Mehr Gas im Darm als früher: Viele Ältere haben vermehrt mit Blähungen zu kämpfen. Ursache ist eine veränderte Verdauung. Was die Gasbildung reduziert.
Blähungen sind vielen Menschen nicht nur peinlich. Sie können zu erheblichen Beschwerden führen. Betroffene haben aufgrund der vermehrten Gasbildung oft Schmerzen, einen festen Bauch und fühlen sich unwohl. Verstopfung ist eine mögliche Ursache von Blähungen. Besonders im Alter funktioniert die Verdauung oft nicht mehr reibungslos. Woran das liegt und was die Verdauung entlasten kann.
Viele ältere Menschen haben zunehmend Probleme mit der Verdauung. Neben Verstopfung, Völlegefühl und Übelkeit klagen sie häufig über verstärkte Blähungen. Zurückzuführen ist das auf natürliche Alterungsprozesse. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Verdauungsfunktion. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Magen die Nahrung an den Dünndarm weitergibt, verringert sich.
Möglich ist auch, dass der Magen weniger Magensäure bildet. In Folge verweilt das Essen länger im Magen und ist unter Umständen weniger vorverarbeitet, wenn es in den Dünndarm weitergeleitet wird. Das erschwert die Verdauung im Darm und kann Blähungen verursachen. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn Kaubeschwerden vorliegen und das Essen nicht gut zerkleinert und eingespeichelt werden kann.
Auch der Darm wird im Alter träger und die Darmbewegung langsamer. In Folge bleibt der Stuhl länger im Darm. Das wiederum begünstigt trockenen und festen Stuhl – und Verstopfung. Ebenso nimmt die Gasbildung aufgrund verstopfungsbedingter Gärprozesse zu. Völlegefühle, Blähungen, Übelkeit und Unwohlsein können die Folge sein.
Hinzu kommt, dass der Laktasespiegel im Darm im Alter häufig abnimmt. Laktase ist für die Verdauung von Milchzucker (Laktose) wichtig. Bei älteren Menschen kann eine Unverträglichkeit gegenüber Milchprodukten auftreten. Folgen können Durchfall, Blähungen und Völlegefühl sein.
Erschwerend kommt hinzu, dass ältere Mensch oft weniger trinken als in jungen Jahren, weil das Durstgefühl nachlässt. Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr macht den Darm träger und begünstigt Verstopfung – und damit Blähungen. Auch bewegen sich Ältere weniger, um die Darmtätigkeit zu unterstützen. Des Weiteren essen ältere Menschen oft unregelmäßig, weil der Hunger nachlässt. Das beeinflusst die Darmtätigkeit ebenfalls.
Außerdem ist die Ernährung häufig nicht mehr so ausgewogen. Frisches kommt seltener auf den Tisch. Fehlen dem Darm Ballaststoffe, beispielsweise aus Gemüse, Obst, Salat und Hülsenfrüchten, wird der Stuhl fester und der Weitertransport schwieriger. Denn: Ballaststoffe quellen im Darm auf. Das Plus an Stuhlvolumen signalisiert dem Darm: Arbeit. Die Darmmotorik intensiviert sich durch die Zufuhr der unverdaulichen Fasern.
Ebenso machen Ballaststoffe den Stuhl nicht nur voluminöser, sondern auch weicher. Das fördert den Transport durch den Darm und die Ausscheidung wird unterstützt. Aber Achtung: Die vorteilhaften Effekte von Ballaststoffen zeigen sich nur, wenn man ausreichend dazu trinkt. Dann können sie aufquellen. Eine zu geringe Trinkmenge macht den Stuhl hart.
Erschwerend kommt oft hinzu, dass Ältere in der Regel verschiedene Medikamente einnehmen müssen, etwa Entwässerungsmittel (Diuretika), Medikamente gegen Bluthochdruck oder bestimmte Schmerzmittel. Einige Medikamente wirken sich ungünstig auf die Verdauung aus. Sie fördern Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen, Blähungen und Verstopfung.
Um die Verdauung zu entlasten, können oftmals Ernährungstipps und kleine Anpassungen im Alltag helfen:
- Prothese checken: Wird eine Prothese getragen, sollte diese regelmäßig auf einen guten Sitz kontrolliert werden. Schmerzen oder Reiben im Mund stört gutes Kauen – den ersten Verdauungsschritt. Kau- und Schluckbeschwerden anderer Ursache sollten ärztlich behandelt werden.
- Ausreichend trinken: Eineinhalb Liter Flüssigkeit sollte dem Körper täglich über Getränke zugeführt werden, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Gut geeignet sind Wasser und ungesüßte Kräuter- und Früchtetees. Gut gegen Blähungen wirken Kamille-, Fenchel- und Anistee. Wichtig: Bei Nieren- und Herzerkrankungen die Trinkmenge mit dem Arzt absprechen.
- Bewegung unterstützen: Ältere Menschen sollten sich, angepasst an ihre individuelle körperliche Belastbarkeit, regelmäßig bewegen. Das kurbelt die Verdauung an. Bereits ein kurzer Spaziergang nach dem Essen wirkt unterstützend.
- Ballaststoffe essen: Die Ernährung älterer Menschen sollte ausreichend Ballaststoffe enthalten. Diese sorgen für einen voluminöseren und weicheren Stuhl und fördern den Stuhltransport – was Blähungen entgegenwirkt. Ist die Ballaststoffzufuhr über die Ernährung schwierig, können Flohsamenschalen als Ergänzung helfen. Wichtig: Ausreichend Abstand zur Medikamenteneinnahme halten. Nicht geeignet bei Schluckbeschwerden. Zu den Flohsamenschalen genügend trinken und die Einnahmemenge der Flohsamenschalen mit einem Arzt abstimmen. Tipp: Die Flohsamenschalen in Wasser vorquellen lassen.
- Leicht verdauliches Essen wählen: Fettiges, stark gewürztes oder zuckerreiches Essen ist schwer verdaulich und fördert Blähungen. Daher sollte es nur in Maßen verzehrt werden. Auch zu viel Rohkost kann schwer im Magen liegen. Zwiebeln, Knoblauch, große Mengen Hülsenfrüchte und Kohl gehören ebenfalls zu den blähenden Lebensmitteln. Diese bei Beschwerden reduzieren. Gut verdaulich hingegen sind beispielsweise Gemüsesorten wie Karotten, Zucchini, Fenchel, Mangold, Kürbis, Spinat, Rote Beete, Kartoffeln und Aubergine.
- Die Darmtätigkeit mit Massagen unterstützen: Sanfte Massagen können die Darmtätigkeit unterstützen. Dazu am besten entspannt hinlegen und den Bauch sanft im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum in kleineren und größeren Kreisen massieren.
Bringen die genannten Tipps keine Linderung, sollte ein Arzt zurate gezogen werden – auch, um mögliche ernstere Ursachen der Beschwerden auszuschließen. Der Arzt kann zudem Präparate empfehlen, welche die Verdauungstätigkeit sanft anregen und helfen können, Verstopfung und Blähungen zu lindern, darunter beispielsweise gemahlene Flohsamenschalen, Lactulose-Sirup, Macrogol-Pulver oder Simeticon- oder Dimeticon-Tabletten.
Stehen bestimmte Medikamente in Verdacht, die Beschwerden auszulösen, sollten diese nicht in Eigenregie anders dosiert oder gar abgesetzt werden. Dies kann unter Umständen schwere gesundheitliche Risiken bergen. Anpassungen von Medikamenten sollten immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.