FDP-Bundesgeschäftsführer tritt zurück

Er verfasste das „D-Day“-Papier


29.11.2024 – 14:35 UhrLesedauer: 3 Min.

Carsten Reymann (Archivbild): Er war seit März 2024 Bundesgeschäftsführer der FDP. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)

In der Debatte um das sogenannte „D-Day“-Papier der FDP ist der Mann zurückgetreten, der es verfasst hat: Carsten Reymann. Wer ist der Lindner-Vertraute?

Die FDP steht unter Druck. Nach dem Ampel-Aus wird das sogenannte „D-Day“-Papier der Partei heiß diskutiert. Es beschreibt detailliert den möglichen Zeitpunkt und die Strategie für den Ausstieg aus der Koalition. Lesen Sie hier mehr dazu. Der Autor des Papiers, Carsten Reymann, ist erst seit März 2024 Bundesgeschäftsführer der FDP gewesen. Nun ist er zurückgetreten, kurz nachdem auch der Generalsekretär der Partei, Bijan Djir-Sarai, diesen Schritt gegangen war.

Djir-Sirai hatte am Donnerstag noch gesagt, das Papier sei „nur auf Ebene der Mitarbeiter entstanden“ und niemand aus der Führung der FDP habe es gekannt. Reymanns Rolle als Verfasser wirft ein Schlaglicht auf die inneren Machtstrukturen der FDP. Denn Reymann war nicht nur ein hoher Funktionär innerhalb der Partei, sondern unterhielt auch enge Verbindungen zum Parteivorsitzenden Christian Lindner. Doch wer ist Reymann überhaupt? Ein Überblick.

Im Rampenlicht stand er nie. Doch hinter den Kulissen hat sich Reymann über Jahre zu einer zentralen Figur der FDP gemausert. Seine Parteikarriere begann er 2006 noch während seines Studiums: im Planungsstab der Bundestagsfraktion. Es folgte eine Station außerhalb der Partei, als stellvertretender Pressesprecher im Landwirtschaftsministerium unter dem CSU-Minister Christian Schmidt. Danach kehrte Reymann wieder als Leiter des Bereichs Umfeldanalyse und Koordinierung in die FDP-Bundestagsfraktion zurück.

Spätestens 2020 wurde Reymann dann zu einem der engsten Vertrauten von Parteichef Christian Lindner: zunächst als sein Büroleiter als Fraktionsvorsitzender, später im Leitungsstab des Bundesfinanzministeriums, und dann als Bundesgeschäftsführer der FDP. Ein solcher Geschäftsführer arbeitet intensiv mit dem Präsidium und dem Bundesvorstand zusammen, berät sie in strategischen Fragen, wie aus dem Aufgabenprofil seines Vorgängers Michael Zimmermann hervorgeht.

Außerdem koordiniert ein Geschäftsführer die Wahlkämpfe. Somit spielte Reymann auch bei der Vorbereitung auf die kommende Bundestagswahl gemeinsam mit dem Generalsekretär eine zentrale Rolle. Und eben diese war es wohl, die ihn am Ende zu Fall brachte.

Auf der Plattform X hatte Reymann am Vortag noch mit einem ironischen Selfie auf einen Tweet der ehemaligen Grünen-Chefin Ricarda Lang geantwortet. Parteiintern soll er das Strategiepapier seiner Partei zum Ende der Ampelkoalition verteidigt haben. Lesen Sie mehr darüber.

Nun hat er Konsequenzen gezogen. In einer schriftlichen Erklärung von Reymann hieß es, er habe Lindner den Verzicht auf sein Amt angeboten. Lindner habe dieses Angebot angenommen. „Ich tue dies, weil ich eine personelle Neuaufstellung der Partei im Hans-Dietrich-Genscher-Haus ermöglichen möchte.“ Die FDP stehe vor einer wichtigen Bundestagswahl, die eine Richtungswahl für Deutschland sei. „In diesen Wahlkampf sollte die FDP mit voller Kraft und ohne belastende Personaldebatten gehen.“

In dem von Reymann verfassten Papier zum Koalitionsende ist etwa davon die Rede, dass der „ideale Zeitpunkt“ für einen „avisierten Ausstieg“ aus der Ampel zur Mitte der 45. Kalenderwoche zwischen dem 4. und 10. November liegen könnte. Am 6. November kam es tatsächlich zum Bruch des schon lange kriselnden Bündnisses – indem Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer Sitzung des Koalitionsausschusses Lindner als Finanzminister entließ.

Das Papier stieß nicht nur wegen seines Inhalts, sondern auch wegen der Wortwahl auf Kritik. In dem Dokument taucht der durch den Zweiten Weltkrieg historisch vorgeprägte Begriff „D-Day“ mehrfach auf – als Synonym für den möglichen Zeitpunkt zum Ausstieg aus der Ampel. Der englische Begriff „D-Day“ kann mit „Tag X“ übersetzt werden – oder auch „Tag der Entscheidung“ meinen. Bekannt ist die Formulierung vor allem im Zusammenhang mit der Landung der Alliierten in der Normandie zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus. Den Auftakt dafür markierte der „D-Day“ am 6. Juni 1944. Er steht aber auch für unmenschliches Blutvergießen, Zehntausende Tote und Verwundete.

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