Sie müssen nicht nach Asien oder Amerika reisen, um außergewöhnliche Naturerscheinungen zu erleben. Es gibt sie auch in Deutschland – und sie können besichtigt werden.

Unterirdische Labyrinthe, seltene Gesteinsformationen oder einzigartige Fauna – man muss gar nicht weit reisen, um faszinierende Naturerscheinungen erleben zu können. Spektakuläres gibt es womöglich ganz in Ihrer Nähe zu bestaunen und ist es wert, gesehen, aber auch geschützt zu werden. Die Heinz-Sielmann-Stiftung und der Deutsche Wandererverband rufen jedes Jahr zur Wahl des erstaunlichsten Naturphänomens Deutschlands auf.

Aus den neun zur Wahl stehenden Kandidaten ist nun ein Sieger bestimmt worden. Das sind die beliebtesten Naturphänomene:

Der Langwarder Groden auf der Halbinsel Butjadingen (Niedersachsen) hat die diesjährige Wahl zum Naturwunder des Jahres knapp für sich entschieden. Mit 10.530 Stimmen (31,9 Prozent) landet er auf Platz eins. Groden bezeichnet dabei ein mit Gras bewachsenes Deichvorland.

Die im Groden gelegenen Salzwiesen vor dem nördlichen Hauptdeich wurden ab 1930 auf rund vier Kilometer Länge durch einen Sommerdeich vom Gezeiteneinfluss abgetrennt, um die Fläche für die Landwirtschaft besser nutzbar zu machen. Damit ging allerdings auch die natürliche Entwicklung des Watts und der Salzwiesen verloren.

2014 startete im Langwarder Groden ein umfassendes Renaturierungsprojekt, bei dem der Sommerdeich teilweise geöffnet und eine große Fläche wieder dem Einfluss der Gezeiten ausgesetzt wurde, schreibt die Heinz-Sielmann-Stiftung. Seitdem entstanden dort neue Salzwiesen und Lebensräume für Tiere und einzigartige Pflanzen. Von Robben über zahlreiche typische Küstenvögel bis hin zu Krebsen, Muscheln und dem berühmten Wattwurm findet eine enorme Vielfalt an Tieren eine Heimat. Im Frühjahr und Herbst dient der Groden als Rastgebiet für Zugvögel.

In Sachsen liegt das zweitbeliebteste Naturwunder 2024 – 10.254 Menschen (31 Prozent) haben dafür gestimmt. Es handelt sich um den etwa 350 Meter hohen Rochlitzer Berg. Seit über 900 Jahren wird hier der Rochlitzer Porphyrtuff abgebaut. Das rote Gestein entstand vor 290 Millionen Jahren durch die Ablagerungen eines Supervulkans und wurde für den Bau vieler Kirchen, Gebäude, Stadtmauern und Alltagsgegenstände verwendet.

Heute dienen die alten Gebäude aus der Zeit des Steinbrechens sowie die mit Wasser gefüllten Gruben und Gänge als Lebensraum unter anderem für Fledermausarten, Waldvögel sowie Waldbewohner wie Lurche und Siebenschläfer.

Wiesen als Naturwunder? Ja! Wer einmal die Bergmähwiesen des Vogelsbergs in Hessen besucht hat, hat hier Pflanzen gesehen, die es anderswo in Deutschland nicht gibt. Die Wiesenlandschaft verdankt ihren Artenreichtum dem vulkanischen Ursprung der Mittelgebirgslandschaft.

Dank extensiver Bewirtschaftung prägen seltene Pflanzen wie der gefährdete Weichhaarige Pippau oder der Wald-Storchenschnabel die kühl-feuchte Landschaft. Auch Vogelarten wie Wiesenpieper, Wachtelkönig und Braunkehlchen finden auf den nach Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützten Biotopen der Bergmähwiesen optimale Brutbedingungen.

Das Naturwunder des Jahres 2023 war das sogenannte „Ewige Eis“ im Westerwald – ein einzigartiges, lokales Permafrost-Phänomen.

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