in den Verschlag“, zitiert der hannoversche Philosoph, Arzt und Prozessbeobachter Theodor Lessing die Beschreibungen Haarmanns. „Ich bin immer mit Grauen an diese Arbeit gegangen und doch war meine Leidenschaft stärker als das Grauen vor der Zerstückelung.“

Da in der Leine und in Haarmanns Wohnung nicht alle Teile seiner Opfer gefunden wurden, machte sich schnell ein grausamer Verdacht breit: War Haarmann etwa auch noch Kannibale? Ob er das Fleisch seiner Opfer verkaufte oder gar selbst aß, ist nie geklärt worden. Klar ist: Die Kleidung seiner Opfer verkaufte er an Nachbarn und Bekannte.

Ein psychologisches Gutachten kam zu dem Schluss, dass Haarmann eine „entschieden primitive, infantile Persönlichkeit“ hatte, aber voll schuldfähig gewesen sei. Geisteskrank oder gar unzurechnungsfähig sei er auf keinen Fall gewesen, zitierte Lessing aus dem Gutachten. Und widersprach. Für ihn war Haarmann definitiv krank: „Er hat keinerlei Grauen vor dem, wovor jedem Kulturmenschen graut, vor Tod, Leiche, Moder. Dieser arme Triebwüstling war ja wahrlich kein Teufel und mithin auch kein Charakter. Er war nichts als ein im Käfig verunzüchtetes und von der Gesellschaft mißbrauchtes primitives Tier, das vor dem Kreuz zusammenbrach.“

Fritz Haarmann wurde zum Tode verurteilt und starb 15. April 1925 durch das Fallbeil. Eine Untersuchung seines Schädels zeigte Veränderungen, die auf eine Hirnhautentzündung hinweisen. Dies kann zu Wesensveränderungen führen, weiß man heute.

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