Arzt, Aktivist, Attentäter?

Was über den mutmaßlichen Täter Taleb A. bekannt ist


Aktualisiert am 21.12.2024 – 08:35 UhrLesedauer: 4 Min.

Magdeburg: Video zeigt die Festnahme des mutmaßlichen Täters.
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Bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sind Dutzende Menschen verletzt worden. Was bislang über den mutmaßlichen Attentäter bekannt ist.

Der festgenommene Verdächtige in Magdeburg ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Jahre alt sein und aus Saudi-Arabien stammen. Er sei seit 2006 in Deutschland und habe einen unbegrenzten Aufenthaltstitel, sagte Landesinnenministerin Tamara Zieschang.

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen soll es sich um einen Einzeltäter handeln. Das Auto, mit dem der Mann „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ in die Menschenmenge gerast war, sei noch vor Ort. Es soll sich um einen BMW handeln.

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Der mutmaßliche Täter soll Arzt sein, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Der Mann stammt aus Bernburg, einer Stadt südlich von Magdeburg. In dem Ort hat es am Morgen bereits einen Polizeieinsatz im Zusammenhang mit dem Anschlag gegeben.

Nach t-online-Informationen soll es sich um Taleb A., einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, handeln. Er gibt sich auf diversen Plattformen als Menschenrechtsaktivist und Teil einer Widerstandsbewegung gegen das Regime in Saudi-Arabien aus.

Auf der Plattform X hat er aber auch die deutsche Bundesregierung scharf kritisiert. „Meine Erfahrung ist sieben Jahre lang in denen die Polizei, zuletzt im März 2024, schmutzige Taktiken gegen mich sowie andere Islamkritiker angewendet hat, um unseren anti-islamischen Aktivismus zu zerstören. Die Linken sind verrückt. Wir brauchen AFD, um die Polizei vor sich zu schützen“, schrieb er auf der Plattform X [Anm.: Rechtschreib- und Grammatikfehler aus dem Originalbeitrag übernommen].

Kurz vor dem Anschlag in Magdeburg setzte er einen Beitrag ab, in dem er die Bundesregierung beschuldigte, Opfer von arabischen Regimen zu zensieren und nicht ausreichend zu unterstützen. In dem Video bei X machte er auch seine Wohnadresse öffentlich. Nach Informationen der „Volksstimme“ hatte es in der gleichen Straße am Freitagabend einen größeren Polizeieinsatz gegeben. Der Arzt beklagte in dem Clip, dass er keine Überwachungskamera nahe seinem Briefkasten anbringen durfte, denn aus diesem sei ihm ein USB-Stick gestohlen worden. Auch kritisierte er in dem Video, dass er keine Waffen tragen darf.

Schon seit Monaten sah sich Taleb A. als Opfer. „Kein saudischer Liberaler in Deutschland kann sich mit friedlichen Mitteln vor den Verbrechen der deutschen Behörden schützen. Eine lange Reihe von Verbrechen der deutschen Behörden gegen saudische Liberale, von denen einige hier veröffentlicht werden“, schrieb er auf X. Die deutschen Behörden, so erklärte er in einem Beitrag der rechtskonservativen amerikanischen RAIR-Foundation, gehen beunruhigend weit, um Asyl-Anträge aus Saudi-Arabien abzulehnen, ignorierten „eindeutige Beweise für Bedrohungen oder erfinden Ausreden, um eine Abschiebung zu rechtfertigen“.

In einem Interview mit der britischen BBC nannte er sich 2019 einen Aktivisten, der Menschen aus Saudi-Arabien und der Golfregion helfen wolle, im Ausland Asyl zu erhalten. A. soll 2006 selbst als Gastarzt nach Deutschland gekommen sein, kurz darauf sagte er sich vom Islam los und beantragte Asyl, weil er um sein Leben gefürchtet habe, wie er der „Frankfurter Rundschau“ sagte. Für seine Abkehr vom Islam sei er mit dem Tod bedroht worden. Taleb A. hatte auch deutschen Medien Interviews gegeben, in denen er vor allem die Verfolgung von Frauen in arabischen Staaten anprangerte.

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Nach allem, was bislang über den mutmaßlichen Täter bekannt ist, ist auch Terrorismusexperte Peter Neumann überrascht. Auf X schreibt er: „Nach 25 Jahren in diesem ‚Geschäft‘ denkst Du, nichts könnte Dich mehr überraschen.“ Doch dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen Ex-Muslim handele, der sich für die AfD ausgesprochen hat, „das hatte ich wirklich nicht auf dem Zettel“, so Neumann weiter.

Neumann ist Professor für Sicherheitsstudien am King’s College in London, er arbeitet zu Radikalisierung, Terrorismus und Aufstandsbekämpfung.

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