
Parteitag in München
„Fremdschämen“: Ist die CSU Söder-müde?
12.12.2025 – 12:13 UhrLesedauer: 3 Min.
Markus Söder kandidiert am Freitag erneut als CSU-Vorsitzender. Der Parteichef setzt trotz interner Kritik auf Geschlossenheit und einen starken Rückhalt der Delegierten.
CSU-Chef Markus Söder bewirbt sich am Freitag (12. Dezember) auf dem Parteitag in München um eine weitere Amtszeit als Parteivorsitzender. Der 58-Jährige steht seit 2019 an der Spitze der CSU.
„Geschlossenheit“ ist Söders zentraler Appell bei öffentlichen Auftritten. Ein CSU-Vorstandsmitglied erklärt: „Er ist jetzt seit sechs Jahren im Amt und weiterhin ohne Frage als Parteichef wie Ministerpräsident unumstritten und gesetzt, eine gewisse Abnutzung ist aber dennoch vorhanden.“
„Die Stimmung war für viele auf dem Tiefpunkt, seither hat er gottlob nicht mehr gesungen und auch deutlich weniger Essen gepostet“, fasst es ein CSU-Vorstand zusammen. In der Tat zeigen Söders Aktivitäten bei Instagram und Co. in den vergangenen Wochen häufiger Schnipsel seiner politischen Arbeit und weniger, was bei Söder auf den Tisch kommt. Von „Fremdschämen“ und „unterhalb der Würde eines Ministerpräsidenten“ wurde damals geschimpft.
Sogar Söder selbst hatte sich damals öffentlich zur Kritik geäußert: Er sprach etwa von einer „Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig“.
Hinzu kommt, so heißt es von einigen in der CSU, dass mancherorts inzwischen eine gewisse Söder-Müdigkeit spürbar sei: „Er ist jetzt seit sechs Jahren im Amt und weiterhin ohne Frage als Parteichef wie Ministerpräsident unumstritten und gesetzt, eine gewisse Abnutzung ist aber dennoch vorhanden“, sagt ein anderer aus dem CSU-Vorstand. Söder vertritt bei Personalentscheidungen selbst übrigens den Ansatz, jedes politische Amt sei nur eine Ehre auf Zeit.
Söders Vorteil ist, anders als bei seinem Vorgänger Horst Seehofer, dass ihm niemand das Amt in der CSU streitig macht. Mehr noch, auch wenn man lange nachdenkt, fällt einem niemand ein, der Söders Fußstapfen sofort ausfüllen könnte. Das ist gut für Söder – ob es der Partei hilft, kann man aber bezweifeln. Die CDU hatte nach der Ära von Angela Merkel ja gezeigt, wozu ein Mangel an Führungskräften führen kann. Am Ende dauerte es zig Umwege, bis mit Merz nun wieder ein Parteichef fest im Sattel sitzt.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Söders Wiederwahl als Parteichef ist mindestens genauso sicher wie das Amen in Bayerns Kirchen und der stehende Applaus auf dem Parteitag. Bereits in der vergangenen Sitzung des CSU-Vorstands hat Söder, so ist zu hören, sich bemüht, möglichst viele der Funktionäre persönlich mit Namen anzusprechen. Das schafft Nähe, und so mancher Vorstand oder so manche Ministerin wird ihn dann im Zwiegespräch mit genervten Parteimitgliedern lieber verteidigen statt der Kritik zustimmen.
Für Söder wird es die fünfte Wahl zum CSU-Chef. Bei seinem Amtsantritt Anfang 2019 hatte er 87,4 Prozent der Stimmen erhalten, im darauffolgenden Herbst dann 91,3 Prozent. 2021 hatten 87,6 Prozent für ihn gestimmt, vor der Landtagswahl 2023 erhielt er mit 96,56 Prozent sein bisher bestes Ergebnis. Bei allen Wahlen gab es keine Gegenkandidaten.