Die Deutschen lieben ihr Brot. Doch immer wieder steht das Grundnahrungsmittel in der Kritik: Es soll dick und krank machen. Was ist dran an den Vorwürfen?

Brot besteht zu einem Großteil aus Kohlenhydraten. Kohlenhydrate gehören zu einer ausgewogenen Ernährung dazu. Sie liefern dem Körper Energie und sind wichtig für viele Stoffwechselvorgänge. Vor allem die Muskeln und das Gehirn brauchen viele Kohlenhydrate, um einwandfrei zu funktionieren.

Aber: Sofern die Energie nicht sofort benötigt wird, verwandelt der Körper Kohlenhydrate auch in Fett. Aus diesem Grund gelten Kohlenhydrate auch als Dickmacher. Aber was ist an den Vorwürfen dran, dass Brot dick und krank macht? t-online hat die Diplom-Ökotrophologin und Ernährungsberaterin Veronika Albers gefragt.

(Quelle: Sophie Brand)

Zur Person

Veronika Albers ist Diplom-Ökotrophologin und vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) zertifizierte Ernährungsberaterin. Sie leitet die Ernährungsfachkräfte bei Oviva, einer App-begleiteten Ernährungsberatung, deren Angebote von vielen Krankenkassen übernommen werden.

t-online: Ist Brot für jeden Menschen gesund?

Brot ist weder ungesund noch gesund. Es kommt immer auf die individuellen Bedürfnisse und den Gesundheitszustand der Person an. Menschen mit bestimmten Krankheiten wie Glutenunverträglichkeit sollten kein Weizen-, Roggen-, Dinkel-, Triticale-, Einkon-, Emmer-, Gründkern oder Gerstenbrot essen. Auch Diabetiker sollten auf ihren Brotkonsum achten, da Brot den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann.

Die Frage, ob Brot für jeden Menschen gesund ist, kann also nicht pauschal beantwortet werden. Viel mehr ist die Wahl der richtigen Brotsorte und die Verzehrmenge entscheidend für eine gesunde Lebensweise.

Welche Brotsorten und wie viel davon sind denn empfehlenswert?

Da gibt es mehrere Dinge zu beachten:

  • Vollkornbrot ist die beste Wahl für eine gesunde Ernährung. Es enthält mehr Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe als Weißbrot, lässt den Blutzuckerspiegel nicht so stark ansteigen und sättigt länger.
  • Sauerteigbrot lässt den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen und ist leichter verdaulich. Durch den längeren Gärprozess werden im Sauerteigbrot zudem mehr B-Vitamine und Mineralstoffe freigesetzt.
  • Daneben sind Dinkel-, Roggen- und Leinsamenbrot für eine gesunde Ernährung besonders empfehlenswert. Dinkelbrot ist beispielsweise eine gute Alternative zu Weizenbrot. Dinkel gilt als besonders bekömmlich und ist daher auch für Menschen mit empfindlichem Magen geeignet. Zusätzlich hat Dinkelbrot einen hohen Gehalt an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Industriell hergestelltes Brot enthält oft Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Aromen und Farbstoffe, die aus gesundheitlicher Sicht nicht empfehlenswert sind.
  • Daneben kann Brot mit einem hohen Salzgehalt problematisch sein. Denn ein hoher Salzkonsum kann den Blutdruck und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Entscheidend ist, dass eine Brotsorte gewählt wird, die schmeckt und die gut vertragen wird. Beim Einkauf sollte daher möglichst auf Bio-Qualität und eine kurze Zutatenliste geachtet werden. Brotsorten mit Zucker-, Salz- oder Fettzusatz sollten vermieden werden.

Info: Sauerteigbrot und Verdauung

Sauerteigbrot wird mithilfe von Milchsäurebakterien und natürlichen Hefen hergestellt und länger gegärt. Dadurch bauen die Milchsäurebakterien bereits einen Teil der Stärke und des Glutens ab, was die Verdauung erleichtert und fördert. Mehr Informationen zu Sauerteig finden Sie hier.

Wie viel Brot oder Brötchen gegessen werden sollten, hängt vom Alter, Körpergewicht, Aktivitätsniveau und persönlichen Ernährungsbedürfnissen ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt beispielsweise für eine ausgewogene Ernährung täglich zwei bis drei Scheiben Brot oder zwei Brötchen.

Ist es egal, ob man Brot oder Brötchen isst?

Auch Brötchen können Teil einer gesunden Ernährung sein. Aber: Sie haben oft etwas mehr Kalorien als Brot. Das liegt zum einen daran, dass sie meist aus hellerem Mehl hergestellt werden und zum anderen an ihrer Größe. Ein durchschnittliches Weizenbrötchen vom Bäcker hat 291 Kilokalorien. Generell gilt aber: Kein Brot oder Brötchen ist wirklich kalorienarm.

Ist Brot also nicht zum Abnehmen geeignet?

Doch. Brot kann auch Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zur Gewichtsreduktion sein. Es liefert wichtige Nährstoffe wie Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien, die für ein gesundes Sättigungsgefühl und eine optimale Nährstoffversorgung sorgen.

Um Brot beim Abnehmen erfolgreich zu integrieren, sollten aber einige Punkte beachtet werden. Um Heißhungerattacken vorzubeugen, sollte Vollkornbrot dem Weißbrot vorgezogen werden, da es länger sättigt und den Blutzuckerspiegel stabilisiert. Außerdem sollte man nicht zu viel Brot essen. Empfehlenswert sind zwei bis drei Scheiben in Kombination mit eiweißreichen und gesunden Lebensmitteln. Etwa Gemüse, magerem Eiweiß oder fettarmen Milchprodukten. Butter, Margarine und fette Wurstwaren sollten sparsam verwendet werden. Fettarme Alternativen wie Frischkäse oder magerer Schinken sind vorzuziehen.

Mein Tipp: Vollkornbrotsorten, die sich zum Abnehmen eignen, sind etwa Sauerteigbrot, Dinkelbrot, Roggenbrot und Haferbrot.

Wie sieht es in Bezug auf die Darmgesundheit aus? Welche Brotsorten sind besonders geeignet, um die Verdauung zu unterstützen?

Brot kann die Darmgesundheit durchaus positiv beeinflussen, wenn es richtig ausgewählt und verzehrt wird. Wie bereits erwähnt, ist Vollkornbrot reich an Ballaststoffen. Diese stärken die Darmflora und regulieren die Verdauung. Ballaststoffe sorgen zudem für ein längeres Sättigungsgefühl und können so beim Abnehmen helfen.

Sauerteigbrot und andere Brotsorten, die mit natürlichen Hefen und Milchsäurebakterien hergestellt werden, enthalten Präbiotika. Diese unverdaulichen Nahrungsbestandteile dienen den „guten“ Darmbakterien als Nahrung und fördern deren Wachstum.

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