
In Zukunft will sich Postnord mit Blick auf den in Dänemark überaus starken Online-Handel vor allem auf die Zustellung von Paketen konzentrieren. Man wolle der bevorzugte Paketlieferant der dänischen Verbraucherinnen und Verbraucher werden, erklärte das Unternehmen, als es im Frühjahr die Einstellung der Briefzustellung ankündigte – und zudem die Streichung von 1.500 Stellen.
Auch das Briefgeschäft der Deutschen Post schrumpft von Jahr zu Jahr. Trugen die Postboten hierzulande 2001 noch 22,7 Milliarden Briefsendungen aus, so waren es 2024 nur noch 12,2 Milliarden. Dennoch betont ein Sprecher des Bonner Logistikers: „Die dänische Post ist nicht die Deutsche Post, beide Briefmärkte sind nur bedingt miteinander vergleichbar.“ Trotz Mengenrückrangs bleibe der Brief in Deutschland wichtig. „Wir gehen davon aus, dass wir auch noch viele Jahre in Deutschland Briefe bearbeiten und zustellen werden.“
Die gelben Briefkästen werden im deutschen Straßenbild präsent bleiben, dafür sorgt eine erst 2024 erneuerte staatliche Pflicht für ein recht engmaschiges Netz an Briefkästen. Im Rahmen dieser Pflicht gibt es allerdings einen Spielraum, den die Post für eine geringe Reduzierung der Standorte nutzte: 2015 hatte die Post in Deutschland 110.000 Briefkästen, heutzutage sind es noch 108.200.
In Dänemark schließt der staatliche Postdienst hingegen das Kapitel Briefkästen und Briefzustellung. Größere Kritik an dem Schritt wurde dort kaum laut. Die Seniorenvereinigung Faglige Seniorer monierte, dass eine Epoche ende. Man habe eine solche Entwicklung aber schon seit Inkrafttreten eines neuen Postgesetzes Anfang 2024 kommen sehen. Der ländliche Interessenverband Landdistrikternes Fællesråd forderte, dass Briefe auch in Zukunft jeden Landesteil zu gleichen Bedingungen erreichen müssten. Doch der große Aufschrei, der blieb aus.
Den dänischen Verbrauchern bleibt nun in erster Linie eine private Zustellungsfirma namens Dao, um Briefe zu verschicken. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht: Was die Pünktlichkeit bei der Briefzustellung betrifft, schnitt das Unternehmen in einer Untersuchung der dänischen Verkehrsbehörde deutlich besser ab als Postnord. Auch der Preis ist attraktiver: Ein Standardbrief innerhalb Dänemarks kostete bei Postnord umgerechnet knapp 3,90 Euro, bei Dao rund 3,10 Euro. Zu einem Aufpreis können sich Kunden den Weg zum Dao-Shop sparen und ihre Briefe sogar von zu Hause abholen lassen.
Für deutsche Verbraucher mögen diese Preise absurd hoch wirken – doch das sind bloß die Inlandspreise. Wer einen Brief oder eine Postkarte ins Ausland – etwa nach Deutschland – verschicken wollte, der bezahlte dafür bei Postnord zuletzt umgerechnet stolze 6,70 Euro. Mit Dao werden es nach jetzigem Stand immer noch umgerechnet knapp 6,20 Euro sein. Deutsche Urlauber, die einen Gruß per Karte aus Dänemark loswerden wollen, sollten das Kärtchen daher vielleicht am besten nach der Rückkehr zu Hause selbst überreichen.