Nach der Wahl

Steht der Dax vor einer Trendwende?


24.02.2025 – 09:04 UhrLesedauer: 4 Min.

Deutscher Leitindex Dax (KI-Symbolbild): Die Bundestagswahl hat einen ebenso großen Einfluss auf die Börse wie die Wirtschaftslage in den USA.

News folgen

Die Bundestagswahl ist gelaufen, doch was bedeutet das Ergebnis für den deutschen Aktienmarkt? Die Unsicherheit ist groß, und einige Experten warnen vor unruhigen Zeiten auf dem Börsenparkett.

Die internationalen Börsen schwanken, geopolitische Spannungen nehmen zu, und die deutsche Wirtschaft kämpft mit anhaltenden Herausforderungen. Nun rückt die Koalitionsbildung nach der Bundestagswahl in den Fokus der Anleger. Wie wird sich die neue Regierung auf den Dax auswirken? Droht eine Korrektur, oder setzt sich der Aufwärtstrend fort?

Haben politische Ereignisse langfristige Auswirkungen auf die Börse, oder bleibt der Markt davon unbeeindruckt? Die alte Börsenweisheit „Politische Börsen haben kurze Beine“ suggeriert, dass Wahlergebnisse oft nur kurzfristige Turbulenzen auslösen. Doch im Fall der Bundestagswahl 2025 könnte das anders sein.

Die Zusammensetzung der neuen Regierung wird maßgeblich die zukünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik bestimmen, was direkte Auswirkungen auf die im Dax gelisteten Unternehmen haben kann. „Die politische Ausrichtung der Regierung beeinflusst Rahmenbedingungen wie Steuern, Investitionen und Regulierungen, die für Unternehmen von zentraler Bedeutung sind“, erklärt Simon Keller, Analyst bei Hauck Aufhäuser Lampe.

Die Regierungsbildung dürfte sich jedoch schwierig gestalten, und die politische Unsicherheit könnte die Märkte zumindest so lange belasten, bis die neue Koalition feststeht. Besonders die Diskussion um eine Reform der Schuldenbremse wird kritisch beäugt – eine Lockerung könnte neue Impulse bringen, während eine strikte Einhaltung staatliche Investitionen hemmen könnte.

Begrenzte Handlungsspielräume nach der Wahl

Deutschland könnte nach Einschätzung der Berenberg Bank nach dem Wahlsieg der Union eine Phase politischer Unsicherheit beenden. Allerdings dürfte der fiskalische Spielraum der neuen Regierung begrenzt bleiben, schrieb Chefvolkswirt Holger Schmieding in einer am Montag veröffentlichten Analyse. Denn: Ein Ende der Schuldenbremse werde angesichts der Sitzverteilung im neuen Bundestag schwierig.

Nach Einschätzung von Schmieding wird eine Regierung unter Führung von Friedrich Merz mit einer möglichen Zweiparteienkoalition aus CDU/CSU und SPD wachstumsfördernde Reformen durchführen. Demnach dürfte sich die Regulierungs- und Steuerlast für Unternehmen etwas verringern. Zudem seien Änderungen in der Einwanderungspolitik zu erwarten sowie eine Energiepolitik, die auf niedrigere Kosten abzielen werde.

Die absehbare Neuauflage der Großen Koalition spreche laut Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe, nicht für eine beherzte Wirtschaftswende. Auch komme das Vertrauen in die Politik nicht deshalb zurück, weil ein „Teil der Pferde gewechselt“ werde. „Mehr Marktkräfte, weniger staatliche Interventionen und eine wachstumsfreundliche Klimapolitik sind jetzt angezeigt“. Krüger befürchtet, dass die künftige Koalition wegen des maroden Kapitalstocks und fehlender Arbeitskräfte vieles aber nur soft durchsetzen könne.

Neben der Wahl gibt es weitere Risiken für den deutschen Leitindex. Die Konjunkturentwicklung in Deutschland bleibt fragil. Das Ifo-Geschäftsklima zeigt eine leichte Verbesserung, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Die Teuerungsrate verharrt bei 2,3 Prozent, was die EZB vor ein Dilemma stellt: Weiter lockern oder den Zinssenkungskurs pausieren?

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte laut dem französischen Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau ihren Einlagensatz bis zum Sommer unter das aktuelle Niveau von 2,75 Prozent senken. „Vom heutigen Standpunkt aus gesehen könnten wir im kommenden Sommer bei zwei Prozent liegen“, sagte das EZB-Ratsmitglied dem Magazin „Alternatives Economiques“ in einem am Samstag veröffentlichten Interview. Villeroy bekräftigte darin auch die Position, dass eine Konsolidierung im europäischen Bankensektor die Institute auf globaler Ebene wettbewerbsfähiger machen könnte. Ob es dazu kommt, wird sich zeigen müssen.

Ob die Kurse deutscher und europäischer Unternehmen bis dahin weiter steigen werden wie bisher, erscheint fraglich. Die Bewertungen vieler Dax-Unternehmen sind bereits ambitioniert. Mit einem Plus des deutschen Leitindex von rund 12 Prozent seit Jahresbeginn könnte der Markt überhitzt sein. „Der Aufwärtstrend des Dax dürfte nach der Wahl an Schwung verlieren“, prognostiziert Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Hinzu kommen Sorgen um die Weltwirtschaft: Eine schwächere Nachfrage aus China und zunehmende Unsicherheiten in den USA könnten die deutschen Exporte belasten.

Die Rolle der USA ist ein Faktor, den Anleger nicht unterschätzen sollten. Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeichnen ein gemischtes Bild der weltweit größten Volkswirtschaft und könnten sowohl die US-Börsen als auch den deutschen Aktienmarkt beeinflussen.

Aktie.
Die mobile Version verlassen