
Ein Mordfall im Pflegeheim: Der neue „Tatort“ aus Wien verknüpft die klassische Suche nach Motiv und Täter mit harter Realität.
Eine „Tatort“-Kritik von Maria Bode
Für Oberstleutnant Moritz Eisner und Majorin Bibi Fellner steht der drittletzte Fall an – ein Kammerspiel im Pflegeheim. Im „Tatort: Der Elektriker“ (Sonntag, 14. Dezember 2025, 20.15 Uhr im Ersten) ermitteln die beiden in einer Wiener Seniorenresidenz. Dort wird der Bewohner Danijel Filipovic (Roman Frankl) nach einem Feueralarm und einem Stromausfall tot in der Badewanne gefunden.
Was zunächst wie ein Unfall wirkt, entpuppt sich bald als Mord. Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) stoßen im Heim auf ein dichtes Geflecht aus Verdächtigen: eine überforderte Tochter (Gabriela García-Vargas), ein vorbestrafter Fußpfleger (Aleksandar Petrovic), misstrauische Mitbewohner und Pflegepersonal am Limit.
Der Krimi folgt klassisch den Fragen: Wer war es und was ist das Motiv? Das funktioniert hervorragend und bleibt bis zum Schluss spannend – ohne zu konstruiert zu wirken. Immer wieder verlässt die Kamera die Gegenwart für stimmig montierte Rückblenden. Die Szenen führen näher an den Täter heran, bilden aber auch Brücken zwischen Lebensphasen und Traumata, wodurch sich Hinweise auf das Mordmotiv ergeben.
„Der Elektriker“ erzählt weit mehr als eine Kriminalgeschichte. Er fragt, wie wir altern, wer Verantwortung trägt und was passieren kann, wenn Erinnerungen an Gewalt und Krieg nicht verarbeitet werden. Das Drehbuch von Roland Hablesreiter und Petra Ladinigg stellt Menschen in den Mittelpunkt, deren Lebenslast nicht an der Tür zum Pflegeheim endet.
Auch beleuchtet das Drehbuch gesellschaftliche Widersprüche und Missstände. Konkret: den Pflegeberuf als Berufung ohne ausreichende Ressourcen. Denn schon in den ersten Minuten wird deutlich: Hier fehlt Personal, hier fehlt Zeit. Die Geschichte über den Tod eines alten Mannes wird zur Anklage gegen ein überlastetes System.
Für Eisner wird der Fall auch privat zur Herausforderung. Er trifft auf seine frühere Liebe Sandra (Martina Spitzer), einst „die coolste Frau im ganzen Freibad“, heute auf einen Rollstuhl angewiesen und Bewohnerin des Pflegeheims. Die Begegnung macht ihn sprachlos, verlegen, verletzlich, unsicher. Die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit ist greifbar.