Terror, Vorurteile und Angst: Im Interview mit t-online berichtet Jürgen Vogel von seiner neuesten Rolle und gibt auch private Details preis.
„Informant – Angst über der Stadt“ lautet der Titel des neuen Formates im Ersten. In insgesamt sechs Folgen wird die Ermittlung eines zu vermeidenden Anschlags in Hamburg erzählt. Dabei stets im Mittelpunkt: Gabriel Bach. Der Polizist vom LKA wird von Jürgen Vogel gespielt.
Umringt von Zeitdruck, neuen Kollegen und der Vereinbarung von Privatleben und Beruf steht Gabriel Bach vor großen Herausforderungen. Im Interview mit t-online verrät Jürgen Vogel mehr über den Charakter seiner Figur und geht auch persönlich auf seine Rolle ein.
t-online: Herr Vogel, Sie verkörpern einen eiskalten Ermittler, der zwischen gefährlichen Informanten und dem LKA agieren muss. Wie viel Gabriel Bach steckt in Ihnen?
Jürgen Vogel: Jede Figur hat etwas mit einem zu tun. Ich habe mir vor dem Dreh schon Gedanken gemacht, was das für ein Typ ist. Gabriel ist ein sehr gebrochener Mann, der zur alten Garde gehört. Er ist skrupellos, und zwar aus einem bestimmten Grund: Er wäre sonst enttarnt worden in der Welt, in der er eingeschleust war. Aber das ist nicht mehr modern, weil es politisch nicht kompatibel ist und bei der Außenwirkung der Polizei nicht gut ankommt. Ich fand es interessant, so eine alte Generation zu spielen, die mit der neuen Welt konfrontiert ist.
Zum Beispiel bis in die Achtzigerjahre war es fast Standard, dass Frauen tagtäglich richtig blöd angemacht wurden. In der jetzigen Zeit traut man sich das nicht mehr. Das wurde durch die „Metoo“ Bewegung in Gang gesetzt. So ist es auch bei Polizeibeamten, die dürfen auch nicht mehr so agieren wie früher.
Für mich ist es interessant, so einen Charakter zu erzählen und zu zeigen, zu was man fähig sein kann.
Jürgen Vogel
In der Serie werden Sie handgreiflich und schlagen andere nieder. Was löst das für Gefühle in Ihnen aus?
In erster Linie ist es eine Rolle und wie die Rolle in der Szene reagiert. Für mich ist es interessant, so einen Charakter zu erzählen und zu zeigen, zu was man fähig sein kann. Menschen sind facettenreich, teilweise zwiespältig. Meine Figur ist auch ein cooler Vater, versucht als Mann allen gerecht zu werden, aber schafft es nicht richtig. Er hat Abgründe in sich, so wie viele Menschen verschiedene Seiten haben. Durch seinen Beruf durfte er diese ausleben. Im Privatleben ist das schwierig, und damit kommt er nicht klar.
Was macht diese Zwiespältigkeit bei Gabriel so besonders?
Er ist ein gebrochener Mann, weil er ein Dinosaurier in seinem Beruf ist. Das, was damals toll war, wofür er Ruhm und Ehre bekommen hat, ist nicht mehr angesagt – darunter leidet er. Aber er kann aus der Zeit und aus seiner Haut nicht raus, weil er all diese Charakterzüge verinnerlicht hat.
Der Konflikt, eine stabile Balance zwischen seinem Privatleben und seinem Beruf zu finden, ist ebenfalls ein Thema der Serie. Inwieweit funktioniert das bei Ihnen?
Wie in jedem Beruf ist es immer ein Spagat, gerade wenn man viele Kinder hat. Auf der einen Seite ist man bei der Arbeit mega konzentriert und wirklich den ganzen Tag in einem Projekt drin. Aber auf der anderen Seite möchte man auch das Leben haben, mit Familie, Liebe und Kindern, die man versucht zu prägen und großzuziehen. Man hat immer das Gefühl, dass man nicht allen zu 100 Prozent gerecht werden kann. In diesem Zwiespalt sind ganz viele Menschen. Aber ich habe gelernt, damit zu leben.
Wie genau gelingt Ihnen der Spagat?
Ich tauche zwar einerseits vollständig in meine Arbeit ein, aber ich kann auch sehr gut wieder auftauchen. In meinem Beruf habe ich den Luxus, nach Projekten etwas mehr Zeit und Freiräume für die Familie zu haben, in denen ich zu 100 Prozent für sie da bin.