Verhalten wirft Fragen auf
Warum Kunden jetzt Produkte im Supermarkt umdrehen
21.03.2025 – 17:50 UhrLesedauer: 2 Min.
In deutschen Supermärkten stehen plötzlich Twix, Frischkäse und Bohnendosen auf dem Kopf. Dahinter steckt kein Zufall, sondern eine stille Bewegung mit klarer Botschaft – und politischem Beigeschmack.
Protest ohne Plakat und Parole: Immer mehr Produkte in deutschen Supermärkten stehen auf dem Kopf. Wer genau hinschaut, entdeckt: Es sind vorwiegend Waren amerikanischer Hersteller – von Heinz-Bohnen bis Twix. Dahinter steckt eine europaweite Bewegung mit einer klaren Botschaft.
Die Idee kam aus dem Internet. Unter dem Schlagwort „Buy from EU“ haben sich auf der Plattform Reddit inzwischen mehr als 180.000 Nutzer zusammengeschlossen. Sie wollen für europäische Produkte werben – und greifen dafür zu einem ungewöhnlichen Mittel: US-Waren werden im Regal umgedreht. Nicht zerstört, nicht beschmiert, nur auf den Kopf gestellt.
Ein Reddit-Beitrag zeigt Bilder aus einem deutschen Supermarkt: auf dem Kopf stehende Frischkäsebecher, Bohnenbüchsen und Schokoriegel. Der Kommentar dazu: „Die Leute in meiner Stadt haben die Botschaft verstanden.“ Der Post löste innerhalb weniger Tage tausende Reaktionen aus.
Initiatorin der Bewegung ist Laura Catz, eine Marketing-Managerin aus Rumänien. Sie betreibt das spendenfinanzierte Verzeichnis Go European, das europäische Alternativen zu amerikanischen Produkten auflistet. „Wir wollen die Aufmerksamkeit der Menschen auf europäische Unternehmen lenken“, sagt sie. Politisch sei die Aktion nicht gemeint, ein Boykott sei nicht das Ziel.
Und doch schwingt politische Kritik mit. Viele Unterstützer sehen die Aktion als Reaktion auf die Politik der USA – insbesondere auf die Strafzölle und die protektionistische Haltung früherer Regierungen. Die Idee selbst stammt offenbar aus Kanada, das sich immer wieder neuen Zoll-Androhungen ausgesetzt sieht. Inzwischen verbreitet sie sich aber inzwischen auch in Frankreich, Deutschland und anderen EU-Ländern.
Das Echo ist geteilt. Einige feiern die Aktion als pfiffiges Zeichen. Andere stören sich am dadurch entstehenden Mehraufwand für das Personal. „Mein Sohn arbeitet als Regalkraft im örtlichen Supermarkt“, schreibt eine Nutzerin. Er verstehe zwar die Bedeutung der Bewegung, ist aber auch genervt, weil er die Produkte wieder richtig herum stellen müsse. Andere fragen: Was können US-Unternehmen für die Politik in Washington?
Ende Februar hat die Debatte eine neue Dimension erreicht. Ein Forscher veröffentlichte eine Liste mit US-Produkten und europäischen Alternativen. Sie wurde auf X über 1,5 Millionen Mal geteilt – ausgerechnet auf der Plattform von Elon Musk, einem der prominentesten Trump-Unterstützer.